Suche

Nachricht

01.03.2018 Kategorie: Andacht

Andacht März 2018

Jesus Christus spricht: Es ist vollbracht! Johannes 19,30 (L=E)

Kennen Sie den Stoßseufzer „Das wäre geschafft!“?
Vieles schwingt hier mit. Zum einen ist ein Projekt, eine Aufgabe beendet. Ich habe etwas zum Abschluss gebracht. Zum zweiten klingt an, dass es keine einfache Aufgabe war, der ich mich stellen musste. Wenn ich alltägliche Handgriffe verrichte, z. B. die Morgenzeitung aus dem Briefkasten holen, werde ich das wohl kaum mit „Das wäre geschafft“ kommentieren. Vielleicht mache ich aber genau das, wenn ich diese Zeitung zum ersten Mal in das Obergeschoss meiner Wohnung gebracht habe, nachdem ich nach einer Hüft- oder Knieoperation wieder zu Hause bin.
Und zum dritten ist mindestens ein Hauch von Erleichterung zu spüren. Vielleicht ist dieser Stoßseufzer die Antwort darauf, dass ich eine unangenehme Aufgabe endlich erledigt habe, die ich lange vor mir hergeschoben habe. Die Steuererklärung ist ausgefüllt und abgeschickt, der unangenehme Anruf getätigt, das Gespräch mit dem Chef über eine Lohnerhöhung ist geführt. „Das wäre geschafft!“
Bei Johannes, der der „Theologe“ unter den Evangelisten ist, kommt dieser Stoßseufzer nicht so profan daher, bei ihm heißt es „Es ist vollbracht!“. Aber gemeint ist in etwa dasselbe.

Jesus ist hier ganz Mensch, wenn er kurz vor seinem Tod sagt: „Es ist vollbracht“. Wer je selber echte Schmerzen hatte, wird mitfühlen können mit diesem Menschen am Kreuz. Ich erinnere mich an die längste Viertelstunde meines Lebens: unter örtlicher Betäubung wurde bei mir ein kleiner chirurgischer Eingriff vorgenommen, leider wirkte die Betäubung nur unzureichend. Als endlich alles vorbei war, hätte ich mit Jesus rufen mögen: „Es ist vollbracht“ – oder eher mit den Worten meines kleinen Bruders beim Arzt „Vorbei, vorbei, vorbei“. Weil Jesus selbst ‚ganz unten‘ war, weil er menschliches Elend so hautnah erlitten hat, versteht er unsere Qualen. Dessen war ich mir während meiner langen Wochen im Krankenhaus gewiss. Und ebenso gewiss war ich der Überzeugung: das Leid ist nicht das Ende.

Plötzlich war mir das Weihnachtslied ganz nahe (EG 30,3): „Wahr Mensch und wahrer Gott, / hilft uns aus allem Leide, / rettet von Sünd und Tod.“ Weil Jesus gerade nicht nur wahrer Mensch, sondern auch wahrer Gott ist, wusste ich plötzlich: es gibt ein Danach, ein nach allem Leid. Der mitleidende Mensch Jesus ist zugleich der alles Leid mittragende Gott. Und Gott hält am Ende mehr bereit.
„Es ist vollbracht“ – der letzte Schritt im Hier und Jetzt steht für den Menschen Jesus kurz bevor, als er so seinen Seufzer gen Himmel schickt. Und doch ist das nur das vorläufige Ende.

Erst von dem her, was folgt, erschließt sich der Sinn dieses schrecklichen Todes – das Kreuz kann erst von Ostern her verstanden werden. Für uns Christen gibt es kein Ostern ohne Karfreitag, aber eben auch kein Karfreitag ohne Ostern.
Lassen wir uns anrühren von Jesu Erleichterung am Ende seines Leidens. Nehmen wir auf der anderen Seite sein Geschenk an uns dankbar an und freuen wir uns unserer Versöhnung mit Gott.
Lieder
EG 98 Korn, das in die Erde
EG 91,1-2+9-10 Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken
EG 398 In dir ist Freude
Gebet
Gott,
es ist ein Kreuz mit dem Kreuz:
es steht für Schmerz und Schmach.
Und doch wurde es für uns Christen zum Zeichen des Sieges,
trotzdem und deswegen.
Dieser Widerspruch ist schwer zu verstehen, Gott.
Mach uns gewiss:
Tiefstes menschliches Leid ist geborgen bei dir.
Du stehst uns zur Seite, wenn sich alles gegen uns verschworen hat.
Wir bitten dich:
Bewahre uns im Glauben daran,
dass unser Leiden nicht dein letztes Wort ist.
Herr, wir glauben – hilf unserem Unglauben. Amen.
Segen

Sei geborgen in Gott, wenn die Welt um dich in Aufruhr gerät.
Sei aufgehoben im verstehenden Mitleiden deines Bruders Jesus Christus, wenn Schmerz dich überkommt.
Sei getragen von Gottes gutem Geist, den nichts und niemand in Schranken weisen kann.
Und so geh hin im Frieden des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Beitrag von Antje Gottwald, Landesverband