Dieser betende Mensch fleht Gott voller Inbrunst an, gehört zu werden. Er hofft auf Gottes Nähe und harrt auf Gottes Schutz. Seine Seufzer sind laut und vernehmlich. Es klingt wie eine Anklage. Die Last seiner Sünden wiegt so schwer, dass er fast daran zerbricht. Sein Leid und sein Schmerz lassen ihn krumm und gebückt gehen. Er fühlt sich von aller Welt verlassen.
Wie gut, dass wir in unserer Verzweiflung all unsere Nöte vor Gott ausbreiten können. Das Sehnen nach seiner Hilfe erwächst aus unserem Glauben. Jörg Zink sagt: „Der Herr ist nahe bei denen, die an sich selbst verzweifeln. Er hilft denen, die unter ihrer Schuld zerbrechen, denen die Lasten zu schwer sind und nimmt ihre Schuld von ihren Herzen.“
Als wir diesen Vers aus Psalm 38 gelesen haben, fiel uns ein: Unser Sehnen liegt offen vor Gott – unser Sehnen nach Frieden und nach Aufrichtigkeit der Menschen untereinander. Wie sehr seufzen wir, wenn wir die täglichen Nachrichten zurzeit hören. Sie berichten von Attentaten, von Hungersnot in vielen Ländern Afrikas und dem Wassermangel dort. Und wir erfahren von Waffenexporten, die in die geschundenen Gebiete in der Welt getätigt werden. Wir rufen zu Gott, er möge den Mächtigen der Welt die Einsicht schenken, dass die Menschen sich nach Frieden, Sicherheit und Glück sehnen.
Gemeindepfarrer beobachten, dass die Sehnsucht der Menschen nach Religiosität zunimmt, der Kirchbesuch aber eher abnimmt.
Sehnen sich junge Leute in anderer Weise nach Gott als wir ältere? Verstehen Kirchenferne unsere Feste und Gottesdienste in der Art, wie wir sie feiern, so, wie sie gemeint sind? Geben diese nicht nur Raum zur Buße, zum Seufzen und Klagen, sondern auch Hilfe zur Stärkung, Hoffnung und Trost? Trauen wir uns, unsere Schuld in der Gemeinschaft laut vor Gott zu bringen oder tun wir das vielleicht nur am Karfreitag und zu Buß-und Bettag? Kommen im heutigen Sprachgebrauch die Worte „Sehnen und Seufzen“ noch vor?
Es lohnt sich, über das alles nachzudenken, ihm nachzuspüren.
Dennoch aber vertrauen wir fest darauf: Trotz aller Probleme und Verzweiflung hat Gott uns sein Geleit zugesagt.
Lieder
EG 171, 1-3 Bewahre uns Gott
EG 597 Aus der Tiefe rufe ich zu dir
Da wohnt ein Sehnen tief in uns (z. B. Freitöne 25)
Gebet
Herr, mein Seufzen ist dir nicht verborgen.
Gib mir Kraft, mit meinen Problemen und Nöten umzugehen.
Schicke mir einen Engel, der Licht in meine Dunkelheit bringt.
Gott, du weißt, wonach ich mich sehne:
nach Frieden, Aufrichtigkeit und Trost.
Bewahre die Menschen dieser Erde vor allem Bösen. Amen
Segen
Der Segen Gottes geleite dich durch dein Leben;
Des Gottes, der seinen Sohn für dich hingab, damit dir Leben zuwachse.
Der Segen des Sohnes geleite dich durch dein Leben;
Des Sohnes, der für dich durch den Tod zu neuem Leben erstand,
damit du zuversichtlich deinen Weg gehen kannst.
Der Segen des Geistes geleite dich durch dein Leben;
Des Geistes, der dich mit Lebensmut erfüllt,
damit dir die Kraft zuwachse, die du brauchst.
Und so segne und bewahre dich der dreieinige Gott.
Geh hin in seinem Frieden. Amen.