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01.02.2018 Kategorie: Andacht

Andacht Februar 2018

Es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust. Deuteronomium 30,14


Das Buch Deuteronomium, aus dem der Monatsspruch kommt, ist über eine längere Zeit gewachsen. Es entstand, als das Volk Gottes in eine Krise geriet, die babylonische Gefangenschaft. Als es im Exil war, hat es neu über seine Beziehung zu Gott nachgedacht. Die Heimat schien verloren – das Land, das Gott ihnen gegeben hatte. Wie konnte das geschehen? Alte Geschichten wurden neu bedacht, und so kam es in der Exilzeit zu einer veränderten ‚Bundes-theologie‘. Diese Bundestheologie beschäftigte sich mit dem Bund Gottes mit Abraham. In diesen Erzählungen hatte Gott sich selbst verpflichtet. Das Entscheidende: diese Selbstverpflichtung war nicht an den Gehorsam Israels gebunden! Diese Selbstverpflichtung rein aus Gottes Gnade ermöglichte dadurch auch neue Hoffnung.

Es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.

Als ich diesen Satz meditierte, kam mir eine Frau in den Sinn, die mich in den letzten Wochen und Monaten beim Lesen begleitet hat.
Teresa von Ávila, eine große Mystikerin, wurde am 28. März 1515 geboren. Sie entstammte einer Adelsfamilie und trat früh ins Kloster ein. Im Jahr 1562 gründete sie ihr erstes eigenes Kloster, den Konvent vom Heiligen Josef in Ávila/Spanien. In einer Zeit, die von Reformationen geprägt war, reformierte Teresa das Ordensleben gründlich. Sie wollte nicht, dass das Leben der Frauen – und übrigens auch der Männer (sie gründete auch Männerklöster) – im Kloster von Askese und Buße bestimmt war. Sie wollte, dass die Frauen und Männer das „innere Beten“ einübten und so eine intensive Freundschaft mit Gott pflegten. Teresa von Ávila sagte: „Das Gebet ist meiner Ansicht nach nichts anderes als das Gespräch mit einem Freund, mit dem wir oft und gern allein zusammenkommen, um mit ihm zu reden, weil er uns liebt.“
So stand die Begegnung mit einem freundlichen Gott, der keine Strafen verlangt, sondern Vertrauen und Stärke schenkt, im Mittelpunkt des Klosterlebens.

Für Teresa galt: der Mensch darf sich immer wieder von neuem Gott zuwenden. Er darf das als der, der er eben ist, mit allem, was er ist, ohne dabei etwas zu verdrängen oder abzuwerten. Gott braucht keine Opfer, er verschenkt die gesuchte Anerkennung ohne alle Gegenleistung.
So waren für Teresa die Handlungen nicht die Voraussetzung dafür, vor Gott zu bestehen. Vielmehr waren sie die Folge der göttlichen Liebe. Und genau diese in den eigenen Taten weiterzugeben, darauf kam es Teresa an. Dabei bediente sie sich gern der biblischen Geschichte von den Schwestern Maria und Marta, bei denen Jesus zu Gast war: Marta bewirtete Jesus emsig und Maria saß zu Jesu Füßen und lauschte seinen Worten. Teresa nun wollte nicht, dass Maria und Marta gegeneinander ausgespielt werden. Sie wollte die Einteilung der Menschen in Macher und Träumer, Aktive und Passive überwinden.

Für Teresa gehören Maria und Marta zusammen. Inneres Beten hat für Teresa einen eigenen Sinn. Aber indem der Mensch in der Versenkung, die Liebe und die Zuwendung Gottes erfährt, wird er ein Gebender. Sie beschrieb dies so:
„Marta und Maria dürfen nie aufhören zusammenzuarbeiten, denn im Aktiven, das das Äußere zu sein scheint, arbeitet das Innere, und wenn die Werke aus dieser Wurzel hervorgehen, sind die Blumen wunderbar und äußerst wohlriechend. Denn sie gehen von diesem Baum der Liebe Gottes – und aus ihm – hervor, ohne jegliches Eigeninteresse, und es verbreitet sich der Duft dieser Blumen, um vielen von Nutzen zu sein, und es ist ein Duft der anhält, also nicht schnell vorbeigeht, sondern sich gewaltig auswirkt. (Teresa von Ávila, Gedanken zum Hohenlied, Gedichte und kleinere Schriften, 2004, Herder-Verlag 122)

Lesen wir das Losungswort noch einmal:
Es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.
Was heißt das für uns heute?
Das Wort Gottes und damit die Zusicherung seiner Liebe ist uns geschenkt und ist ganz nahe bei uns. Aus dieser unfassbaren Zuwendung eines freundlichen Gottes, aus seiner Gnade heraus, werden wir sein Wort tun. Amen.
Lieder
EG 407 Stern, auf den ich schaue
EG 408 Meinem Gott gehört die Welt
Nada te turbe Gesang aus Taizé (z. B. Freitöne 44)
Gebet
Gott,
es ist nicht einfach, im Getriebe der Zeit ganz bei dir zu sein,
deine Stimme zu hören, wenn rings um uns das Leben tobt.
Marta und Maria in uns aufzuspüren, das wünschen wir uns.
Hilf uns zu unserem Frieden in dir,
um uns der Welt zuwenden zu können.
Sei unser Ruhepol und unser Antrieb,
heute und alle Tage. Amen.
Segen
Gottes Wort sei deines Fußes Leuchte und ein Licht auf deinem Weg.
Er sei das feste Fundament in deinem Leben gleich dem Haus, das auf Stein gebaut ist.
Möge er dich auf grüner Aue weiden und zum frischen Wasser führen,
er sei dir Schutz und Schirm auf allen deinen Wegen.
Dazu segne dich der gütige und barmherzige Gott.
Beitrag von Simone Gellrich, KFD und AK WGT