Ich wünsche dir in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit, so wie es deiner Seele wohlergeht.
3. Johannes 2 (E)
Ja, solche Sätze sind uns vertraut. Neudeutsch sagt man: „Alles Gute, und vor allem Gesundheit.“ Gerade in Kreisen, wo ältere Menschen zusammenkommen, ist dieser
Wunsch sozusagen ein Dauerbrenner: „Vor allem Gesundheit, das ist doch das Wichtigste.“
Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich diesen Satz schon gehört habe, z.B. bei besonderen Geburtstagen in der Frauenhilfe. Und wie oft wusste ich, dass dieser
gutgemeinte Wunsch nicht in Erfüllung gehen würde. Ich habe mir längst abgewöhnt, jemandem „Wohlergehen und Gesundheit“ zu wünschen. Und nun sitze ich hier und
soll genau darüber eine Andacht schreiben – und zu allem Überfluss nicht auf Corona eingehen. Welches Dilemma!
Der Monatsspruch für Mai 2022 ist aufgeschrieben im 3. Johannesbrief. Es gibt drei solcher Briefe, die allerdings nicht vom Evangelisten Johannes verfasst wurden – so
kann man nachlesen – sondern von einem Briefschreiber, der eine große Nähe zum Johannesevangelium erkennen lässt. Und was auffällt: Die guten Wünsche stehen
nicht am Schluss des Briefes, wie wir es gewohnt sind, sondern ganz am Anfang. Warum wurde dieser Brief geschrieben? Um was geht es hier?
Es geht um den christlichen Glauben. Im 1. Johannesbrief heißt es „Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat …
zur Versöhnung für unsere Sünden“ (1. Joh 4,9f L).
Es gab aber Gegner, die dieses Fundament des christlichen Glaubens anzweifelten, in Frage stellten oder gar bekämpften. Im zweiten Johannesbrief wird sogar vor ihnen
gewarnt, z.B. so: „Viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen. Sie bekennen nicht, dass Jesus im Fleisch (also als Mensch) gekommen ist …, (achtet auf euch)
seht euch vor …“ (2. Joh 7ff L). Und um den wahren Glauben weiterzugeben, wurden Prediger, sogenannte Heidenmissionare ausgesandt.
Ich wünsche dir in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit, so wie es deiner Seele wohlergeht.
Mit diesen Worten wendet sich der Briefschreiber des dritten Briefs an Gajus, ein Gemeindemitglied. Die freundlichen Grußworte drücken Dank und Freude darüber aus,
dass Gajus die Missionare – immerhin fremde Männer – bei sich aufgenommen hatte. Das war nicht ohne Risiko, denn Diotrephes, der Gemeindeleiter, ging mit bösen
Worten gegen solches Verhalten an. Er hinderte alle, die auch Missionare aufnehmen wollten, und schloss sie aus der Gemeinde aus.
Streit um den wahren Glauben – den hat es in den vergangenen rund 2000 Jahren immer gegeben, und es gibt ihn bis heute in den verschiedensten Formen. Und nun sind
wir gefragt. Wo stehen wir? Wie würden wir uns heute verhalten? Glauben wir lieber denen, die es uns leichter machen? Würden wir Unannehmlichkeiten, Strafe oder
Verfolgung auf uns nehmen für unseren Glauben?
Eine letzte Frage: Weist uns die Institution Kirche immer den richtigen Weg?
Gebet
Herr, mach uns stark im Mut, der dich bekennt,
dass unser Licht vor allen Menschen brennt.
Lass uns dich schaun im ewigen Advent,
Halleluja – Amen. (EG 154)
Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott,
der Vater, der Sohn und der heilige Geist.
Lieder
EG 391 Jesu geh voran
EG 184 Wir glauben Gott im höchsten Thron
EG 66 Jesus ist kommen
EG 618 Herr, gib uns Mut zum Brückenbauen