Suche

Nachricht

01.11.2019 Kategorie: Andacht

Andacht November 2019

Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt. Hiob 19,25 (L)

Es ist November. Die Tage werden kurz, immer kürzer.
Dunkelheit greift um sich, das Leben im November erscheint grau.
Nicht von ungefähr liegen in diesem Monat die Tage, an denen wir der Toten gedenken:
Am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres will uns der Volkstrauertag ermahnen, nie wieder menschengemachtes Elend über Land und Volk zu bringen. Buß- und Bettag ruft uns vor Gott in die Verantwortung für unser Tun, bis wir schließlich am letzten Sonntag des Kirchenjahres der Verstorbenen des letzten Jahres gedenken. Und aller anderen, die wir verloren haben und die wir noch immer vermissen. Grau ist der November, und grau ist unsere Gemütslage. Wie schwer ist es, sich an den dunklen Tagen des Novembers die Farben des Lebens in Erinnerung zu rufen: das Rot der Mohnblumen in einem wogenden Kornfeld, das Grün der Buchenwälder im Mai, das Blau des Himmels an einem strahlenden Sommertag.
Grau ist der November, und es gibt Tage, an denen es einfach nicht hell werden will. Nicht am Himmel und nicht in der Seele. Einer, der allen Grund hatte, sich dem Grau zu ergeben, war Hiob. Alles erdenklich Gute hat sein Leben begleitet, bis ihm alles genommen wurde. Hab und Gut, Familie und Gesundheit. Wie leicht sagen wir daher „Hauptsache gesund!“ und meinen, wir seien schwer geschlagen, wenn wir ernstlich erkranken. Hiob hatte wesentlich mehr zu tragen, sein Grau war eigentlich schon ein Schwarz. Hiob aber steht für das „Trotzdem!“.

Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt.

Diesen Satz setzt er dem Schicksal entgegen, das ihn vollends niederdrücken will. Er hält dem Grau das Licht am Ende des Tunnels entgegen. Das Licht, an dem er sich immer wieder ausrichtet, unabhängig von allem, was ihn aus der Bahn werfen will. In nur sieben Worten predigt Hiob seinen ganzen Glauben. „Aber ich weiß“ – hier geht es um Gewissheit, die keinen Raum lässt für ein Vielleicht. Hiob ist sich seiner Sache sicher.
„Aber ich weiß, dass mein“ Er sieht sich in einer unverbrüchlichen Gemeinschaft. Er redet nicht von irgendeinem, sondern von „meinem“; es geht um eine Beziehung zu einer vertrauten Person, die ihm nahesteht.
„Aber ich weiß, dass mein Erlöser“ – Diese Person, von der Hiob hier spricht, bedeutet für ihn das Ende seiner Qualen. Diese Person bringt ihm Erlösung, also Befreiung von seiner Last.
„Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ – dieser Erlöser ist nicht selber tot, wie so mancher angesichts von Hiobs Elend sicher spotten mag. Wie kann man noch auf ein gutes Ende hoffen, wenn man zerschlagen am Boden liegt? Wenn der Gott, auf den man sein Vertrauen gesetzt hat, solches Leid zulässt? Hiob aber weiß, dass sein Erlöser lebt. Gegen allen Augenschein vertraut er auf Gottes zugewandtes Heilshandeln. Grau ist der November, vielleicht sogar schwarz-grau.
Aber dies ist nicht das letzte Wort, Grau nicht die letzte Farbe.
Und so ist Weiß die Farbe des Ewigkeitssonntages, des letzten Sonntags im Kirchenjahr. Denn in Christus hat Gott den Tod besiegt. Und von Ostern her kommt das neue Licht des Lebens und will uns aufmuntern. Es gibt ein Sprichwort, das mir zum ersten Mal in einem Film begegnet ist: Am Ende ist alles gut. Und ist es noch nicht gut, dann ist es noch nicht das Ende. Dieser Satz könnte von Hiob stammen.
Für ihn und für uns gilt: am Ende erwartet uns Gott.

Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt.

Anregung: Dieser Vers ist vielfach vertont. Die vermutlich bekannteste Fassung ist aus Händels „Messias“. Diese Arie „Ich weiß, dass mein Erlöser lebet“ eröffnet den Osterpart des Oratoriums und ergänzt „und dass er mich einst erweckt am letzten Tag“. Das Einspielen dieser Arie kann die Andacht ergänzen. Lieder
EG 376 So nimm denn meine Hände
EG 529 Ich bin ein Gast auf Erden (Verse 1-3+11-12)
EG 533 Du kannst nicht tiefer fallen
   (kann auch als Gebet gesprochen werden) Gebet
EG 741 Psalm 192
EG 750 Psalm 750 Gott,
du bist mein Trost und mein Halt,
daran möchte ich mich festhalten und aufrichten.
Manchmal kann ich nichts von deiner Gegenwart spüren.
Wenn das Leben mich bedrängt,
wenn Sorgen mich niederdrücken
und alles sich gegen mich verschworen hat,
dann bleib du an meiner Seite.
Auch dann, wenn mir das Bitten und Beten vergangen ist.
Denn ich weiß doch:
Du bist mein Trost und mein Halt,
daran möchte ich mich festhalten und aufrichten. Amen. Segen
Möge Gott dich bergen unter seinen Fittichen wie die Henne ihre Küken.
Möge Jesus Christus dir brüderlich zur Seite stehen in deinen
schwersten Stunden.
Möge der Heilige Geist dich immer wieder erfrischen mit dem
belebenden Hauch der Zuversicht.
Und so segne dich Gott, der Allmächtige, Vater, Sohn und Heiliger
Geist. Amen.
Beitrag von Antje Gottwald