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28.02.2021 Kategorie: Andacht, Landesverband

Andacht März 2021

Jesus antwortete: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine...

Jesus antwortete: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien. Lukas 19,40 (L)

Es ist Passionszeit, Zeit des Verzichts, der Orientierungssuche – vor Ostern. Es ist gut, diesem verlässlichen Kirchenjahreszyklus immer wieder zu folgen.

In den zurückliegenden Wochen und Monaten war wenig verlässlich. Wo geht es mit uns hin, was wird werden?

Und dann dieser Monatsspruch aus dem Lukasevangelium: „Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien!“ Was für ein Bild! „Steine, die schreien“ – Steine, die ich als Handschmeichler sammle, Steine am Strand, Steine zu Gebäuden getürmt, Steinschluchten – Bilder, die vielleicht von stummen Steinen geprägt sind, aber Steine, die schreien?

Am Ende einer Begegnung steht dieser Satz Jesu: Jesus zieht nach Jerusalem ein, in diese heilige Stadt voller Leben, flimmernder Hitze, staubiger Straßen und hitziger Menschen. Da beginnt eine Gruppe mit lauter Stimme zu singen, zu jubeln „Gelobt sei, der da kommt, der König, im Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe!“ Sie sagen damit: „Schaut, wer hier unter uns ist – hier und in diesem Menschen ist das wunderbare Tun Gottes erkennbar!“ Laut, vielleicht sogar gröhlend muss das geklungen haben – geradezu aufgebläht mit dem Mut derer, die etwas Neues beginnen wollen, das Alte hinter sich lassend. – „Schaut, macht euch auf! Die Zeit, neu zu beginnen, ist jetzt.“ Man kann sich gut vorstellen, dass es unruhig wurde in den engen Straßen und Gassen. Was mochte sich da zusammenbrauen? Sollte da nicht jemand einschreiten und das sich anbahnende Chaos unterbinden?

„Und einige von den Pharisäern in der Menge sprachen zu ihm: »Meister, weise doch Deine Jünger zurecht!«“ Der, der da gefeiert wird, ist noch ganz ruhig, er singt nicht, er heizt nicht ein oder lenkt die Gruppe. Aber er hat Kraft, Strahlkraft. Doch er hat es gehört: „Weise doch deine Jünger zurecht!“ Die Antwort ist kurz. Verstörend kurz. „Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.“ Was für ein Bild – „Schreiende Steine!“ Steine, die schreien – all die Steine, die uns umgeben, die wir gebaut und getragen haben, die wir geworfen haben, sie würden schreien, fast ein Hörbild!

Hilft es uns, dem Stummen eine Stimme zu geben? Die Stimme der Natur, manchmal seufzend, manchmal jubelnd? In der griechischen Philosophie ging man von dem sphärischen Wohlklang geordneter Himmelskörper aus. Die Welt klingt, im Kleinen und im Großen. Der Apostel Paulus erspürte die ganze Schöpfung, die bis zu diesem Augenblick seufzt und in Wehen liegt. Und ein Seufzen und mancher Jubel ist auch in uns – oft nicht hörbar.

Der Einzug in Jerusalem war laut, provozierte. Er sollte Neues bringen gegen stille Übereinkünfte und stumme Traditionen trommeln – und endet in der Trauer Jesu über Jerusalem und seinem Weg ans Kreuz nach Golgatha.

Was folgte, war für die Menschen damals und es bleibt auch für uns heutige schwer zu verstehen. Wir Menschen sind uns treu geblieben in unseren Wünschen nach Größe und Anerkennung und in unserer Verletzlichkeit. Der Aufbruch zum Neuen gegen die Bewahrung des Alten wird weiter zum Streit zwischen uns und nicht nur das. Das Reich Gottes kommt doch! Und wir erzählen und geben Zeugnis darüber, sonst schreien die Steine. Die Jünger und Jüngerinnen verstehen irgendwann, dass ihre Erwartungen an den lebendigen Jesus nicht Gottes Zukunft sind. Das Kreuz wurde aufgerichtet. Das zu begreifen ist ebenso schwer wie schier unmöglich, das Schreien der Steine zu hören.

Und so bleibt es eine Frage, ist es nicht ein Auftrag: „Erzählt von diesem Reich Gottes! Erzählt von dem, der den Tod überwunden hat, von dem, der kommen wird!“ Wir schweigen nicht, sonst schreien die Steine. Und selbst wenn uns die Worte fehlen, wird Gott andere Wege finden, um sein Wort groß zu machen – vielleicht schreiende Steine, vielleicht singende Engel. Ganz gleich – in allem gilt Gottes Versprechen: „Fürchtet euch nicht!“.

Lieder

EG 97 Holz auf Jesu Schulter

EG.E 30 Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn

              (blaues Ergänzungsheft zum EG)

Gebet

Gott, Du gnädiger Vater, barmherzige Mutter,

der Weg Deines Sohnes ans Kreuz ist für uns schwer zu verstehen.

Wir möchten mit Dir jubeln und Großes aufbauen.

Und wir verlieren Dich aus dem Blick,

wenn das Leben misslingt, und klagen.

Lass nicht zu, dass wir in den Sorgen des Alltags vergessen.

Erinnere uns, dass Du uns durch das Helle und Schwere

unseres Lebens hindurchträgst. Amen.

Segen

Bleibt lebendig, vom Atem Gottes beseelt,

bestellt seine Erde.

Bleibt lebendig, von Gottes Kreuz gerichtet,

richtet euch auf.

Bleibt lebendig, von Gottes Liebe erschaffen,

schafft mit an seinem Reich.

          Sybille Fritsch (mit freundlicher Genehmigung)

                                                                             

Beitrag von Martina Helmer-Pham Xuan