„Gott ist treu“: Dieses Bibelwort finden wir an zahlreichen Stellen im Alten und Neuen Testament. Drei Worte nur, die mich zunächst verwundern. Heißt es nicht immer, dass wir Gott treu sein sollen?
Was ist Treue? Der Wortherkunft nach bedeutet sie etwas Feststehendes, etwas Zuverlässiges. Zur Treue gehören zwei Parteien. Treue heißt Aufruf zu Einheit und Eintracht, sich aufeinander verlassen können und durch nichts auseinanderbringen lassen.
Ein gegebenes Wort halten.
Ein Versprechen geben.
Ein Zeichen setzen.
Zu dem stehen, was man gesagt hat.
Ein eng verwandtes Wort ist „trauen“: Sich gegenseitig vertrauen, jemandem etwas anvertrauen. Dies ist das Fundament für ein Zusammenleben überhaupt und damit für eine funktionierende Gesellschaft. Es gibt zahllose Beispiele wie die Ehe, das Verhältnis von Lehrern zu Schülern, von Arzt zu Patienten. Aber auch in größeren Zusammenhängen: zwischen verschiedenen Staaten, bei risikoreichen Unternehmungen. Es bedeutet Sicherheit bis hin zum Überleben, soziale Qualität und Stärke. Es soll auch Möglichkeiten eröffnen, miteinander zu teilen.
Ist Treue also einfach ein Geben und Nehmen? Und was hat Gott damit zu tun? Er verbindet uns alle und will helfend in unser Leben eingreifen.
Allerdings lässt Gott nicht mit sich handeln. Dies ist oft versucht worden, bis heute. Hieß es vielleicht im Mittelalter „Wenn du, lieber Gott, Pest oder Zerstörung von uns wendest, dann bauen wir dir eine Kapelle“, so würde man heute etwa sagen „Wenn du, lieber Gott, mich im Lotto gewinnen lässt, dann will ich einen großen Teil davon für wohltätige Zwecke spenden“.
Muss man das Erkennen der Treue Gottes von Zeichen abhängig machen, die er uns gibt? Gott steht zu seiner Treue. Er traut uns zu, dass wir den Weg zu ihm finden, eben im Vertrauen. Dies hat auch Paulus erfahren – er, der vom leidenschaftlichen Verfolger der Christen zu Gottes großem Verfechter geworden ist. Davon erfahren wir aus seinen Briefen und der Apostelgeschichte.
Auch die Naturgesetze fallen mir ein, verlässliche Größen, die immer wieder Neues entdecken lassen und ungeahnte Möglichkeiten eröffnen, wenn wir verantwortungsvoll damit umgehen.
Ich schalte den Fernseher ein und höre, dass die politischen Parteien sich über den Preis für eine Tonne CO2 streiten. Damit werden weitgreifende Änderungen nicht angegangen, da sie nicht während einer Legislaturperiode, ja über Jahrzehnte und mehr zum Erfolg führen können und damit zum Ruhm der „Verantwortlichen“ gereichen. Gott denkt nicht in Stunden, Tagen oder Menschenaltern.
Gott steht zu dem, was er gesagt hat, er bleibt, was er ist. Er ist treu in Güte, nicht in harter Konsequenz. Auf dieser Basis können wir unser Tun aufbauen, verlässliche Menschen an der Seite unserer Mitmenschen sein und darauf unseren Glauben aufbauen.
Gebet
Treu zu sein, Gott,
Vertrauen zu schenken
fällt uns nicht immer leicht.
Zu schwer lasten die Enttäuschungen,
die andere uns zugefügt haben,
wir aber auch anderen.
Doch du, Gott, bist treu,
auf dich können wir trauen unser Leben lang.
So bitten wir dich:
Schenk uns den Lebensmut, der in diesem Vertrauen wurzelt.
Sei du unsere Kraftquelle zum Leben. Amen.
Lieder
EG 440 All Morgen ist ganz frisch und neu
EG 361,1-2+10 Befiehl du deine Wege
Segen
Gott schenke dir Zuversicht zum Leben.
Er gebe dir die Freiheit, dich fallen zu lassen in seine ausgebreitete Hand
und die Kraft, dein Leben anzugehen aus deiner Geborgenheit heraus.
Als Gesegnete werde zum Segen für deine Nächsten
und bau auf diese Weise mit an seinem Reich.
Amen. Antje Gottwald