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01.05.2018 Kategorie: Andacht

Andacht Mai 2018

Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. Hebräer 11,1


Wenn Menschen sich in derselben Sprache miteinander unterhalten, ist noch lange nicht gesagt, dass beide auch dasselbe meinen. Wenn ich Ihnen sage: „Ich glaube ...“ - dann kann das unterschiedlich aufgefasst werden: Es könnte bedeuten: „Ich vermute, ich weiß es nicht so genau.“ - Wie etwa in dem Satz: „Ich glaube, dass es morgen regnet. Vielleicht scheint aber auch die Sonne.“ Es könnte aber auch bedeuten: „Ich habe eine feste Zuversicht, ich vertraue von ganzem Herzen und verlasse mich darauf.“ So meint es Martin Luther in seiner Erklärung zum zweiten Glaubensartikel (vgl. EG 806.2):

Ich glaube, dass Jesus Christus, wahrhaftiger Gott vom Vater in Ewigkeit geboren und auch wahrhaftiger Mensch von der Jungfrau Maria geboren, sei mein Herr, der mich verlornen und verdammten Menschen erlöset hat, erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels; nicht mit Gold und Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben; auf dass ich sein eigen sei und in seinem Reich unter ihm lebe und ihm diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit, gleichwie er ist auferstanden vom Tode,
lebet und regieret in Ewigkeit. Das ist gewisslich wahr.

Luther meint nicht: Ich vermute, dass Jesus Christus eine Bedeutung für mich und mein Leben haben könnte. Er meint: Ich vertraue von ganzem Herzen darauf, dass Gott mich durch seinen Sohn gerettet hat. Dieser Glaube ist wie ein Sicherungsseil beim Bergsteigen, der einzige Halt, wenn ich stürze. Oder wie ein Rettungsring im Wasser, der verhindert, dass ich untergehe. Dieser Glaube ist lebensrettend. Genauso will der Schreiber des Hebräerbriefes den Glauben verstehen und seine Gemeinden zu solchem Glauben ermutigen:
„Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft,
und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ (Hebräer 11,1)

Damit dieser Satz nicht nur eine Worterklärung bleibt, erinnert der Autor ein ganzes Kapitel lang die Gemeinden an Zeugen des Glaubens quer durch das Alte Testament:
Erinnert euch an die Menschen, die in diesem Glauben gelebt haben! Erinnert euch an ihr Vorbild und lebt selbst in diesem Glauben!

Erinnert euch an Abraham: Gottes Wort und Gottes Verheißung waren ihm wichtiger als die altvertraute Heimat und so machte er sich auf in die Fremde.

Erinnert euch an die Eltern des Mose: Im Vertrauen auf Gott legten sie das Baby in einem Körbchen ins Schilf am Nil statt es zu töten, wie der Pharao befohlen hatte.
Und Mose selbst vertraute Gott und verzichtete darauf, bei Hofe in Reichtum und Ansehen zu leben. Lieber setzte er sich für das geschlagene und misshandelte Volk Gottes ein und musste dafür sogar den Weg als mittelloser Flüchtling in die Wüste gehen.

Erinnert euch an Daniel und seine Freunde: Sie weigerten sich, die Götzenstatue des Königs anzubeten. Selbst die angedrohte Löwengrube und die Strafe des Verbrennens hielt diese jungen Männer nicht davon ab, auf ihren Gott zu vertrauen. (Daniel 3,17+18; 6,23+24)

Wir könnten diese Liste der Glaubenszeugen bis in die heutigen Tage fortsetzen. Denken wir z.B. an die Holländerin Corrie ten Boom: Sie vertraute Gott mit ihrem ganzen Leben bis in den Alltag hinein. Als sie für das Verstecken und Retten jüdischer Familien selbst ins KZ Ravensbrück musste, schmuggelte sie eine Bibel mit hinein, um den Mitgefangenen Mut durch Gottes Wort zu schenken. In ihrer Autobiographie „Die Zuflucht“ schreibt sie über den Glauben: „Du wirst nie den Sieg bekommen, den Christus dir geben will, wenn du dich Ihm nicht ganz auslieferst. Gib ihm nicht die Person, die du sein möchtest, sondern die du bist.“ Oder: „Glaube heißt: sich auf die Glaubwürdigkeit Gottes zu verlassen.“ Und: „Glaube und du wirst erleben, dass Dinge, die bei Menschen unmöglich sind, bei Gott möglich sind.“

In diesem Sinne: Haltet fest am Glauben - vertraut von ganzem Herzen auf Gott. Einen besseren Rat zum Leben gibt es nicht. Amen.
Lieder
EG 596 Ich möchte Glauben haben
EG 365,1-3-8 Von Gott will ich nicht lassen
Gebet
EG 909
Gott,
ich sehne mich nach Glauben, der Dich für gewiss hält.
Manchmal spüre ich ihn tief in mir,
dann aber folgen wieder Zeiten,
in denen die Zweifel stärker sind als die Zuversicht.
Ich bitte Dich: sei mir nahe, wenn ich glaube,
sei mir näher, wenn ich zweifle.
Berge mich im Schatten Deiner Flügel,
wo auch immer ich bin. Amen.
Segen

Der Herr segne dich und behüte dich,
deinen Ausgang und deinen Eingang gleichermaßen.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig,
in Zeit und Ewigkeit sei er dir Schutz und Schirm.
Der Her erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden,
er sei deines Lebens Kraft und Ziel. Amen.
Beitrag von Petra Wesemann, Pfarrerin Kirchengemeinde Wendeburg und Harvesse