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01.03.2025 Kategorie: Andacht

Andacht März 2025

Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken.

Levitikus 19,33

V. 33 und 34: Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott.

Die große herausfordernde Aufgabe steht nicht unvermittelt; sie mündet in die Erinnerung an einen Gott, der einst das Volk aus der Sklaverei in die Freiheit geführt hat. Wie auch bei den Zehn Geboten der Beginn eine Gottesvorstellung und Liebeszusage zugleich ist: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten, aus dem Sklavenhaus herausgeführt hat.“ Erst danach erfolgen die Zehn Gebote (Exodus 20,1ff). Sie sind die Folgerung aus diesem Bewusstsein, dass der Fordernde der Liebende ist und die Gebote eine Konsequenz aus der eigenen Erfahrung sind: Das, was Gottes Volk in dieser guten Fürsorge erfahren durfte, kann es an die Menschen weitergeben.

„Beschenkte Menschen sind beseelte Menschen, die Beseelendes geben können.“ (Ottmar Fuchs)
Aus der Erinnerung des Guten, der Fürsorge in der befreienden Begleitung Gottes erwächst mit Selbstverständlichkeit die Nächsten- und Fremdenliebe. Innerhalb des Heiligkeitsgesetzes heißt es: „Seid heilig, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig“ (Levitikus 19,1-2) Die Erfüllung des Gesetzes ist möglich, weil die Heiligkeit Gottes geschenkt wurde: „Heilig wie Gott werden heißt, … sein Wesen unter den Menschen erfahrbar werden zu lassen, etwa darin, von Gottes unendlicher Unantastbarkeit her auch die Unantastbarkeit der Menschenwürde zu betreiben.“ (aus: Das Heilige im Buch Levitikus und in der jüdischen Tradition, in: Bibel und Kirche 69, 2014)

Gott fordert nichts, was er nicht bereits gegeben hat ‒ wir sind in die Heiligkeit / in das Heil-Sein Gottes mit hineingenommen ‒ wir geben also nichts, was wir nicht selbst auch zuvor bekommen hätten: Unantastbarkeit der Menschenwürde für alle, Freiheit, Gerechtigkeit, Geborgenheit und Schutz.

„Erinnert Euch“ ‒ so ist der Tenor dieses Textabschnitts: Gott hat uns beschenkt mit dem Leben und so viel Wunderbarem ‒ damit, dass wir in einem freien Land leben dürfen, in dem wir gut versorgt sind, Frieden und Wohlstand erfahrbar sind. Wer sich erinnert, dass Gott so viel Gutes getan hat (Psalm 103), kann sich lösen von der Angst, zu kurz zu kommen, wenn andere „von draußen“ kommen. Mit den Fremden umzugehen, wie Gott  es an uns getan hat, ist somit selbstverständlich.

„Beschenkte Menschen sind beseelte Menschen, die Beseelendes geben können.“ (s.o.)

Aus der Liebe Gottes heraus ‒ in der Erinnerung an all das Gute, das Gott getan hat, erwächst aus der Dankbarkeit die Weitung des Herzens anstatt der Enge der Angst, bei Abgabe an andere selbst zu kurz zu kommen, oder durch die, die „von draußen kommen“, bedroht zu sein. Lieben aus der Fülle bewirkt Achtsamkeit und Solidarität.

Gottes Heiligkeit und Gottes Liebe und Barmherzigkeit übersteigen unsere Ängste, Verengungen, weil wir selbst Beschenkte sind.
Amen.

Gebet
Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht bringe ich vor dich.
Wandle sie in Weite. Herr, erbarme dich.
Meine ganze Ohnmacht, was mich beugt und lähmt, bringe ich vor dich.
Wandle sie in Stärke. Herr, erbarme dich,
Mein verlornes Zutraun, meine Ängstlichkeit bringe ich vor dich.
Wandle sie in Wärme. Herr, erbarme dich.
Meine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit bringe ich vor dich.
Wandle sie in Heimat. Herr, erbarme dich.
Amen.                                            (auch zu singen; EG Ergänzungsheft 12)

Segen
Der Friede unseres Gottes, der höher ist, als wir begreifen können,
sei ein Schutzwall um unsere Herzen und unsere Gedanken,
damit nichts und niemand uns von Christus trennen kann.

Der Herr segne und behüte dich. Er halte dich in seiner Hand
und leite dich nach seinem Rat.
Amen.

Lieder
EG Ergänzungsheft 29 Wo Menschen sich vergessen
EG  612 Herr, gib mir Mut zum Brückenbauen
EG  604 Wo ein Mensch Vertrauen gibt
EG  418 Brich dem Hungrigen dein Brot
EG Ergänzungsheft 14 Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat (Psalm 103)

Beitrag von Birgit Rengel, Pfarrerin Gemeinde St. Christophorus HE