Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur
Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.
2. Timotheus 3,16 (L)
Wie, ‒ dein Wort, Gott, soll mich zurechtweisen? ‒ Es soll mich bessern und erziehen?
Aus meiner Sicht sind Bibeltexte immer Texte, die mich etwas lehren, ‒ aber doch nicht mit solchen Worten. Da lehnt sich innerlich in mir etwas auf, auch wenn ich längst die Erfahrung gemacht habe, dass ich andererseits Zuspruch aus den Worten der Bibel erfahre.
Wie darf ich den Text also einordnen? Es ist ein Satz aus einem der Briefe, die damals vor fast 2000 Jahren, an die neuen und jungen Gemeinden überallhin geschickt wurden. Meist waren die Briefe an die Leiter*innen der Gemeinden adressiert. Hier ist es Timotheus. Fragen in diesen Jahrzehnten des ersten Gemeindeaufbaus sollten beantwortet werden und die Briefe sollten Orientierung geben. Sie waren dazu gedacht, den Gemeinden Handlungsanweisungen zu geben, damit sie ihr Gemeindeleben gestalten konnten. Es ging um Klarheit und Rückversicherung, wie und durch was Gemeinde Jesu Christi erkennbar gelebt wird. Das ist heute eigentlich immer noch genauso.
Da fällt mir eine Textstelle ein, an der ich lange zu „kauen“ hatte, um aus diesen Worten zu lernen, dass Gottes Gerechtigkeit wirklich gerecht ist und ganz anders, als ich es gedacht hätte. Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Matthäus 20,1-16) führt mir vor Augen, wie kurz ich manches Mal denke und nicht wirklich daran orientiert, was ein Mensch wirklich braucht.
Mein Gerechtigkeitssinn tickt erst einmal menschlich: Alle erhalten den gleichen Lohn am Ende des Tages ‒ gerecht, oder? In mir sperrte es sich aber: Wie! ‒ der eine Arbeiter hat den ganzen Tag geschuftet, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und der andere nur wenige Stunden? Wieso erhalten sie am Ende des Tages den gleichen Lohn? Da begann ich erst zu protestieren.
Das ist aber ungerecht. Morgens war der Lohn ausgehandelt worden und es gab Zustimmung, dass es ein gerechter Lohn ist, den gab es dann am Abend, wie abgemacht. Trotzdem, der andere hat viel weniger gearbeitet.
Aber wie soll der, der nur wenige Stunden Arbeit finden konnte, seine Familie ernähren? Der Lebensunterhalt kostet nun mal täglich eine gewisse Summe, die hoffentlich alle verdienen können. Gott hat eine Ergänzung, gerecht wird es erst, wenn jede und jeder genug zum Leben hat. Die Leistung, die Arbeit des Tages, die ich so in den Vordergrund stellte, wird hier nicht bewertet ‒ es geht um das persönliche „genug haben“. Dafür sorgt Gott mit der Gerechtigkeit.
Deine Gerechtigkeit, Gott, möchte ich lernen und selbst üben ‒
unterrichte mich und bringe mich auf den richtigen Weg.
So geht es auch zu sagen und klingt in meinen Ohren einladend
und nicht abschreckend.
Du siehst mich, Gott, und ich werde nicht klein gemacht.
Deine Erziehung zur Gerechtigkeit ist das Hinziehen zu dir,
zu deinem Wort, um danach handeln zu wollen.
Als wertvoller Mensch begleitest du mich, Gott,
damit es für mich leicht ist, nach deinem Willen zu leben.
Du bringst mich auf den richtigen Weg.
In der neuen Zürcher Übersetzung heißt der gleiche Vers:
Denn alles, was in der Schrift steht, ist von Gottes Geist eingegeben, und dementsprechend groß ist auch der Nutzen der Schrift: Sie unterrichtet in der Wahrheit, deckt Schuld auf, bringt auf den richtigen Weg und erzieht zu einem Leben nach Gottes Willen.
Da kann ich mitgehen und wir alle sind eingeladen unter Gottes Wahrheit zu
leben! Amen.
Lieder
Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht Lieder zwischen Himmel und Erde 263
EG 263 Sonne der Gerechtigkeit
Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen freiTöne 167
Geh unter der Gnade Lieder zwischen Himmel und Erde 74
Gebet
Gott, du Geist der Wahrheit,
geh unseren Weg mit, zu jeder Zeit in guten und schweren Stunden.
Gott, du Wegweiser durch unser Leben,
zeige uns jeden Tag neu, wie wir nach deinem Willen leben können.
Gott, du liebende Schwester an unserer Seite,
sei mit deiner Zuneigung bei uns, damit auch wir anderen zugewandt
sein können.
Gott, du Fels, auf den wir bauen können,
sei dieses Fundament, auf das wir hoffen,
und so wie ein Anker in den Stürmen unseres Alltags.
Gott, du Ewige über alle Zeit hinaus,
schenke uns den Mut für ein friedvolles Miteinander,
lass uns die sein, die ihre Hand reichen. Amen.
Segen
Gott, Quelle des Lebens, segne uns so, wie wir sind.
Segne uns als Töchter und Söhne in der Nachfolge deines Sohnes.
Und sende deine Geistkraft als Rückenstärkung in unser Leben. Amen.