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17.12.2019 Kategorie: Andacht, Landesverband

Jahreslosung 2020

Ich glaube, hilf meinem Unglauben! Mk 9,24 (L=E)

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, liebe Frauenhilfsschwestern, aber zu Beginn eines neuen Jahres muss ich mich immer erst „einwohnen“. Die neue Jahreszahl fühlt sich ungewohnt an; ich fühle mich ein wenig aus der Zeit gefallen. Nun also 20 20 – aber hatten wir nicht gerade erst den Millenniumswechsel?! Wie deutlich steht mir noch die Aufregung vor diesem Jahreswechsel vor Augen. Einige Mitbürger waren so verunsichert, dass sie sich Notvorräte anlegten, um einem möglichen Weltuntergang widerstehen zu können. So aufregend ist der Wechsel in ein neues Jahrzehnt nicht, aber allein die Zahl 20 20 sorgt dennoch für einige Aufregung. Schon lange im Voraus sind Daten mit Zahlenspielen vorgebucht, wenn es an Hochzeiten geht.  Der 20.02.2020 ist bestimmt viel geeigneter zum Heiraten als der 23.05.2020 oder der 17.09.2020. So ein Zahlenspiel hat doch etwas Magisches, oder?

So aufgeklärt wir uns auch geben, so sehr wir leugnen, abergläubisch zu sein, so sehr zeigen sich doch Reste magischen Denkens. Natürlich wissen wir alle, dass an einem Freitag, dem 13., nicht mehr Unglücksfälle geschehen als an anderen Daten und Wochentagen (Versicherer berichten sogar von 10 % weniger gemeldeten Schadensfällen). Und dennoch ist jeder Freitag, der auf den 13. eines Monats fällt, des Gespräches wert. Ist doch immer ein gutes Smalltalk-Thema, oder? „Eigentlich glaube ich ja nicht daran, aber es schadet doch auch nichts, sich ein wenig vorzusehen.“ Da wird dann jedes zerbrochene Glas, jeder verschüttete Kaffee plötzlich bedeutungsschwanger, wo man an jedem anderen Tag einfach alles aufgewischt hätte und damit wäre es erledigt.

Wir Menschen sind in unserem Verhalten alles andere als eindeutig, und wir sind schon gar nicht einfach nur vernunftgesteuert. Urängsten versuchen wir auch mit uralten Verhaltensmustern beizukommen.

Wir Frauenhilfsschwestern wissen uns mit der ganzen Christenheit gegründet allein auf Jesus Christ. „Einen andern Grund kann niemand legen, als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“, heißt das bei Paulus im 1. Korintherbrief (1. Kor 3,11). Und so können wir als Mitglieder in einem christlichen Verein wohl alle sagen „Herr, ich glaube!“ Damit könnten und sollten wir eigentlich alle abergläubischen Praktiken hinter uns gelassen haben.

Eigentlich.

Wären da nicht die Momente des Zweifels, der Unsicherheit, der Überforderung.

„Bis jetzt ist alles gut gegangen. Schnell auf Holz klopfen.“ Haben Sie das noch nie getan oder gesagt?

Kennen Sie die Geschichte vom Seewandel des Petrus (Mt 14,22-32)? Jesus wandelt auf dem See Genezareth. Petrus sieht ihn, will zu ihm und auf ein Wort Jesu hin macht er sich auf den Weg über das Wasser. Aber als ihm deutlich wird, was er gerade tut, bricht die Zuversicht in sich zusammen und er sinkt. Er wird zwar von Jesus gerettet, muss sich aber als Kleingläubiger bezeichnen lassen.

Wie gut kann ich ihn verstehen, diesen Petrus. Das kenne ich, dass ich voll guten Mutes aufbreche, das Ziel vor Augen. Nur um dann – mit der Realität konfrontiert – kleingläubig am Gelingen zu zweifeln und dadurch ins Straucheln zu geraten. Da fühle ich mich der Jahreslosung sehr nahe „Herr, ich glaube. Hilf meinem Unglauben!“ Dieser Satz wird von einem verzweifelten Vater ausgerufen, der Jesus um die Heilung seines Sohnes gebeten hat – wenn er, Jesus, das denn könne. Da bricht die jahrelange Hilflosigkeit des Vaters durch, der wohl schon alles versucht hat, um seinem Sohn zu helfen, und nun eben einen weiteren Versuch startet. Der sich aber nicht gestattet, einfach auf Erfolg zu setzen, zu viel Enttäuschungen liegen schon hinter ihm. Und was bekommt er zu hören? „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ Woraufhin er schreit: „Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ Wie Petrus nimmt er sein Herz in die Hand, wagt sich hinaus – und weiß doch um seine Grenzen. Die er nun wiederum der Barmherzigkeit Jesu anvertraut. ‚Ich tue, was ich kann. Und darüber hinaus, tu du bitte, was fehlt.‘ Glaube als eigene Verfasstheit und als erbetenes Geschenk. 

Eigentlich verlasse ich mich in meinem Leben ganz auf Gott, weiß mich beim ihm geborgen, von ihm getragen. Und dennoch sind da die Augenblicke, in denen ich auf Holz klopfe, Scherben Glück zuspreche und was es derlei noch mehr gibt.

Nein, wir Menschen sind nicht eindeutig, und wir sind nicht vernunftgesteuert. Aber wir sind alle Gottes Kinder, die sich vertrauensvoll ihm zuwenden dürfen mit der Bitte „Herr, ich glaube. Hilf meinem Unglauben!“

Gebet

Wie oft schon, Gott,
habe ich mein Heil bei vermeintlichen Glücksbringern gesucht:
habe ‚Schutzengel‘ gekauft und im Haus verteilt,
habe, wenn auch verschämt, das Horoskop gelesen,
habe Glücksklee mit Schornsteinfeger und Schweinchen zu Sylvester gekauft.

Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben.

Wie oft schon, Gott,
habe ich von überall her Seelenheil erhofft, nur nicht von dir:
habe meinen Lebenswandel zu optimieren versucht,
habe meine Zeit gewinnbringend einsetzen wollen,
habe Achtsamkeits-Ratgeber gelesen.

Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben.

Bei dir, Gott,
kann ich sein, wie ich bin:
himmelhoch jauchzend zu Tode betrübt,
lebensbejahend und verzagt,
gefestigt und verunsichert.
Du willst mir der starke Fels sein, auf dem ich mein Haus errichten kann.

Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben. Amen.

Lieder

EG 575             Du bist, Herr, mein Licht und meine Freiheit
EG 596            Ich möchte Glauben haben
EG 65              Von guten Mächten

Segen

Alle Tage deines Lebens sei geborgen in Gottes Hand.
Getragen wage dich hinaus ins Leben.
Alle Tage deines Lebens sei umfangen in der geschwisterlichen Gemeinschaft des Sohnes.
            Umsorgt wende dich dem Nächsten zu.
Alle Tage deines Lebens sei erfüllt von Gottes Geist.
            Beflügelt wage dich an neue Horizonte.
Und so segne dich Gott, der Allmächtige,
Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

Beitrag von Antje Gottwald