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20.12.2018 Kategorie: Andacht

Jahreslosung 2019

Suche den Frieden und jage ihm nach! Psalm 34,15 (L=E)

„Ist es nicht gefährlich dahin zu gehen? Ist es nicht gefährlich da, im Libanon?“
Das war die Frage, die ich oft hörte letztes Jahr, als ich mich verabschiedete von meiner lieben Gemeinde in den Niederlanden.
Gibt es nicht überall Krieg im Nahen Osten? Nun ja, bestimmt, es gibt sicherere Orte in der Welt als den Nahen Osten. Aber trotzdem ist Beirut, wo ich jetzt Altes Testament unterrichte, nicht gefährlich. Es ist deshalb nicht gefährlich, weil alle Leute hier, einschließlich der Politiker, wirklich den Frieden bewahren wollen. Von 1975 – 1990 gab es im Libanon den schrecklichen Bürgerkrieg. Er fing damals mit kleineren Attentaten an. Aber er ist dann rasch gewachsen, bis schließlich das ganze Land im Krieg war. Zum Teil sind die Spuren heute noch zu sehen. Also weiß jeder, was die Alternative zu Frieden ist: Angst, Gewalt, Abbruch der Gesellschaft.
„Nie mehr Bürgerkrieg!“, ist das jetzige Motto der Menschen und der Politik im Libanon. Die Politik – einschließlich der in westlichen Augen gewaltsamen Parteien – strebt sehr aktiv gemeinsam nach Frieden. Denn was Bürgerkrieg bedeutet, wissen sie noch sehr gut, und sie sehen es jeden Tag in Syrien. Also ist es viel besser Kompromisse zu schließen.
Ehemalige Feinde müssen zusammenarbeiten, weil es ein größeres, gemeinsames Ziel gibt: Frieden für Libanon.
Haben wir selber auch ein größeres, gemeinsames Ziel in unserem Leben? Und gehört Frieden dazu? Und noch eine sehr persönliche Frage an Sie: an wie vielen Konflikten sind Sie selber derzeit beteiligt?
Wenn ich bei mir selber genau hinschaue, dann gibt es doch sicher zwei oder drei Konflikte, an denen ich derzeit selber persönlich oder innerhalb der Familie beteiligt bin. Dazu gehört ein alter Familienkonflikt, der noch aus den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts stammt. Der Konflikt ist sozusagen vererbt worden.
Vorletzte Woche sprach ich darüber mit einem älteren Familienmitglied. „Ja“, sagte sie, „das war doch so schade. Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis miteinander. Wir waren als Geschwister so eng miteinander verbunden. Und dann war es vorbei, auf einmal.“
„Ja, das war sehr schade“, stimmte ich ihr zu. „Ich habe wunderbare Erinnerungen an euch, als Geschwister.“ „Weißt du“, sagte sie, „ich habe keine Ahnung mehr, warum die Beziehung zerstört wurde. Auf einmal war es vorbei. Aber warum?“
Leider wusste ich noch sehr gut, worum es ging, obwohl ich gar nicht persönlich verstrickt war. Ich erinnerte sie an die Ursachen. Es ging um die Verteilung der Pflege eines kranken Familienmitgliedes.
„Wirklich? Ging es darum? Aber wie lange hat das denn gedauert? Wochen? Das Familienmitglied ist doch bald gestorben, wenn ich mich richtig erinnere. Und darum ist eine so gute Beziehung abgebrochen worden?! Das hatte ich vergessen. Und ich kann es fast nicht glauben.“
Es ist so schade, was Menschen einander antun, wenn sie sich nicht täglich diese Weisung des Psalms in Erinnerung bringen: Suche den Frieden und jage ihm nach.
Es ist überhaupt schade, was Menschen einander antun in Europa, in einer der friedlichsten und besten Gesellschaften, die es auf der Welt je gab.
Wir bilden Gemeinschaften innerhalb von Familien, von Dörfern, Städten und Kirchen. Lasst uns diese Gemeinschaften bewahren. Sie sind kostbar. Das heißt dann auch mal Kompromisse zu schließen und zu schlucken. Einen Konflikt wegzuschlucken, bevor er entsteht. Und alte Konflikte endlich mal lösen, vielleicht ohne große Gespräche, dafür aber mit einer kleinen freundlichen Geste.
Suche den Frieden und jage ihm nach!

Lieder

EG 430 Gib Frieden, Herr, gib Frieden
EG 435 Dona nobis pacem
Yarraba ssalami WGT Ägypten Lied Nr. 3, Liederbuch „Durch Hohes und Tiefes“ Nr. 225

Dankgebet, Fürbitten und Gebet in Stille
Lieber Gott,
wir sagen Dir Dank für all das Gute, womit Du uns jeden Tag segnest.
Wir danken Dir für unser Leben,
für das Dach über dem Kopf,
für Essen und Trinken und jeden Segen, den wir von Dir empfangen.
Wir danken Dir für alle guten Beziehungen, die wir haben, für Freunde und Familie.
Wir danken dir für den Frieden,
innerhalb unserer Gemeinschaften und innerhalb unseres Landes.
Wir bitten Dich für uns persönlich, in unseren Konflikten.
Gib uns die Kraft, kleine Streitigkeiten zu lösen,
um dauerhaften Konflikten zuvorzukommen.
Wir bitten Dich für alle Menschen, die in Konflikten leben.
Und wir bitten Dich für Völker in Konflikten.
Für die Menschen in Syrien, unabhängig von ihrem Glauben oder ihrer Konfession,
bitten wir um Frieden und friedliches Zusammenleben.
Ganz besonders bitten wir Dich für unsere Geschwister der presbyterianischen Kirche in Syrien,
für die jungen Leute, die anfangen als PfarrerInnen in dem vernichteten Lande, und es wiederaufbauen wollen.
Gib, dass wir ihnen helfen können.
Hilf ihnen, lieber Herr.
Lieber Gott, erhöre unser Gebet.
Und erhöre uns, wenn wir in der Stille unseres Herzens Dich persönlich bitten….
So bitten wir Dich im Namen unseres Herrn Jesus Christus, Amen.

Segen

Es segne dich Gott Vater, Schöpfer und Ursprung aller Dinge,
der durch uns alles Leben hüten und bewahren will.
Es segne dich Gott Sohn, unser Erlöser und Bruder,
der durch uns Frieden stiften will für alles Leben.
Es segne dich Gott, der Heilige Geist, Quellgrund unseres Lebens,
der durch uns alles Leben durchtränken will mit dem guten Wort Gottes.
So geh hin in seinem Frieden. Amen. Antje Gottwald

Hedda Klip ist als niederländische Pfarrerin derzeit tätig als Dozentin für Altes Testament an der Near East School of Theology (NEST) in Beirut. Zuvor hat sie als Dozentin Altes Testament in Kamerun und Ägypten gearbeitet sowie als Pfarrerin in den Niederlanden und der Schweiz. Sie ist verheiratet mit Dr. Owe Boersma vom OeRK und hat drei studierende Kinder.
An der NEST studieren die jungen Menschen, die im überwiegend muslimisch geprägten Nahen Osten als christliche Pfarrer tätig werden wollen, darunter Syrer/innen und Palästinenser/innen.
Wer für seine Gruppe an einem Reisebericht in den Libanon Interesse hat, kann sich gern an Antje Gottwald wenden.
Beitrag von Pfarrerin Hedda Klip, Beirut, Libanon