esus Christus spricht: Kommt und seht!
Johannes 1,39 (L = E)
„Im Anfang war das Wort (Joh 1,1) … und das Wort ward Fleisch und wohnte
unter uns (V. 14) ..., aber die Welt erkannte es nicht“ (V. 10). So steht es am Anfang
des Evangeliums nach Johannes. Kein anderer als Johannes der Täufer, von Gott
gesandt, wies die Menschen eindringlich darauf hin, dass Gott selbst in der Person
Jesu Christi auf die Erde gekommen ist. In ihm begegnet den Menschen Gottes
ganze Güte und Treue.
Führende Männer schickten Priester und Leviten zum Täufer. Seine Reden hatten
die Aufmerksamkeit der Geistlichen erregt. Jetzt forderten sie eine Antwort von ihm,
ob er der erwartete Messias sei. Johannes antwortete: „Ich bin der, von dem der
Prophet Jesaja sagt: Ich bin die Stimme eines Predigers in der Wüste. Ebnet den Weg
des Herrn!“ (Joh 1,23). Er sei nicht der Messias, der Christus, er sei nur dessen Wegbereiter. Und Johannes bezeugte auch, dass er, der Christus, nicht mehr mit Wasser
taufen werde, sondern mit dem Heiligen Geist. „Dies geschah in Betanien auf der
anderen Seite des Jordans, wo Johannes taufte“ (V. 28).
„Am folgenden Tag stand Johannes wiederum an derselben Stelle und bei ihm zwei
von seinen Jüngern. Und als er Jesus umhergehen sah, sagte er: ‚Siehe, das ist Gottes
Lamm.‘ Und die beiden Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach. Jesus wandte sich um und sah sie nachfolgen und sprach zu ihnen: ‚Was sucht ihr?‘ Da antworteten sie: ‚Rabbi – das heißt übersetzt Meister – wo ist deine Herberge?‘ Er sprach
zu ihnen: ‚Kommt und seht!‘ Sie kamen und sahen´s und blieben diesen Tag bei ihm.
Es war aber um die zehnte Stunde“ (V. 35-39).
Wie zufällig doch der Anfang ist! Und doch, im Vorübergehen geschehen entscheidende Dinge. Wie ein Netz breitet sich der Geist Gottes über die kleine Schar aus
und zieht sie in den Bann. Die Jünger hören nur die Worte des Täufers: „ Siehe, das
ist Gottes Lamm!“ – und lassen ihn stehen und folgen Jesus nach. Die Worte des
Johannes wirken wie eine Initialzündung bei den beiden Jüngern. Er wird seiner
Aufgabe als Wegbereiter eines Größeren gerecht. Am Anfang der Begegnung mit
Jesus steht nun nicht dessen Ruf, wie wir es erwarten würden, „Kommt, ich werde euch zu Menschenfischern machen“, sondern Jesus fragt: „Was sucht ihr?“ Die
Jünger haben viel gehört von Jesus und haben mancherlei auf dem Herzen. Aber sie
stellen ihre Fragen und Erwartungen zurück. Sie fragen nur nach seiner Herberge,
danach, wo er wohnt. So ist die Straße nicht der richtige Ort, über Gottes Reich zu
reden. Das sieht auch Jesus so und lädt sie ein. Kurz und knapp spricht er: „Kommt
und seht!“ Es braucht nicht viele Worte. – „Und sie kamen und sahen´s und blieben
diesen Tag bei ihm“ (Joh 1,39).
Und nun – es wird nichts darüber berichtet, wodurch sie zu Jüngern Jesu geworden
sind. Welche Themen wurden besprochen, welche Voraussetzungen sind nötig, um
ein Jünger Jesu zu werden? Es bleibt ein Geheimnis. Suchen und Fragen ist ein
wichtiger Teil dieser Begegnung, aber entscheidend ist das Finden und Bleiben. Die
Jünger haben Jesus gefunden. Was kann es Größeres geben. Gottes Geist hat sie zu
Jesus geführt und sie bleiben über den Tag hinaus. Einer von den zwei Jüngern, die
Jesus nachfolgten, war Andreas. Nach der Begegnung mit Jesus trifft er zuerst seinen
Bruder Simon und sagt zu ihm: „Wir haben den Messias gefunden.“ Jetzt beginnt
eine Kettenreaktion und innerhalb von zwei Tagen werden fünf Männer zu Jüngern
berufen. Im Grunde war es ganz einfach. Die Begegnung mit Jesus hat die Männer
nachhaltig angerührt und sie mussten es den Nächsten weitererzählen.
Der Kreis der Jünger wächst immer weiter. Von Mund zu Mund wird die Botschaft
weitergetragen. Die Jünger bleiben nun bei Jesus; und wenn sie später ihre eigenen,
ihnen von Gott bestimmten Wege gehen, werden sie es in der Gewissheit tun, eine
unverlierbare Bleibe bei Jesus zu haben. Sie finden andere Menschen und sagen
wie Jesus: „Kommt und seht“, und das Wort des Täufers Johannes, einmal in Gang
gebracht, setzt sich weiter fort. Und so hat es auch uns erreicht. Wir sind eingeladen,
zu kommen, zu finden und zu bleiben.
Heute können wir nicht mehr von Mensch zu Mensch mit Jesus über unsere Herzensangelegenheiten sprechen. Aber wir haben die Gewissheit, dass sein Versprechen noch gilt: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Mt 28,20b).
Dieses Versprechen hat die Geschichte der Christenheit bis in die heutige Zeit
getragen. Immer wieder haben Menschen einander bekannt: „Ich habe gefunden“ –
und das aus voller Überzeugung. Wenn Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, Angst
und Trauer unseren Alltag bestimmen, dann möchte er sich finden lassen. Wenn wir
Freude, Glück und Zufriedenheit empfinden, dann können wir dankbar sein, dass er
uns das Bleiben leichter macht. Unsere Lebensgeschichte ist auch Gottes Geschichte
– wir sind ihm wichtig. In jeder Situation spricht er zu uns: „Komm und sieh!“
Jüngerschaft heißt aber auch, andere zu finden, so dass sie eine Bleibe finden. Das
sollte uns Frauenhilfsschwestern nicht schwerfallen, weil unser Motto unser Handeln
bestimmt: … dass ich die Liebe, von der ich lebe, liebend an andere weitergebe. Die
Liebe zieht sich wie ein roter Faden durch die Worte Jesu im Johannesevangelium.
Wer seine Worte hört und ihnen folgt, wer an Jesus glaubt, wer bei ihm bleibt und Jesus bei ihm, der ist und bleibt in der Liebe! Im 1. Johannesbrief heißt es: „Gott ist die
Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1. Joh 4,16)
Es ist von großer Bedeutung, dass das Wirken Gottes an uns Menschen gebunden ist.
Wir sind seine „Werkzeuge“, Werkzeuge seiner Liebe. Überall dort, wo wir mit unserem Herzen dabei sind, wird Gottes Liebe spürbar, die zum Bleiben auffordert.
Lieder
EG 209 Ich möcht´, dass einer mit mir geht
EG 346,1-4 Such, wer da will, ein ander Ziel
EG 352,1-4 Alles ist an Gottes Segen
EG 603 Ins Wasser fällt ein Stein
Gebet aus Indien
Wo ich auch bin,
Du bist mein Freund,
der meine Hand hält und mich führt.
Wo ich auch gehe,
Du bist mein Halt.
Du bist an meiner Seite,
trägst meine Last.
Wenn ich falle,
Du richtest mich wieder auf.
Wenn ich ermüde
Du schenkst mir Kraft.
O Gott,
Du bringst mich voran.
Das will ich mir schreiben
Das will ich mir schreiben in Herz und in Sinn,
dass ich nicht für mich nur auf Erden bin;
dass ich die Liebe, von der ich leb,
liebend an andere weitergeb.
Gebet mit Segen
Wenn ich mit Dir über die Welt spreche – ist das Gebet.
Wenn ich mit der Welt über Dich spreche – ist das Zeugnis.
Wenn ich den von dir empfangenen Segen mit anderen teile –
ist das Liebe.
Hilf uns, Herr, dass wir Zeugnis ablegen und Liebe verschenken.
Sei an unserer Seite mit Deinem Segen.
Empfangt den Segen des Herrn:
Es segne uns der dreieinige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen.