Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun; du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Deuteronomium 5,14 (E)
Das 5. Buch Mose ist Teil der Tora und der hebräischen Bibel. Damit gehört es zugleich zum Alten Testament der christlichen Bibel.
Wie für alle Gebote des Alten Testaments stellt sich aus christlicher Sicht die Frage: Ist dieses Gebot der Monatslosung noch zeitgemäß, oder sollte es gänzlich in Frage gestellt werden und als „nicht mehr zeitgemäß“ abgeschafft werden?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, müssen wir uns gedanklich zurückversetzen in die damalige Zeit:
Als Gott sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten befreit, schenkt er ihm die Freiheit. Genau daran erinnert die Begründung des Sabbatgebots: „Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du. Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten.“ (Dtn 5,14c.15 E)
So gesehen handelt es sich um ein soziales Gebot. Es ist ein Zeichen der Befreiung und der Freiheit, ein Zeichen dafür, dass Israel zu einem freien Volk geworden war. Wer selbst die Erfahrung gnadenloser Ausbeutung und Sklaverei gemacht hat, sollte hinterher nicht andere ausbeuten und auch nicht sich selbst. Dieses Gebot will Freiheit schützen und bewahren. Nie wieder sollten sich die Menschen zu Sklaven der Arbeit machen. Als Gott sein Volk befreite, schenkte er ihm zugleich die Möglichkeit, zu ruhen.
Und heute?
Heute können sich viele nur noch schwer vorstellen, wie wichtig dieser Tag für die Menschen damals war. Wie in anderen europäischen Ländern auch, ist in Deutschland die Sonntagsruhe gesetzlich geregelt und verfassungsrechtlich besonders geschützt (Art. 140 GG). Trotzdem klagen Vielbeschäftigte aller Berufe, dass sie vor lauter Stress nicht mehr zu sich selbst finden, atemlos werden in Dauerbetriebsamkeit oder gar nicht wissen, was sie mit der freien Zeit anfangen sollen.
Auf die Frage: „Was machst Du denn am Wochenende?“ bekommt man alles Mögliche zu hören: sei es Fenster putzen oder Steuererklärung, Fahrradreparatur, Bügelwäsche oder Gartenarbeit. Es gibt eigentlich immer etwas, was „unter der Woche“ nicht zu schaffen ist und aufs Wochenende gelegt wird. Oder man fährt mal schnell auf Kurzurlaub und steht dabei auf der Autobahn stundenlang im Stau.
Es scheint völlig normal zu sein, immer „im Stress“ zu sein. Vielleicht gibt das auch ein gutes Gefühl, anderen berichten zu können, was man gerade alles erledigen muss – das zeigt ja, wie sehr man gebraucht wird, dass man mitten im Leben steht – stark und beschäftigt ist und immer alles im Griff hat.
Ich muss gestehen, mir ging es über viele Jahrzehnte auch so und auch teilweise heute noch. Immer gab es entweder eine Veranstaltung, ein Fest oder ein Jubiläum, an dem ich teilnehmen „sollte/wollte“. Oder es musste noch dringend etwas vorbereitet oder beendet werden, die Mails mussten gelesen und beantwortet werden. Privat und beruflich!
Trotzdem gab es auch in diesen Jahren Momente der Ruhe, an denen ich zu mir selbst finden konnte. Das war, wenn ich diese ganz besondere Atmosphäre bei Gottesdiensten oder bei Besuchen in Kirchen wahrgenommen habe, aber auch oft einfach in der freien Natur. Man muss sie nur spüren und sehen wollen: Gottes Wunder auf dieser Welt.
Natürlich kann unsere Gesellschaft nicht auf Sonntagsarbeit, etwa in Krankenhäusern, in Seniorenheimen oder bei Polizei und Feuerwehr verzichten, aber sollten wir den Sonntag als arbeitsfreien Tag deshalb total abschaffen?
Ich glaube, das wäre keine gute Idee. Denn Menschen brauchen Erholung und Besinnung, sie brauchen gemeinsame freie Tage. Für die Familie, für den Gottesdienst, zum Ausschlafen. Was wäre denn, wenn es nur noch Werktage gäbe und der Sonntag nicht mehr als ein herausragender Tag der Woche erkennbar? Das wäre doch schrecklich.
„Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig … Sechs Tage darfst du schaffen … Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn deinem Gott geweiht.“ (Dtn 5.13f in Auszügen)
Das Gebot ist heute, glaube ich, wichtiger denn je. Wir leben in einer Zeit permanenter Beschleunigung – nicht zuletzt aufgrund der Digitalisierung in allen Lebensbereichen. Burnout-Erkrankungen nehmen zu. Menschen sind keine Maschinen und ohne Unterbrechung und Erholung gehen Menschen kaputt. Der Mensch ist mehr als Arbeit und Ökonomie.
Deshalb möchte Gott, dass die Menschen noch Muße haben, seine Schöpfung zu bewundern. Es ist für Körper und Psyche enorm wichtig, einen Tag zu haben, der anders ist als die anderen – einen Tag, der mehr oder weniger frei gestaltet werden kann. Der Sonntag ist geschenkte Zeit – für Gott, für andere Menschen, für jeden selbst.
Lieder
EG 162 Gott Lob, der Sonntag kommt herbei
Bayrisches Gesangbuch: EG 592 Du schenkst uns Zeit
Gebete
Zum 3. Gebot:
Lieber Gott, du hast mir den Sonntag geschenkt, damit ich ausruhen kann. Es soll eine Zeit sein, wo ich mit dir und den anderen gemeinschaftlich feiern kann. Ich möchte mir Zeit für dich nehmen. Lass mich spüren, dass der Sonntag ein besonderer Tag ist. Amen.
Bitte um innere Ruhe:
Du wolltest, dass ich sorglos lebe, Gott. Aber ich habe den Zusagen nicht getraut, die du mir gemacht hast. Da war immer die Angst, ich könnte etwas versäumen: Versagen bei der Arbeit, Zu-kurz-Kommen beim Vergnügen, von meinem Leben nichts haben. Nun kann ich einfach nicht mehr zur Ruhe kommen und lebe unter Menschen, denen es genauso geht.
Wir können uns nicht selbst helfen, Gott, sei doch barmherzig und lass uns wieder Stille finden vor dir. Amen.
Die freie Zeit nutzen:
Freie Zeit liegt vor mir, kostbare Zeit. Ich möchte nicht, dass sie mir zwischen den Fingern zerrinnt. Ich möchte wieder sehen, wie schön die Welt sein kann. Ich möchte nachholen, was ich Menschen schuldig blieb unter täglichen Pflichten. Amen
Segen
Ich wünsche dir den Segen der Muße.
Muße, zu dir selbst zu finden,
Muße, um Gottes Nähe zu spüren,
Muße, um zu seinem Frieden zu finden.
Und so segne und bewahre dich Gott, der Allmächtige, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen
Wie für alle Gebote des Alten Testaments stellt sich aus christlicher Sicht die Frage: Ist dieses Gebot der Monatslosung noch zeitgemäß, oder sollte es gänzlich in Frage gestellt werden und als „nicht mehr zeitgemäß“ abgeschafft werden?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, müssen wir uns gedanklich zurückversetzen in die damalige Zeit:
Als Gott sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten befreit, schenkt er ihm die Freiheit. Genau daran erinnert die Begründung des Sabbatgebots: „Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du. Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten.“ (Dtn 5,14c.15 E)
So gesehen handelt es sich um ein soziales Gebot. Es ist ein Zeichen der Befreiung und der Freiheit, ein Zeichen dafür, dass Israel zu einem freien Volk geworden war. Wer selbst die Erfahrung gnadenloser Ausbeutung und Sklaverei gemacht hat, sollte hinterher nicht andere ausbeuten und auch nicht sich selbst. Dieses Gebot will Freiheit schützen und bewahren. Nie wieder sollten sich die Menschen zu Sklaven der Arbeit machen. Als Gott sein Volk befreite, schenkte er ihm zugleich die Möglichkeit, zu ruhen.
Und heute?
Heute können sich viele nur noch schwer vorstellen, wie wichtig dieser Tag für die Menschen damals war. Wie in anderen europäischen Ländern auch, ist in Deutschland die Sonntagsruhe gesetzlich geregelt und verfassungsrechtlich besonders geschützt (Art. 140 GG). Trotzdem klagen Vielbeschäftigte aller Berufe, dass sie vor lauter Stress nicht mehr zu sich selbst finden, atemlos werden in Dauerbetriebsamkeit oder gar nicht wissen, was sie mit der freien Zeit anfangen sollen.
Auf die Frage: „Was machst Du denn am Wochenende?“ bekommt man alles Mögliche zu hören: sei es Fenster putzen oder Steuererklärung, Fahrradreparatur, Bügelwäsche oder Gartenarbeit. Es gibt eigentlich immer etwas, was „unter der Woche“ nicht zu schaffen ist und aufs Wochenende gelegt wird. Oder man fährt mal schnell auf Kurzurlaub und steht dabei auf der Autobahn stundenlang im Stau.
Es scheint völlig normal zu sein, immer „im Stress“ zu sein. Vielleicht gibt das auch ein gutes Gefühl, anderen berichten zu können, was man gerade alles erledigen muss – das zeigt ja, wie sehr man gebraucht wird, dass man mitten im Leben steht – stark und beschäftigt ist und immer alles im Griff hat.
Ich muss gestehen, mir ging es über viele Jahrzehnte auch so und auch teilweise heute noch. Immer gab es entweder eine Veranstaltung, ein Fest oder ein Jubiläum, an dem ich teilnehmen „sollte/wollte“. Oder es musste noch dringend etwas vorbereitet oder beendet werden, die Mails mussten gelesen und beantwortet werden. Privat und beruflich!
Trotzdem gab es auch in diesen Jahren Momente der Ruhe, an denen ich zu mir selbst finden konnte. Das war, wenn ich diese ganz besondere Atmosphäre bei Gottesdiensten oder bei Besuchen in Kirchen wahrgenommen habe, aber auch oft einfach in der freien Natur. Man muss sie nur spüren und sehen wollen: Gottes Wunder auf dieser Welt.
Natürlich kann unsere Gesellschaft nicht auf Sonntagsarbeit, etwa in Krankenhäusern, in Seniorenheimen oder bei Polizei und Feuerwehr verzichten, aber sollten wir den Sonntag als arbeitsfreien Tag deshalb total abschaffen?
Ich glaube, das wäre keine gute Idee. Denn Menschen brauchen Erholung und Besinnung, sie brauchen gemeinsame freie Tage. Für die Familie, für den Gottesdienst, zum Ausschlafen. Was wäre denn, wenn es nur noch Werktage gäbe und der Sonntag nicht mehr als ein herausragender Tag der Woche erkennbar? Das wäre doch schrecklich.
„Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig … Sechs Tage darfst du schaffen … Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn deinem Gott geweiht.“ (Dtn 5.13f in Auszügen)
Das Gebot ist heute, glaube ich, wichtiger denn je. Wir leben in einer Zeit permanenter Beschleunigung – nicht zuletzt aufgrund der Digitalisierung in allen Lebensbereichen. Burnout-Erkrankungen nehmen zu. Menschen sind keine Maschinen und ohne Unterbrechung und Erholung gehen Menschen kaputt. Der Mensch ist mehr als Arbeit und Ökonomie.
Deshalb möchte Gott, dass die Menschen noch Muße haben, seine Schöpfung zu bewundern. Es ist für Körper und Psyche enorm wichtig, einen Tag zu haben, der anders ist als die anderen – einen Tag, der mehr oder weniger frei gestaltet werden kann. Der Sonntag ist geschenkte Zeit – für Gott, für andere Menschen, für jeden selbst.
Lieder
EG 162 Gott Lob, der Sonntag kommt herbei
Bayrisches Gesangbuch: EG 592 Du schenkst uns Zeit
Gebete
Zum 3. Gebot:
Lieber Gott, du hast mir den Sonntag geschenkt, damit ich ausruhen kann. Es soll eine Zeit sein, wo ich mit dir und den anderen gemeinschaftlich feiern kann. Ich möchte mir Zeit für dich nehmen. Lass mich spüren, dass der Sonntag ein besonderer Tag ist. Amen.
Bitte um innere Ruhe:
Du wolltest, dass ich sorglos lebe, Gott. Aber ich habe den Zusagen nicht getraut, die du mir gemacht hast. Da war immer die Angst, ich könnte etwas versäumen: Versagen bei der Arbeit, Zu-kurz-Kommen beim Vergnügen, von meinem Leben nichts haben. Nun kann ich einfach nicht mehr zur Ruhe kommen und lebe unter Menschen, denen es genauso geht.
Wir können uns nicht selbst helfen, Gott, sei doch barmherzig und lass uns wieder Stille finden vor dir. Amen.
Die freie Zeit nutzen:
Freie Zeit liegt vor mir, kostbare Zeit. Ich möchte nicht, dass sie mir zwischen den Fingern zerrinnt. Ich möchte wieder sehen, wie schön die Welt sein kann. Ich möchte nachholen, was ich Menschen schuldig blieb unter täglichen Pflichten. Amen
Segen
Ich wünsche dir den Segen der Muße.
Muße, zu dir selbst zu finden,
Muße, um Gottes Nähe zu spüren,
Muße, um zu seinem Frieden zu finden.
Und so segne und bewahre dich Gott, der Allmächtige, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen