Wenn du geredet hättest, Ehrenamtliche…!
Christine Brückner hat in ihrem Buch „Wenn du geredet hättest, Desdemona“ Reden aufgeschrieben, die Frauen aus der Geschichte nicht gehalten haben, weil sie damals nicht reden durften. Wir dürfen heute reden. Wir sollten es tun, damit solch eine Rede, die ich gleich als „Ehrenamtliche“ halten werde, „überflüssig“ wird.
„Herr Pastor, neulich bei Ihrer Andacht, als Sie immer von Brüdern und Schwestern geredet haben, wäre ich fast geplatzt.
Tja, wenn Sie wirklich mein Bruder wären, hätte ich Ihnen schon lange gesagt, was mich stört und belastet. Ich finde, das mit dem Bruder und der Schwester in der Kirche, das sind nur Worte. Ich habe dann auch gar nicht mehr weiter zugehört, sondern mir vorgestellt, was ich Ihnen schon lange einmal sagen wollte: Sie halten es immer für so selbstverständlich, dass wir als Frauenhilfe Kuchen backen für verschiedene Veranstaltungen in der Gemeinde, z.B. Schnittchen machen für die Verabschiedung des Diakons, Suppen und Salate für das Gemeindefest, selbstgebackenes Brot für die Aktion „Brot für die Welt“, Basteleien und Handarbeiten für den Adventsbasar usw., usw.
Wenn Sie nicht nur auf Ihren Zettel geschaut hätten, sondern in unsere Gesichter, dann hätten Sie gemerkt, dass das für viele von uns ein ganz dicker Brocken ist.
Ich will ja gerne in der Gemeinde mitwirken, aber doch nicht dauernd. Und auch meine Frauen in der Gruppe fühlen sich manches Mal überfordert.
Auch mein Mann sieht es inzwischen gar nicht gerne, dass ich so viel und so oft für die Kirche unterwegs bin. Er sieht ja, wie ich mich oft abhetze und auch sauer bin.
Wann haben Sie sich überhaupt das letzte Mal bei uns bedankt? Wann bekommen wir im Gegenzug mal Unterstützung von Ihnen oder anderen Gemeindemitgliedern?
Wir nennen uns Evangelische Frauenhilfe. Aber deshalb müssen wir nicht ständig parat stehen für alle möglichen Hilfseinsätze.
Als ehrenamtlich Tätige brauchen wir vielmehr Unterstützung und Hilfestellung bei den vielen verschiedenen Aufgaben, die wir in der Gemeinde übernommen haben. Z.B. Frau Müller, die die Leitung des Seniorenkreises übernommen hat. Oder der Besuchsdienst, in dem auch einige von uns mitwirken, sie brauchen eine Art Fallbesprechung mit einem/r erfahrenen Seelsorger/in.
Gerade bekomme ich noch Ihre Schlussworte zur Andacht mit: „Und so, liebe Schwestern und Brüder, gehen wir an die uns von Gott auferlegten Aufgaben mit Freude, Zuversicht und Dankbarkeit!“
Wenn das so einfach wäre, Herr Pastor!