Suche

Nachricht

01.01.2024 Kategorie: Andacht, Landesverband

Andacht Januar 2024

Junger Wein gehört in neue Schläuche. Markus 2,22 (L)

Eigentlich ist das doch eine klare Sache. Es ist keine gute Idee, etwas in einem Behälter aufzubewahren, der nicht dafür geeignet ist. Das wussten auch die Menschen zu Zeiten Jesu. Wein wurde in Schläuchen aus gegerbter Tierhaut aufbewahrt, die mit der Zeit brüchig wurden. Füllte man neuen Wein in einen alten Schlauch, platzte der durch die Gärung. Wein und Schlauch waren dahin. Damit beides ganz bleiben kann, müssen Schlauch und Wein zueinander pas­sen. Welcher Inhalt benötigt also welche Form zu welcher Zeit?

Da sind wir Protestantinnen echte Fachfrauen. Die Reformation, dieses Sich-Emanzipieren, passte nicht in die starre Form der alten Kirche. So entstand die evangelische Kirche. Neuer Wein in einem neuen Schlauch – der inzwischen auch über 500 Jahre alt und an verschiedenen Stellen brüchig geworden ist. Wo sind also neue Schläuche, in die wir neuen Wein füllen können, damit die Ver­kündigung des Evangeliums auch weiterhin lebendig bleibt? Neue Schläuche für ein christliches Miteinander in der Gemeinde und ja – auch in der Frauenhil­fe? Die alten Strukturen passen nicht mehr so recht zu den sich verändernden Lebenswelten. Die Alten sind noch dabei, junge Frauen schließen sich nur sel­ten an.

Und dabei haben wir doch mit dem Evangelium einen wunderbaren Schatz, den es immer wieder neu zu teilen gilt. Als Gottes geliebte Kinder haben wir den Auftrag, die Botschaft von der Liebe Gottes und der Liebe zu unserem Nächs­ten immer wieder neu lebendig werden zu lassen. Nehmen die Menschen um uns herum uns noch als lebendige Zeugen der Liebe Gottes wahr? Oder sehen sie auf verkrustete Strukturen, die eher abschrecken als Lust machen, sich ihnen zu nähern? Und wie geht es uns eigentlich selbst damit? Welche eingespielten Hal­tungen und Handlungen verdienen es, durch Neues ersetzt zu werden?

Einfach ist das nicht. Das Alte ist uns vertraut und wert, hat uns gehalten und Sicherheit gegeben. Und dennoch. Als die Frauenhilfe 1899 gegründet wurde, war das eine Reaktion auf die Bedürfnisse der Frauen in ihrer Zeit.

Seither ist viel passiert. Die Lebenswelten von Frauen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr verändert. Ihre Bedürfnisse sind andere geworden. Die An­sprüche, die an sie gestellt werden, auch. Anders, nicht besser, nicht schlech­ter. Damit passen sie in die alten, liebgewordenen Strukturen und Angebote oft­mals nicht mehr hinein. Manchmal sind es vielleicht auch nur die Zeiten, zu de­nen die Treffen stattfinden.

Als Gottes Sohn in unsere Welt kam, nahm das Neue seinen Anfang. Er stellte die Vorstellungen, vielleicht auch die Erfahrungen der Menschen mit Gott auf den Kopf. Wenn wir es ernst damit meinen, Jesus Christus nachzufolgen, dann kommen wir an Erneuerung nicht vorbei.  

Es braucht neue Strukturen und neue Themen. Nicht nur, aber auch. Die jungen oder jüngeren Frauen sind der neue Wein. Für sie müssen neue Schläuche her, denn die alten können den neuen Wein nicht aufnehmen. Es braucht gegenseiti­ge Akzeptanz, damit alle das bekommen, was sie brauchen. Damit das Evange­lium auch weiterhin lebendig unter den Menschen bleibt und viele von der Lie­be Gottes erfahren.

Vor kurzem habe ich gehört, wie junge Mütter darüber nachdachten, eine Frau­engruppe zu bilden. Was für eine Chance! Amen.

Gebet
Gott, du bist das Licht in unserer Dunkelheit,
durch dich sehen wir die Welt immer wieder neu.
Deine Stimme ruft uns zur Verkündigung des Evangeliums.
Deine Stimmer ruft uns, deine Kirche immer wieder zu erneuern.

Du bist bei uns, wenn wir Abschied nehmen von Liebgewordenem,
und lässt uns dankbar zurückschauen auf das, was hinter uns liegt.
Du bist bei uns, wenn wir voller Vertrauen auf dich neue Schritte wagen
auf dem Weg unseres Glaubens.

Gott wir bitten dich, lass deinen Heiligen Geist wehen in uns,
dass wir lebendige Zeugen unseres Glaubens sind
und nicht aufhören, weiter an deinem Reich zu bauen. Amen.

Segen
Der Herr segne dich und behüte dich.
Er gebe dir Kraft, Neues zuzulassen und die Chance darin zu sehen.
Er sei dir Rat und Schutz in deinen Ängsten
und Licht auf deinen Wegen.
Gottes Segen sei mit dir. Amen.

Lieder
EG 395                                                   Vertraut den neuen Wegen
EG 391                                                   Jesu, geh voran
EG 390                                                   Erneure mich, o ewigs Licht
Da berühren sich Himmel und Erde        (z.B. in: Lieder zwischen Himmel und Er­de 2)
Eingeladen zum Fest des Glaubens       (z.B. in: Lieder zwischen Himmel und Erde 321)

Beitrag von Christina Maibom