Jesus Christus spricht: Wer sagt denn ihr, dass ich sei?
Matthäus 16,15 (L)
Liebe Frauenhilfsschwestern,
welches sind Ihre Vorbilder? Bei Fortbildungen, im Kolleginnenkreis stand diese Frage oft am Anfang des Zusammentreffens. Wie sieht das bei Ihnen aus? Gibt es da Menschen, die Sie bewundert, denen Sie vielleicht sogar nachgeeifert haben? Der Mutter, einer Lehrerin, dem Opa oder einem Filmstar? Meine Antwort auf die Frage war nach kurzem Überlegen klar: Es gibt zwei Frauen, die mich besonders geprägt haben: meine Großtante Anna und eine weitgereiste kluge Diakonisse, Schwester Marie. Als Kind habe ich Tante Anna bewundert! Sie kam immer mit dem Fahrrad, eine große, kräftige, ruhige Frau, bescheiden und sehr aufmerksam. Trotz vieler dunkler Zeiten, trotz Verlust der Heimat Pommern,
dem Verlust von Menschen, die sie geliebt hatte, von Verwandten und Freundinnen, strahlte sie immer Ruhe und Zufriedenheit aus. Sie war eine gläubige Frau, die nie viel Aufsehen um ihre Person machte und die andere Menschen nicht verurteilte,
wenn die sich nicht gesellschaftskonform verhielten. Jedenfalls habe ich nie erlebt, dass Tante Anna schlecht über andere redete, tratschte, oder sich an irgendwelchen Gerüchten beteiligte. So wie Tante Anna wollte ich auch sein! Gradlinig und ehrlich, verständnisvoll und vorurteilsfrei.
Schwester Marie lernte ich schon als kleines Kind kennen. Sie lebte in der Stadt und Mutter und ich besuchten sie, wenn wir mit dem Bus in die Stadt fuhren. Die Diakonisse war nicht mehr beruflich aktiv. Sie war körperlich stark eingeschränkt, konnte sich nur mühsam mit Stock in ihrem kleinen Zimmer bewegen. Trotzdem war sie immer guter Dinge. In meiner Zeit auf dem Gymnasium verbrachte ich viele Stunden bei ihr, hörte von ihren verschiedenen Dienstorten, z.B. in England war sie gewesen. Sie hatte wunderbare Bildbände und konnte begeistert erzählen. Ich war fasziniert und staunte oft über ihre fröhliche Art und ihre zufriedene Haltung trotz vieler gesundheitlicher Beschwerden und einem sehr bescheidenen Leben. In den vielen Jahren, die ich sie besuchte, trug sie immer ihre Ordenstracht und die Diakonissenhaube.
Natürlich gibt es immer viele Menschen, Situationen, die uns beeinflussen, die in unserer Entwicklung eine Rolle spielen, die uns prägen. Für mich waren es diese beiden Frauen, die eine besondere Rolle gespielt haben. Mit ihrer gradlinigen,
ehrlichen Art, einem integren Verhalten, und dem Fundament ihres Glaubens haben sie viele Hürden überwunden und sind mit allem Schmerz, bei aller Traurigkeit, den Verlusten fröhlich geblieben. Jesus Christus war ihr Halt. Nicht die Meinungen
anderer spielten für sie eine Rolle. Was Menschen über andere sagen, trifft sicher manchmal zu. Es mag wohl auch oft aufrichtig gemeint sein, aber nicht selten ist es auch heuchlerisch, manchmal geprägt von Neid.
Jesus hatte seine Jünger zunächst gefragt: Was sagen die Leute, wer ich sei? Unterschiedliche Beschreibungen wurden ihm genannt. Und dann will er von seinen Jüngern, seinen engsten Freunden wissen: „Was sagt denn ihr, wer ich sei?“ Petrus gibt die entscheidende Antwort: Du bist der Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Du bist der, auf den man sich verlassen kann. Du bist da, wenn wir uns allein fühlen und einsam sind. Du bist das Fundament, der Anker, der unserem Leben Halt gibt. Petrus hat die Frage verstanden. Er weiß, Jesus macht uns Mut zum Leben. Er verspricht immer an unserer Seite zu sein! Auf ihn können wir uns verlassen, ihm dürfen wir blind vertrauen.
Gebet
Gott, zu dir kommen wir mit unserem Dank, mit unserer Freude.
Zu dir bringen wir alles, was uns beschäftigt. Wir sind froh, in der
Gemeinschaft hier sein zu können.
Wir danken dir für die Menschen an unserer Seite, für die Liebe und
Nähe, die uns geschenkt wird.
Wir bitten dich, lass uns auch Schenkende sein, Menschen, die Liebe
weitergeben, denen man vertrauen kann, auf die Verlass ist.
Gott, immer wieder und überall auf deiner, auf unserer Welt gibt es
Unfrieden, Krieg, Not und Elend. Wir schaffen es nicht, in Frieden
miteinander zu leben.
Wie brauchen dich, deine Liebe und deine Stärke, damit wir nicht
aufgeben im Bemühen um mehr Frieden und Gerechtigkeit. Hilf uns
dir zu vertrauen und uns auf dich zu verlassen.
Mit Jesu Worten rufen wir dich an: Vater unser ...
Lieder
EG 607 Vertrauen wagen
EG 398 In dir ist Freude
EG 561 Herr, wir bitten: Komm und segne uns
Segen
Gott bleibe bei uns,
seine Liebe umgebe uns,
seine Treue verbinde uns.
So segne uns der lebendige Gott
Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.