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01.08.2024 Kategorie: Andacht, Landesverband

Andacht August 2024

Der Herr heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden. Psalm 147,3 (L)

Zerbrochen! Etwas fassungslos sehe ich auf die Scherben der Schüssel, die ich eben noch in der Hand gehalten hatte und deren Bruchstücke sich nun über den Steinboden verteilen. Da hilft nur, cool zu bleiben. Ich habe doch noch mehr Schüsseln. Ich entsorge also die Scherben.

Schlimmer war es schon, als ich mir vor Jahren ein Bein brach. Da kamen zu der Wut über meine Unachtsamkeit noch die physischen Schmerzen hinzu und besonders der Kummer darüber, dass ich meinen Angehörigen damit zur Last fallen könnte. Zum Glück gab es das Krankenhaus mit guten Ärzten, und nach einigen Wochen war alles „verschmerzt“.

Wir alle haben uns schon kleinere und größere Wunden zugezogen. Für die kleinen genügt meistens ein Pflaster, und als Kind bekam man den Trost „mor­gen ist alles wieder gut“. Mit dem Loch im Knie ging man zum Arzt. Es bleibt natürlich immer etwas zurück: Die Schüssel war ein Andenken an eine mir lie­be Person; von den Wunden bleiben für immer Narben zurück. Doch damit kann ich leben.

Aber wie steht es mit dem gebrochenen Herzen und den seelischen Wunden? Es gibt viele Redewendungen wie „das, was du sagtest, hat mich tief verwundet“, „es bricht mir das Herz“. Hier kommen wir an unsere Grenzen. Menschen ver­lieren seit Urzeiten ihre Heimat oder leben in einem System, in dem man sich nicht frei entfalten kann. Am schlimmsten ist es, wenn man einen nahestehen­den Menschen verliert. Sicher, bei dem alten Großvater musste das ja über kurz oder lang eintreten. „Der Tod gehört zum Leben“, heißt es da. Zum Glück hat Gott uns die Fähigkeit zur Trauer verliehen. Beim Verlust eines Menschen kommen wir mit dem Verstand, also dem Kopf, nicht weiter. Es gibt Menschen, die verhärten. „Selber schuld“, sagen sie etwa, verbittern und werden un­ausstehlich. Zyniker behaupten gar, jeder Mensch sei ersetzbar. „Wie kann Gott das zulassen, wenn es denn einen gibt?“

Es gibt keinen Chirurgen, der ein Herz heilen kann, das „gebrochen“ ist. Auch keinen Arzt, der Wunden der Seele verbindet. Die Seele ist kein Organ, sondern die Gesamtheit aller Gefühlsregungen und geistigen Vorgänge im Menschen.

Was ist, wenn die Enttäuschung über den Sohn. die Tochter oder einen anderen Menschen, der einem nahesteht „über den Verstand“ geht? Wenn eine Partner­schaft auseinanderbricht? Wenn ich mich selbst schuldig gemacht habe? Ich durfte erfahren, dass es Menschen gibt, die zuhören können, die einem die Hand reichen. Es tut gut, sich auszusprechen und sich hoffentlich am Ende zu versöh­nen. Gott zeigt mir so die Möglichkeit auf, das Herz zu heilen und die Wunden zu schließen. Es bleibt zwar ein Schmerz zurück und auch Narben im übertrage­nen Sinne, mit denen ich aber leben kann. Dies ist sogar notwendig, finde ich.

In jedem Gottesdienst sprechen wir am Schluss des Glaubensbekenntnisses „Ich glaube … an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben“. Die Dimensi­on dessen, was da geschieht, können wir nicht einmal erahnen. Aber es beinhal­tet das Versprechen:
„Der Herr heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre
Wunden.“ Amen.
 

Gebet
Jesus Christus, du bist es, der Heil und Leben mit sich bringt. Erkenne     
unsere Trauer, unsere Nöte und Ängste, unsere Verletzungen und
Wunden. Richte uns auf und schenke uns heilsame Worte. Lenke
unseren Blick auf die, denen es nicht gut geht, und schenke uns Mut
und Kraft, ihnen zu helfen. Amen.

Segen
So segne, behüte und heile uns Gott, der Allmächtige und Barmherzige,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Lieder
EG 171                            Bewahre uns, Gott
EG 170                            Komm, Herr, segne uns
EG.Ergänzungsheft 24    Da wohnt ein Sehnen tief in uns

Beitrag von Anne-Lore Asmus