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01.07.2019 Kategorie: Andacht

Andacht Juli 2019

Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn. Jakobus 1, 19 (L)

„Was für ein schwieriger Text!“, das war mein erster Gedanke, als ich das Bibelwort bekam, um eine Andacht zu schreiben. Einige Zeit benötigte ich, um darüber nachzudenken. Dieses Gotteswort, das mir zu Anfang so schwierig erschien, erhielt ich zu einer Zeit, in der ich selber sehr zornig war. Jemand hatte mich enttäuscht, von dem ich es nicht erwartet hatte. In meinem Inneren brodelte es – und Zorn kann sich ganz schön vermehren! Wir können zornig sein über das Weltgeschehen, über Ungerechtigkeit, Rohheit in Wort und Tat, über Gewalttätigkeit. Wir können zornig sein über die Unachtsamkeit einiger Autofahrer oder auch über uns selbst. Ja, der Zorn ist einfach in uns, in mir. Bei Prediger Kap. 7, Vers 9 heißt es: „Sei nicht schnell, dich zu ärgern, denn der Ärger ruht im Herzen des Toren.“ Es ist nicht leicht, sich dieses Wort zu eigen zu machen. Manchmal, so denke ich, können Ärger und Zorn mir Luft verschaffen, ich kann wieder frei atmen. Ärger kann befreien, so erlebe ich es zeitweilig. Doch das ist nicht der ganze Bibeltext. Da steht: ‚Sei schnell zum Hören‘. Das Hören auf das Wort Gottes ist besonders schön im Gottesdienst. Es ist ein Unterschied, ob ich alleine zu Hause in meiner Bibel lese oder ob ich die Predigt im Gottesdienst höre. Geht es Ihnen auch so, dass Sie manchmal im Gottesdienst denken: „Diese Predigt ist genau für mich!“? Das tut gut, man geht besänftigt und erfüllt aus dem Gottesdienst nach Hause. Jetzt kann man durchatmen. Das, was einen belastet und zornig gemacht hat, ist verflogen. Bei Jakobus geht es noch weiter. Da steht geschrieben: ‚Sei langsam zum Reden‘. Auch wenn wir manchmal wütend sind, sollen wir unserem Gegenüber, das diese Gefühle in uns ausgelöst hat, nicht mit Zorn und Ärger begegnen. Meine Mutter gab mir den Rat, erst einmal eine Nacht über ein Problem oder eine Enttäuschung zu schlafen und dann erst zu handeln oder zu reden. Sie war eine kluge Frau! Auch wenn das Problem noch nicht gelöst ist, so verrauchen doch Ärger und Zorn. Wenn wir weiterlesen bei Jakobus, dann steht da: ‚Denn des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist‘. Gott liebt die Menschen. Er nimmt uns an so, wie wir sind, mit all unseren Fehlern und Unzulänglichkeiten. Er ist nicht zornig, nicht ärgerlich über uns, vielleicht allerdings manchmal traurig über das, was auf der Erde durch die Menschen geschieht. Versuchen wir, seine Mahnung zu verstehen. 
Versuchen wir, unserem Gegenüber nicht im Zorn zu antworten, sondern die Situation ruhig und beherrscht zu klären. 
Versuchen wir, unsere Mitmenschen ausreden zu lassen und uns nicht im Bösen zu trennen. 
Amen. Lieder 
EG 171 Bewahre uns Gott 
EG 262 Sonne der Gerechtigkeit 
EG 369 Wer nur den lieben Gott lässt walten Gebet 
Herr, leite uns zu Deinem Wort. 
Gib uns die Kraft, nach Deinem Wort und Willen zu leben. 
Gib uns den Willen, Deinem Wort zuzuhören. 
Gib uns den Mut, von Deinem Wort zu reden. 
Gib uns die Stärke, uns von Zorn und Ärger zu lösen. 
Gib uns die Einsicht, dass ein Lachen oft ein böses Wort überbrücken kann. 
Gib uns die Stärke, zu helfen statt zu urteilen. 
Amen. Segen 
Gott, segne uns und lass Dein Licht leuchten über uns, 
breite Deine Liebe und Geborgenheit über uns aus, 
so dass wir gestärkt in jeden neuen Tag gehen können, 
so wie Dein Sohn und unser Bruder es getan hat. Amen.
Beitrag von Gabriele Reichard