Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde
nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.
2. Petrus 3,13 (L)
„Bitte warten!“ Welche Emotionen lösen diese Worte in uns aus? Mal um Mal wiederholt sich die freundliche Stimme in der Warteschleife am Telefon, strapaziert unsere Geduld und Nerven.
Als der Verfasser den 2. Petrusbrief schreibt, hängen die junge Christenheit und ihre Gemeinden bereits 100 Jahre in der Warteschleife auf eine baldige Wiederkehr Jesu, verbunden mit der Erwartung eines nahen Weltendes, aber eben auch eines neuen Himmels und einer neuen Erde. 100 Jahre Warteschleife! Wer würde da nicht aussteigen und auflegen?
Bis heute sind Weltende, neuer Himmel und neue Erde ausgeblieben. 2000 Jahre konnten die Kirchen Erfahrungen mit Apokalyptikern sammeln. Zu keiner Zeit hat es an furchtbaren Ereignissen in der Weltgeschichte gemangelt, die sich als Hinweise auf eine hereinbrechende Endzeit hätten verwerten lassen. Immer wieder leben wir in Zeiten von Unfrieden, Bedrohung und Krieg. Menschheit und Christenheit haben sich als zäh erwiesen und alle bisherigen Endzeitprophetien bis heute überlebt.
Wie gelingt uns eine Wandlung der Perspektive von der Warteschleife zur Erwartung? Sind wir offen für die Verheißung einer neuen Welt, in der Gerechtigkeit wohnt? Können wir uns darauf einlassen, über unseren Alltag und geschlossene Weltbilder hinaus zu erwarten? Sind wir offen für neue Perspektiven, Überraschungen, die dem Leben einen neuen Klang geben? In seinem Buch „Der Klang“ * schreibt der Geigenbauer Martin Schleske: „Es ist eine subtile Form des Unglaubens, wenn man sich an das, was man glaubt, gewöhnt hat. Ein wacher Glaube kann sich weder an Gott noch an die Welt gewöhnen. Denn in der Gewöhnung ist die Seele ohne Hoffnung und der Geist ohne Fragen.“ Ich will mich nicht gewöhnen; unseren Monatsspruch verstehe ich als einen Weckruf gegen alle Gewöhnung.
Das Ende des Kirchenjahres ist geprägt von Gedenktagen zu Abschied, Trauer, Lebensende. In diese Zeit hinein bietet uns der Monatsspruch aus dem 2. Petrusbrief einen Blickwechsel an. Im November beginnen in Bad Harzburg die Vorbereitungen für den Krippenaufbau der Weihnachtskrippe im Rosengarten. Mit der Krippe mitten in unserer Stadt gibt es einen Platz, der uns an Gottes Verheißung erinnert. Im Kind in der Krippe wird der Mensch gewordene Gott sichtbar. Es gibt mehr als unsere Schulweisheiten und die Horizonte kleiner Herzen. Es gibt die offene Perspektive auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, wo Gerechtigkeit wohnt. Mit dieser Aussicht kann ich gut warten und weiter Ausschau halten nach Spuren von Leben, Lebendigkeit und Auferstehung, in der Natur und meinen Mitmenschen, in meiner Kirche, meiner Gemeinde, meiner Frauenhilfe.
Ich bin sehr gespannt auf den weiteren Verlauf der Menschheits- und Schöpfungsgeschichte genauso wie auf „die Gemeinschaft der Heiligen, die Vergebung der Sünden, die Auferstehung der Toten“. In Erwartung eines neuen Himmels und einer neuen Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt. Amen.
Psalm 90 EG 735
Gebet
Wir warten dein, o Gottes Sohn, und danken für dein Kommen.
Im DU willst DU uns begegnen, im Kind und in meinem Nächsten.
Bleibe an unserer Seite, besonders in den dunklen Tagen des Lebens,
und lass uns dich an den hellen nicht vergessen.
Wir warten dein, Du kommst gewiss.
Bewahre uns vor tödlicher Gewöhnung.
Lass uns immer wieder neu auferstehen, uns erinnern und vertrauen
auf den neuen Himmel und die neue Erde mit deiner
Gerechtigkeit für alle.
Amen.
Segen
Segne und behüte uns in unserem Alltag, bei allem Tun und Lassen.
Stärke uns mit deiner Verheißung und segne uns um deiner
Gerechtigkeit willen.
Im Namen Gottes des Vaters, Mensch gewordene Liebe,
und des Sohnes, Kind in der Krippe,
und der heiligen Geistkraft. Amen.
Lieder
EG 65 Von guten Mächten wunderbar geborgen
Da wohnt ein Sehnen tief in uns in: freiTöne 25
Wo Menschen sich vergessen in: freiTöne 172
Dass Erde und Himmel dir blühen Kanon, in: freiTöne 197; Singt Jubilate" 129; Kommt, atmet auf 054.
(Melodie auf Youtube hörbar)
* Martin Schleske: Der Klang: Vom unerhörten Sinn des Lebens. Kösel-Verlag ISBN 978-3-466-36883-9