Die Güte des Herrn ist’s, dass wir nicht gar aus sind,
seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern
sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.
Klagelieder 3,22-23 (L)
„Es reicht! Irgendwann ist mal Schluss!" Haben Sie das auch schon mal gedacht ‒ oder sogar ausgesprochen? Bis es so weit kommt, muss einiges passiert sein: Immer wieder neue Enttäuschungen, gebrochene Versprechen. Irgendwann fällt der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Aus der Sicht des wütenden Sprechers solcher Worte ist das nur zu verständlich. Aber wie bitter ist es, wenn einem diese Worte ins Gesicht geschleudert werden. Das hört sich so endgültig an. Bekomme ich keine neue Chance mehr? Bin ich abgeschrieben? Ist es aus mit mir?
Die Worte des Monatsspruchs für Oktober sind an solche Menschen gerichtet, die ganz unten sind. Sie sind voller Wut und Trauer über ihr Schicksal. „Und wo ist Gott?" fragen sie. „Hat er uns abgeschrieben?"
„Die Güte des Herrn ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß", antwortet der Prophet auf ihre Klagen. Er erinnert sie an Gottes Güte und Treue.
„Es reicht! Du bist für mich gestorben." So kann Gott nie und nimmer denken. Er kann sich nicht untreu werden. Wenn er etwas versprochen hat, gibt es für ihn kein Zurück dahinter. Vielleicht ist das für mache ein anstößiger Gedanke: Gibt es etwas, was der allmächtige Gott nicht kann? Ja, das gibt es. Gott kann sich nie untreu werden. Wenn er sich einmal festgelegt hat, gibt es für ihn kein Zurück hinter diese Worte mehr. Anders als wir das unter uns Menschen kennen, die „ihr Geschwätz von gestern nicht mehr kümmert".
Wer wie ich als kleines Baby getauft wurde, erinnert sich nicht daran. Aber damals ist etwas Entscheidendes passiert: Gott hat über uns sein großes Ja gesprochen. Dahinter gibt es für ihn kein Zurück mehr.
„Mein treuer Gott, auf deiner Seite bleibt dieser Bund wohl feste stehn. Wenn aber ich ihn überschreite, so lass mich nicht verloren gehn", heißt es in einem bekannten Tauflied. Egal wie wir mit dieser Zusage umgehen ‒ von Gottes Seite steht sie fest. Nun sind wir dran, darauf zu antworten.
Die Güte und Barmherzigkeit Gottes ist alle Morgen neu, weiß der Prophet. Jeder Morgen erinnert uns an Gottes Schöpferkraft. Seine Güte und Gnade sind wie ein neuer Schöpfungsmorgen. Das ist mir besonders wichtig bei diesem Monatsspruch: Er setzt nicht bei uns, sondern konsequent bei Gott an. Wir machen uns in diesen Zeiten große Sorgen um unsere Zukunft und die der Generation unserer Kinder und Enkel. Es ist gut, wenn wir uns mit unserer Kraft für den Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen, statt den Kopf in den Sand zu stecken oder zu resignieren. Aber wir spüren auch schmerzlich unsere Grenzen. Es ist ein großer Unterschied, ob ich mich selbst mit aller Kraft und Mühe verschleiße oder ob ich auf Gottes heilvolles Zukunftshandeln hoffe.
Unterscheiden oder gar trennen kann ich es aber nicht.
Gott hat sein großes Ja zu uns gesprochen. Jetzt sind wir dran, mit unserem kleinen Ja darauf zu antworten. Jesus Christus ist Gottes Ja zu uns. Im Vertrauen auf ihn können wir mutige Schritte tun, denn er bürgt dafür, dass wir immer wieder einen neuen Anfang machen können. Amen.
Gebet
Barmherziger Gott, wir kommen zu dir
mit unseren Fragen und Hoffnungen,
mit unseren Lasten und unserem Vertrauen
auf deine Güte und Treue.
Gib uns die Kraft, uns mit unserer kleinen Kraft
für das Leben einzusetzen,
aber auch das Vertrauen,
dass du diese Welt in deiner guten starken Hand hältst.
Zeige uns, wo wir umkehren müssen von falschen Wegen.
Richte unseren Blick auf Jesus Christus,
in dem du dein großes Ja zu uns gesprochen hast,
und mach uns Mut,
mit unserem kleinen Ja darauf zu antworten.
Amen.
Segen
Möge die Gnade Gottes dich an jedem Morgen erfrischen,
möge die Güte Gottes dich stärken in der Mitte jedes Tages,
möge die Barmherzigkeit Gottes dir am Abend
die Last des Tages abnehmen,
möge sein Friede dich in der Nacht umhüllen
und dich in einen neuen Tag seiner Gnade geleiten.
Lieder
Herr, deine Gnade in: Feiert Jesus; freiTöne 76; Lieder zwischen Himmel und Erde 188
EG 4 All Morgen ist ganz frisch und neu
EG 455 Morgenlicht leuchtet
Die Güte des Herrn hat kein Ende, kein Ende in: Feiert Jesus