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01.01.2021 Kategorie: Andacht, Landesverband

Jahreslosung 2021

Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch eurer Vater barmherzig ist. Lukas 6,36

„Ja“, können wir Jesus mit dem Leitspruch der Frauenhilfe antworten, „das will ich mir schreiben in Herz und Sinn, dass ich nicht für mich auf Erden bin. Dass ich die Liebe, von er ich leb, liebend an andere weitergeb.“ Es ist die barmherzige Liebe Gottes, die es möglich macht, dass auch wir barmherzig sind und Liebe austeilen. Gottes Liebe war zuerst da. Sie ist ein Geschenk Gottes an uns.

Den Begriff „barmherzig“ gebrauchen wir kaum noch. Aber wir kennen ihn aus der Bibel. Da gibt es das Gleichnis vom verlorenen Sohn, das auch „Das Gleichnis vom barmherzigen Vater“ genannt wird. In diesem Gleichnis erzählt Jesus, wie Gott ist. Auch wenn der Sohn auf Abwege geraten ist, breitet der Vater doch die Arme aus, als der Sohn zu ihm zurückkehrt. So nimmt Gott uns immer wieder an, auch wenn wir nicht perfekt sind und uns von ihm entfernt haben. Er hält zu uns, er zieht uns raus, er verändert uns durch seine Barmherzigkeit. „Barmherzig, geduldig und gnädig ist er, viel mehr als ein Vater es kann“, haben wir früher in der evangelischen Jugendgruppe geschmettert. „Er liebt dich, auch wenn du ihm Kummer gemacht, ist näher, als je du gemeint“, heißt es in dem Lied weiter.

Barmherzig – da fällt uns der barmherzige Samariter ein. Auch ein Gleichnis, von Jesus erzählt. Hier geht es um die andere Seite der Barmherzigkeit. Ein Mensch ist barmherzig zu einem anderen Menschen, obwohl der ihm fremd ist. Er hilft ohne Ansehen der Person, und zwar mit offenen Händen, großzügig, selbstlos, nachhaltig. Der Fremde wird ihm zum Nächsten. Sind wir barmherzige Samariter, die Fremden beistehen? Oder sehen wir doch lieber weg und gehen weiter? „Ich kann das nicht. Ich habe keine Zeit. Ich bin nicht zuständig. Ich habe genug eigene Probleme!“

In der diesjährigen Jahreslosung fasst Jesus den Begriff „barmherzig“ dann noch weiter: Seid gut auch zu den Menschen, die es nicht gut mit euch meinen. Fordert nichts von denen, die euch etwas schuldig sind. Schaut nicht auf die Fehler, die andere machen, denn keine und keiner ist ohne Fehler. Zusammengefasst heißt das: Wie ihr wollt, dass euch die Leute tun, so tut ihnen auch. Wer schon einmal auf die Barmherzigkeit anderer angewiesen war, der ist froh, wenn ihm geholfen wurde. Also: Sich nicht über andere stellen, nicht über andere herziehen, offen bleiben, wenn es Konflikte in der Familie gibt, alte Geschichten nicht immer wieder „aufwärmen“, der anderen vergeben, auch wenn es schwerfällt. Oft genügt schon ein Blick für das Verurteilen, Blicke können vernichten genauso wie Worte. Es kann z.B. für Jugendliche ein echtes Problem sein, wenn in der Schule oder in den sozialen Medien Unwahres über sie verbreitet wird. Und wie oft ist zu hören: „Die hat schon lange keinen Kontakt mehr mit ihrem Sohn!“ oder „Mit denen rede ich nicht mehr!“ Bei Beerdigungen treten manchmal einige Mitglieder der Familie erst ans Grab der Eltern, wenn die anderen weg sind. Das ist unbarmherzig.

Aber was ist für uns barmherzig? Ist Barmherzigkeit mehr als Mitleid? „Barmherzig“, dieses Wort trifft es eigentlich am besten, was ausgesagt werden soll: ein Herz für die Armen haben. Das ist mehr als Gutes tun. Es ist eine Haltung, eine Einstellung. Es meint: das Herz weit stellen, warmherzig sein, beherzt handeln ohne Berechnung, ohne zu denken: Da werde ich ausgenutzt. Die sieben Werke der Barmherzigkeit besagen konkret: Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Fremde beherbergen, Nackte bekleiden, Kranke pflegen, Gefangene besuchen, Tote bestatten.Wir können noch hinzufügen: Trauernde trösten, Sterbende begleiten. Überfordert uns das nicht? Gott hilft uns, wenn wir ihn bitten. Wir müssen nicht alles allein schaffen.

Eine Umfrage in der katholischen Kirche in Thüringen hatte zum Inhalt, welches Werk der Barmherzigkeit heute besonders notwendig sei. Heraus kam folgendes Ergebnis für die „Sieben Werke der Barmherzigkeit heute“:

Einem Menschen sagen:

                    Du gehörst dazu.

                    Ich höre dir zu.

                    Ich rede gut über dich.

                    Ich gehe ein Stück mit dir.

                    Ich teile mit dir.

                    Ich besuche dich.

                    Ich bete für dich.

Barmherzigkeit, die Barmherzigkeit Gottes und unser Barmherzig-Sein, ist die Losung für 2021. Gott hat ein weites Herz für uns. Aus seiner Liebe, Gnade und Barmherzigkeit leben und handeln wir als seine Kinder. Wir sind angenommen, sein Schutz und Segen geleiten uns. Das gibt uns Kraft und Zuversicht für das ganze Jahr. Gottes Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sie ist alle Morgen neu.

Gebet

Guter Gott,

du kommst uns immer wieder entgegen

und zeigst uns durch Jesus Christus deine Barmherzigkeit und Liebe.

Wie eine gute Mutter, wie ein guter Vater hältst du zu uns

und bist auf unserer Seite.

Du rechnest nicht an, was in unserem Leben falsch gelaufen ist.

Bei dir gibt es immer wieder einen neuen Anfang.

Dafür danken wir dir.

Herr, wir wollen versuchen, es dir gleich zu machen,

wo wir mit anderen Menschen zusammenleben.

Schenke uns ein offenes Ohr und einen Blick für Leid und Not.

Lass uns barmherzig sein mit anderen und mit uns selbst.

Lass uns den Weg gehen, den Jesus uns weist,

und darauf vertrauen, dass du uns hilfst. Amen.

Lieder

EG 420         Brich mit den Hungrigen dein Brot

EG 355,1-3   Mir ist Erbarmung widerfahren

EG 561         Herr, wir bitten, komm und segne uns

Psalm 23, V 6         „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang“

Segen

Gott segne dich.

Er heile und schütze dich.

Voller Liebe schaue er auf dich.

Er stütze dich und mache dich stark.

Er begleite dich durch das Jahr, das vor dir liegt.

So segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott,

der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

                                                                                     

Beitrag von Adelheid Schnelle