Geboren kurz nach Ausbruch des zweiten Westkriegs, hat mich der Begriff Friede durch meine Kindheit begleitet, seit ich mich erinnern kann. Immer hörte ich, wie es im Frieden sei. Da gab es Begriffe wie „das ist noch Friedensware“, oder „das ist noch Friedensqualität“ und auch „als noch Frieden war“.
Und das Abendgebet, das meine Mutter mit uns sprach, endete immer mit „... gib uns bald Frieden. Amen“.
Friede war für die Menschen damals der Inbegriff aller Sehnsucht und für mich eine Art gelobten Landes, wo keine Bomben fielen.
Der Begriff Friede bedeutet sehr viel mehr als einfach das Gegenteil von Krieg. Wenn der auferstandene Jesus Christus mitten unter die Jünger tritt und sagt „Friede sei mit euch“, dann bedeutet es zunächst, dass sie sich nicht erschrecken sollen. Doch es umfasst noch wesentlich mehr. Friede ist auch ein Geschenk, an das sich große Erwartungen knüpfen: Geht sorgsam miteinander um; achtet eure Mitmenschen; haltet die Gebote; schafft Vertrauen; vermeidet Konflikte. Heute würde Jesus sicher hinzufügen: Achtet und bewahrt unsere Natur und Umwelt; geht besonnen mit den Ressourcen um.
Nicht umsonst ist ‚Friede sei mit euch‘ eine Grußformel in vielen Kulturen. Wir sprechen es auch als Friedensgruß vor dem Abendmahl im Gottesdienst und geben dabei weiter, was Jesus den Jüngern gesagt hat.
Friede beginnt bei jedem einzelnen. Lebe ich in Frieden mit mir selbst? Oder bin ich unzufrieden, also stehe ich mich selber nicht allzu gut mit dem Frieden? Es lohnt sich, einmal über den Begriff ‚innerer Friede‘ nachzudenken. Das ist eine große Herausforderung. Wie kann ich ihn finden, erhalten oder auch zurückgewinnen? Denn nur das befähigt mich, auch meinem Umfeld in Frieden zu begegnen. Wenn ich ihn habe, heißt das auf der anderen Seite keineswegs, dass alles kritiklos hingenommen werden muss. Nur aus Kritik heraus entstehen Anstöße, etwas zu bewegen und zu verbessern.
Ich freue mich, wenn einer sagt, er habe endlich mit jemandem seinen Frieden gemacht. Und wenn ein Mensch am Ende seines Lebens in Frieden gehen kann, ist das ein ganz großes Geschenk.
Friede ist das Geschenk Gottes, das wir alle bewahren, leben und weitergeben sollen.
Ich wünsche mir, dass alle Menschen zueinander sagen können: Ich komme in guter Absicht, ich tue euch nichts und weiß, dass auch ihr so denkt.
Friede sei mit euch Lieder
EG 433 Wir wünschen Frieden euch allen (Hevenu schalom alejchem)
EG 434 Der Friede des Herrn (Schalom chaverim)
EG 425 Gib uns Frieden jeden Tag!
EG 435 Dona nobis pacem, pacem
Gebete
EG 789.6 Fürbittgebet nach Taizé
EG 170.3 Frieden gabst du schon
Segen
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Phil 4,7