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01.12.2023 Kategorie: Andacht, Landesverband

Andacht Dezember 2023

Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil,
das du bereitet hast vor allen Völkern.
Lukas 2,30-31 (L)

Kennen Sie den Ausspruch: „Unverhofft kommt oft“? Wer sich diesen Vorsatz zu Herzen nimmt, der ist auf Gutes im Leben vorbereitet und gegen Schlechtes gewappnet. Wer danach lebt, den kann eigentlich nichts so richtig überraschen und aus der Bahn werfen, denn er erwartet ja das Unverhoffte, geht unvoreingenommen auf die Dinge zu, in dem Grundgefühl, das eigentlich jederzeit alles passieren kann. Dafür ist sicher eine gute Portion Gelassenheit nötig, oder großes Gottvertrauen.

Demgegenüber gibt es Menschen, die jahrelang auf etwas Bestimmtes hinleben oder hinarbeiten, die versuchen, möglichst alle Unwägbarkeiten im Leben durch gezielte und genau Planung auszuschalten und denen das Ziel, das sie vor Augen haben, Halt und Kraft gibt auf dem Weg dorthin. Das ist nicht ganz unwichtig, denn um lange auf etwas hinzuleben oder hinzuarbeiten, braucht es Geduld, Durchhaltevermögen und einen langen Atem. Erst recht, wenn sich das Eintreten des Erhofften verzögert und das Gefühl der Enttäuschung und Verzagtheit sich ausbreitet, weil es einfach unerreichbar bleibt, was man ersehnt und erstrebt.

Der Monatsspruch für den Dezember aus dem Lukasevangelium wird dort einem Mann zugeschrieben, der lange gewartet hat. So lange, dass er schon gar nicht mehr mit dem Eintreten des Ersehnten gerechnet hat, das ihm dann unversehens und unverhofft doch noch widerfährt:

Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern.

Simeon heißt dieser Mann aus Jerusalem, von dem es heißt, dass er gottesfürchtig und gerecht gewesen ist. Ihm war geweissagt worden, dass er nicht eher sterben werde, als bis er den Messias, den Erlöser Israels, gesehen habe. Über diese Verheißung war er alt geworden, bis ihn schließlich der Heilige Geist in den Tempel führte, wo er auf den neugeborenen Jesus und seine Eltern traf, die ihn, wie es bei Jungen im damaligen Israel Brauch war, im Tempel vorstellten. Voller Freude über die Erfüllung der Prophezeiung nimmt Simeon den kleinen Jesus auf seine Arme, segnet ihn und spricht:

Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.

Das, worauf er so lange sehnlichst gewartet hat, ist nun doch noch unversehens eingetreten und Simeon kann endlich Frieden finden.

„Unverhofft kommt oft“, oder immer ein Ziel vor Augen: Wo stehen wir, wo stehen Sie? Beides hat seine Vorteile und seine Schattenseiten. Wenn „Unverhofft kommt oft“, bedeutet, sich die Offenheit zu bewahren, sich unversehens beschenken zu
lassen und nicht immer mit dem Schlimmsten zu rechnen, ist das sicher eine gute Eigenschaft. Gleichzeitig ist es gut, Ziele und Träume nicht zu begraben, auch wenn der Weg dahin mühsam und steinig ist. Wer sich jedoch festbeißt und allzu starr und unflexibel wird in seinen Erwartungen und Plänen, der droht enttäuscht zu werden.

Simeon hatte beides, die Gabe geduldig zu warten auf das Erscheinen des Messias, und die Offenheit sich vom Heiligen Geist zu dem einen Kind führen zu lassen. Ein neugeborener kleiner Junge war es, wie so viele andere, die in den Tempel nach Jerusalem gebracht wurden, der aber zum Licht der Welt werden sollte, weit über die Grenzen Israels hinaus.

Segensreiches geschieht oft unverhofft. Gerade dann, wenn wir gar nicht oder schon lange nicht mehr damit rechnen. Wir tun gut daran, Augen und Herzen offenzuhalten, damit wir den einen Moment, der unversehens kommt, nicht ungesehen verstreichen lassen, sondern wahrnehmen und festhalten können in unseren Herzen. Amen.


Gebet
Gott, du hörst mir zu.
Du hast Geduld mit mir, wo mir die Geduld versagt.
Mein Suchen, mein Fragen, mein Verzagen,
zu dir kann ich es tragen.
Hab Dank dafür.
Ich glaube, Gott, du willst,
dass ich immer wieder von vorn beginnen kann,
und mein Tun, mein Warten und Ausharren nicht vergeblich ist.
Ich hoffe, Gott,
auf ein blühendes Wunder – mitten im Winter,
auf dein stärkendes Wort – mitten im Schweigen,
auf ein leuchtendes Zeichen von dir – mitten unter uns.
Amen.

Lieder
EG 1,1-2.4-5 Macht hoch die Tür
EG 13,1-3 Tochter Zion
EG 7,1-5 O Heiland, reiß die Himmel auf
EG 11,1-3 Wie soll ich dich empfangen

Segen
Möge die Adventszeit in dir die Sehnsucht entfachen
nach dem Licht, das ins Dunkel fällt.
Möge sie die Hoffnung am Leben halten auf den,
der in die Welt gekommen ist, um sie zu verwandeln.
Möge sein Licht in dir leuchten,
dein Herz leicht machen und deine Wege hell. Amen.

Beitrag von Meike Bräuer-Ehg