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01.12.2018 Kategorie: Andacht

Andacht Dezember 2018

Als sie den Stern sahen, waren sie hocherfreut. Matthäus 2,10 (L)

Ich las den Spruch und erinnerte mich an ein Ereignis aus meiner Konfirmandenzeit. Kurz vor Weihnachten erzählte uns unser damaliger Gemeindepfarrer, dass außerhalb unseres Ortes eine große Gruppe von Roma ihr Lager aufgebaut hatte. Er sei schon einmal dort gewesen, und die Armut der Menschen, die vielen zerlumpten Kinder und die sanitären Verhältnisse, hätten ihn sehr betroffen gemacht. Er richtete einen Appell an uns Konfirmanden, doch einmal in uns zu gehen und zu überlegen, ob wir Bekleidung und auch Spielzeug spenden würden.

Einige Tage später machten wir – die Konfirmanden, der Pfarrer und die Gemeindehelferin – uns auf den Weg ins Lager. Am Tag zuvor waren viele Helfer im Pfarrhaus zusammengekommen, um die gespendeten Sachen zu verpacken. Für die Kinder füllten wir Tüten mit Süßigkeiten, Keksen und Äpfeln. Mit einem vollen Handwagen und gepackten Taschen ging es los. Es war später Nachmittag und der Himmel zeigte sich in einem wunderschönen Rosarot. Der Abendstern ging auf und wir waren sehr aufgeregt auf das kommende Ereignis. Als wir im Lager ankamen, wurde unsere Ankunft von den größeren Kindern durch lautes Rufen kundgetan. Mütter mit kleinen Kindern am Rockzipfeln kamen herbei. Die Männer stellten sich uns schweigend gegenüber. Uns beschlich ein ungutes Gefühl, als wir den Roma gegenüberstanden. Sie sahen sehr finster aus. Der Pfarrer ging auf den Sprecher der Gruppe zu und sprach mit ihm. Der Mann sagte etwas in einer Sprache, die wir nicht verstanden. Daraufhin hellten sich die Gesichter der Menschen auf, und wir waren erleichtert. Der Pfarrer hielt eine kleine Andacht. Wir holten unsere Gesangbücher heraus und sangen einige Weihnachtslieder. Als wir merkten, dass unsere Lieder gut ankamen, sangen wir mit viel Freude weiter. Nun war es Zeit, unsere Geschenke und Gaben zu verteilen. Die Augen der Kinder leuchteten wie kleine Sterne. Sie rissen uns fast die Tüten aus der Hand. Der Pfarrer übergab dem Sprecher der Roma einen Beutel mit Tabak. Dankbar drückte dieser ihm die Hand.

Inzwischen war es dunkel geworden und wir traten den Heimweg an. Die größeren Kinder begleiteten uns noch eine Weile. Auf einmal blieb unser Pfarrer stehen und zeigte zum Himmel hinauf. Unsere Blicke gingen alle nach oben zum Himmel. Der Abendstern leuchtete, und uns wurde auf einmal bewusst, was der Pfarrer damit meinte: Die Geschichte von den drei Weisen aus dem Morgenland, die dem Stern gefolgt waren, um den neugeborenen König anzubeten und um ihm ihre Schätze zu reichen. Wir fühlten eine große Dankbarkeit in uns und waren glücklich, den Menschen und vor allem den Kindern unsere Geschenke und Gaben überreicht zu haben. Im Lichtschein des Abendsterns wanderten wir nach Hause.

Lieder
EG 544 Stern über Bethlehem
EG 47,1-4 Freu dich, Erd und Sternenzelt
EG 52,1.4-6 Wisst ihr noch wie es geschehen

Gebet

Gott,
wie leicht ist es, das Leid anderer zu übersehen
im hektischen Alltagsbetrieb.
Wie leicht ist es, keine Zeit zu finden,
um sich fremder Not zu stellen.
Gott,
hilf, dass ich die Zeit und die Ruhe finde,
einfach da zu sein, zuzuhören,
Trost, Rat und auch Hilfe anzubieten.
Sei mit mir auf meinen Wegen.
Amen.

Segen
Herr, unser Gott, sei um uns,
sei mit uns auf all unseren Wegen,
sei uns wohlgesonnen in all unserem Tun.
Sei uns willkommen in unserem Leben. Amen.


Beitrag von Siegrid Harlos, Frauenhilfe Engelade