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15.12.2017 Kategorie: Andacht

Jahreslosung 2018

Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. Offenbarung 21,6 (L)

Liebe Frauenhilfsschwestern,
so viele Bilder und wunderbare Geschichten fallen mir ein zu diesem Vers aus der Offenbarung. Eine will ich erzählen.

Vor etlichen Jahren besuchte ich einen Mann aus meiner Gemeinde auf der Palliativstation.
Die Schwestern und Pfleger auf der Station baten mich, auch noch eine andere Patientin dort zu besuchen, weil sie sehr unglücklich wirke.
Es war Frau M., 82 Jahre alt. Sie litt an einer Krebskrankheit im Endstadium. Man half ihr mit den Schmerzen und mit ihrer Luftnot. „Sie ist oft anscheinend verwirrt“, gab mir ein Pfleger auf den Weg.
Ich klopfe an und betrete, als sie nicht antwortet, das Zimmer.
Ich stelle mich vor: „Guten Tag. ich heiße Keitel. Ich bin Pastorin und habe hier auf der Station jemanden besucht. Nun wollte ich auch nach Ihnen schauen.“
„Pastorin … Ich hab's ja nicht mit der Kirche.“
„Darf ich trotzdem etwas bei Ihnen bleiben?“
Frau M. nickt huldvoll.
Ich nehme auf einem Stuhl in der Nähe des Bettes Platz und frage: „Wie geht es Ihnen heute?“
Frau M. antwortet nicht und blickt auf ihre Hände. Nach einer Weile fragt sie: „Wer sind Sie?“ „Ich bin Pastorin,“ antworte ich. Sie nickt und blickt auf ihre Hände. Dann sagt sie:
„Ich habe solchen Durst.“
Ich sehe eine Flasche Wasser und ein Glas auf ihrem Nachttisch und frage sie, ob sie einen Schluck Wasser trinken möchte. „Das nützt nichts“ sagt sie. Und dann: „Ich hab solchen Durst.“ Also frage ich sie, ob ich die Schwestern um einen Becher Tee bitten solle. „Das nützt nichts. ... Ich hab solchen Durst.“ Da sage ich ganz spontan: Es gibt ein Psalmwort, das heißt: Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir. (Ps. 42, 2) „Ja, so einen Durst meine ich“, antwortet sie.

Es gibt den Durst an einem heißen Sommertag, den quälenden Durst bei einer fiebrigen Krankheit, den Durst nach Leben, wenn wir lange vom Leben ausgeschlossen waren. Und es gibt den Durst nach Trost, Durst nach Geborgenheit, Durst nach Heilung, Durst nach Sinn in all dem, Durst nach Gottes lebendigem Wasser. Diesen tiefen Seelendurst, wer kennt den nicht? Ich erinnere mich an manche Wüstenerfahrung in meinem Leben, als ich mich innerlich ganz vertrocknet gefühlt habe, als ich das Gefühl hatte, das etwas in mir verdorrte und ich mich nach Wasser – dem Wasser des Lebens – gesehnt habe und … irgendwann auch bekommen habe. Frisch aus der Quelle. Von Gott.

Lebendiges Wasser - Ich wohne im Harz. Da gibt es viele Bäche mit quirligem lebendigen Wasser. Menschen, die hier zu Besuch oder zur Erholung sind, schwärmen davon, wie erfrischend es ist, neben einem plätschernden Bach entlang zu gehen. Und wie schön das aussieht!

Diese Bäche sind ein Bild dafür, wie erfrischend lebendiges Wasser wirkt, auf Leib und Seele – erquickend, wie das schöne alte Wort heißt.
Das Wasser gehört auch zu einem unserer wichtigsten Rituale. Das Sakrament der Taufe vereint Wasser mit Gottes Wort und macht es so durch Gottes Geist zu einem Mittel des Heils. Und damit bin ich bei einem weiteren Wort, das mich sofort anspricht in dem Vers aus der Offenbarung: „Umsonst“.

Es fallen mir die vielen Tauffeiern ein, in denen Gottes lebendiges Wasser „umsonst“ Gottes Zusage an kleine Menschen besiegelt, damit sie unter seiner Gnade wachsen können. Denn gerade bei der Taufe von kleinen Kindern ist klar, dass sie keine Gegenleistung bringen können.

Und ich erinnere mich an eine Feier der Tauferinnerung am Ostermorgen in einem kleinen Städtchen an der Elbe, bei der die Menschen Elbwasser für diese Feier in das Taufbecken gossen. Elbwasser darum, weil dieses Wasser mit ihrem Leben an diesem Fluss zu tun hatte. Und wie gut konnte daran deutlich werden, dass dieses Wasser voller Lebenserfahrungen erst durch Gottes Wort zu lebendigem Wasser wird, das aus der Quelle von Gottes Güte fließt, und wie viel Leben dann daraus entsteht, immer wieder überraschend, manchmal ganz anders als gewünscht und erwartet.
Unser Seelendurst wird von Gott gelöscht - umsonst.
Lied
EG 278
Gebet
Ach, großer Gott,
manchmal bin ich am Ende meiner Kräfte und fühle mich mutlos.
Manchmal frage ich mich, wo du bist. Bist du wirklich auf meiner Seite? Siehst du nicht all das Elend auf der Welt?
Gott – gib mir Zuversicht und Vertrauen, auch wenn ich das Leben oft nicht verstehe, auch wenn ich dich nicht verstehe.
Ich bitte dich um dein belebendes Wasser der Gnade und Güte. Belebe meinen Glauben, damit ich selbstbewusst und stark dem Auftrag deines Sohnes folgen kann und in Liebe zu dir mein Leben lebe. Amen.
Segen

Gott segne unser Suchen und Zweifeln.
Gott segne unser Sehnen nach dem Wasser des Lebens.
Gott tröste uns mit seiner Gnade!
Gott segne unseren frohen Stunden.
Es segne und behüte uns der barmherzige und allmächtige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen. Alternativ:
Lied
EG 324
Gebet
Großer Gott,
du Brunn der Gnad, ich bitte Dich, sei gnädig mit mir. Ich versinke immer wieder in Sorge um mich selbst, in Bedürfnis nach Sicherheit. Richte meine Gedanken immer wieder zu Dir.
Lass mich verstehen und fühlen, dass Du meine Wege bestimmst und begleitest.
Großer Gott,
du ewige Quelle meiner Lebenskraft, begieße mich mit deinem lebendigen Wasser, damit alles, was tot und dürre ist in mir, wieder lebendig werden kann.
Großer Gott,
benetze mit deinem lebendigen Wasser unser aller Zusammenleben, damit alles heilsam fließen kann, was unserem Leben dient, in deinem Sinne, dir zur Ehre. Amen.
Segen

Gott segne unser Sehnen nach seinem Wasser des Lebens.
Gott segne unseren Zweifel und unsere Suche.
Gott segne unsere Lebensfreude
Gott segne die Menschen, die sich in ihren Entscheidungen von seinem Wasser des Lebens befruchten lassen.
Es segne und behüte uns der barmherzige und allmächtige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Beitrag von Dr. Hilma Keitel, theologische Begleitung Haus Daheim