„Ich will, ihr sollt.“ – Immer das gleiche alte Lied vom (all-)mächtigen Gott. Priester und Propheten, Päpste und Pastoren haben es seit alters her gesungen. Da soll ich etwa andachtsvoll einstimmen? Wir leben in einer offenen Gesellschaft. Wenn du, Gott, heute unter uns wohnen willst, dann musst du dir Fragen gefallen lassen und musst dich um Mehrheiten mühen.
Unser Andachtswort stammt aus dem Buch des Propheten Ezechiel (bei Luther ‚Hesekiel‘ genannt). Er gehörte zur ersten Gruppe von Israeliten, die im Rahmen des Babylonischen Exils (597-539 v.Chr.) ihr Heimatland verlassen mussten. Schon vor der Verschleppung hatte er ausführlich die Verfehlungen seines Volkes angeprangert, hatte eine militärische Niederlage, die Zerstörung Jerusalems mitsamt Tempel sowie die Vertreibung vorausgesagt (Kapitel 1-24). Nun sitzt er in der Fremde "an den Wassern von Babylon" und spricht in den Kapiteln 33-37 seinen Landsleuten Trost und Mut zu. Prophetie für Vertriebene wie für Geflüchtete! Ezechiel ist bekannt für seine Visionen. Erinnern wir uns an den Frauensonntag im zurückliegenden Jahr?
Als Ezechiel diese Worte spricht, steht es schlecht um das Volk Israel und um seinen Gott. Das Volk Gottes ist militärisch besiegt, sein Staat zerschlagen, sein Tempel zerstört. Nicht nur das Volk, auch dieser Gott hat seinen bisherigen Wohnraum verloren.
Beim behutsamen Deuten im Umgang mit dem Bibelwort könnte ich fragen: Wie geht es denn unserem Christengott hierzulande gerade? Er kann sich vielen Menschen nicht mehr erklären, geschweige denn sie begeistern. Frauenhilfen und Kirche schrumpfen und altern. Wir sehen den Verlust und Abbruch kirchlicher Rituale und Traditionen in unserem Land, wir müssen unser Sonntagsgeläut verteidigen und um Konfirmanden werben. Ein Platz für Gott und seine Kirche ist nicht mehr selbstverständlich. Da fällt es schwer im Ezechiel-Wort eine Zukunftsansage für uns und unsere Kirche zu erkennen.
Gott will unter seinem Volk wohnen. Da höre ich eine Frage: Ist ein Platz frei, haben wir einen Raum in der Herberge? Das kennen wir alle: Jemand kommt in den Saal, zur Frauenhilfe oder zum Gottesdienst und schaut sich nach einem freien Platz um. Und was sagen wir? „Schon besetzt, freigehalten für ... oder herzlich willkommen?“.
Gott will unser Mitbewohner sein auf Erden, in unserer Gesellschaft, in der Gemeinde, in meinem Alltag. In Krippe und Kreuz ist das sehr menschlich und anschaulich geschehen.
Setzen wir uns dafür ein, dass Gott einen Platz bekommt? Rechnen wir mit ihm? Schaffen wir Platzhalter durch Offenheit und Dankbarkeit, durch Gebet und Nächstenliebe.
Können wir nach Kirchentag, Propstei- und Gemeindefest rund um das Reformationsjubiläum neuen Wohnraum für Gott unter uns entdecken? Wirkt es nachhaltig durch unser Kirchenjahr und wird sichtbar, wo Glaube bei uns einzieht? In diesen herbstlich dunklen Tagen ahnen wir schon etwas von dem Licht der kommenden Zeit und haben Hoffnung vor Augen: Gott wird Mensch und wohnt mitten unter uns.
Machet die Türen auf und die Tore weit, dass der König der Ehre bei euch einziehe.
Lieder
EG 56 Weil Gott in tiefster Nacht erschienen
EG 409 Gott liebt diese Welt
Gebet
Gott, du willst unter Menschen wohnen.
Diese Sehnsucht ist deine Leidenschaft.
In Jesus hast du sie ausgelebt.
Schenk uns Raum für Fragen und Mut zu Antworten.
Wohne in unseren Kirchen und unseren Gemeinden,
in unseren Herzen und Häusern,
in unserer Sprache und unseren Taten,
in unseren Liedern und unseren Feiern.
Amen
Segen
Es segne uns Gott, der unter Menschen wohnen will,
als Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen.
Unser Andachtswort stammt aus dem Buch des Propheten Ezechiel (bei Luther ‚Hesekiel‘ genannt). Er gehörte zur ersten Gruppe von Israeliten, die im Rahmen des Babylonischen Exils (597-539 v.Chr.) ihr Heimatland verlassen mussten. Schon vor der Verschleppung hatte er ausführlich die Verfehlungen seines Volkes angeprangert, hatte eine militärische Niederlage, die Zerstörung Jerusalems mitsamt Tempel sowie die Vertreibung vorausgesagt (Kapitel 1-24). Nun sitzt er in der Fremde "an den Wassern von Babylon" und spricht in den Kapiteln 33-37 seinen Landsleuten Trost und Mut zu. Prophetie für Vertriebene wie für Geflüchtete! Ezechiel ist bekannt für seine Visionen. Erinnern wir uns an den Frauensonntag im zurückliegenden Jahr?
Als Ezechiel diese Worte spricht, steht es schlecht um das Volk Israel und um seinen Gott. Das Volk Gottes ist militärisch besiegt, sein Staat zerschlagen, sein Tempel zerstört. Nicht nur das Volk, auch dieser Gott hat seinen bisherigen Wohnraum verloren.
Beim behutsamen Deuten im Umgang mit dem Bibelwort könnte ich fragen: Wie geht es denn unserem Christengott hierzulande gerade? Er kann sich vielen Menschen nicht mehr erklären, geschweige denn sie begeistern. Frauenhilfen und Kirche schrumpfen und altern. Wir sehen den Verlust und Abbruch kirchlicher Rituale und Traditionen in unserem Land, wir müssen unser Sonntagsgeläut verteidigen und um Konfirmanden werben. Ein Platz für Gott und seine Kirche ist nicht mehr selbstverständlich. Da fällt es schwer im Ezechiel-Wort eine Zukunftsansage für uns und unsere Kirche zu erkennen.
Gott will unter seinem Volk wohnen. Da höre ich eine Frage: Ist ein Platz frei, haben wir einen Raum in der Herberge? Das kennen wir alle: Jemand kommt in den Saal, zur Frauenhilfe oder zum Gottesdienst und schaut sich nach einem freien Platz um. Und was sagen wir? „Schon besetzt, freigehalten für ... oder herzlich willkommen?“.
Gott will unser Mitbewohner sein auf Erden, in unserer Gesellschaft, in der Gemeinde, in meinem Alltag. In Krippe und Kreuz ist das sehr menschlich und anschaulich geschehen.
Setzen wir uns dafür ein, dass Gott einen Platz bekommt? Rechnen wir mit ihm? Schaffen wir Platzhalter durch Offenheit und Dankbarkeit, durch Gebet und Nächstenliebe.
Können wir nach Kirchentag, Propstei- und Gemeindefest rund um das Reformationsjubiläum neuen Wohnraum für Gott unter uns entdecken? Wirkt es nachhaltig durch unser Kirchenjahr und wird sichtbar, wo Glaube bei uns einzieht? In diesen herbstlich dunklen Tagen ahnen wir schon etwas von dem Licht der kommenden Zeit und haben Hoffnung vor Augen: Gott wird Mensch und wohnt mitten unter uns.
Machet die Türen auf und die Tore weit, dass der König der Ehre bei euch einziehe.
Lieder
EG 56 Weil Gott in tiefster Nacht erschienen
EG 409 Gott liebt diese Welt
Gebet
Gott, du willst unter Menschen wohnen.
Diese Sehnsucht ist deine Leidenschaft.
In Jesus hast du sie ausgelebt.
Schenk uns Raum für Fragen und Mut zu Antworten.
Wohne in unseren Kirchen und unseren Gemeinden,
in unseren Herzen und Häusern,
in unserer Sprache und unseren Taten,
in unseren Liedern und unseren Feiern.
Amen
Segen
Es segne uns Gott, der unter Menschen wohnen will,
als Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen.