Jesus Christus spricht: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen!
Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen!
Lukas 6,27-28 (E)
Der Monatsspruch für Januar ist ein kleiner Abschnitt aus der sogenannten „Feldrede“ Jesu. Was die „Bergpredigt“ bei Matthäus (Kapitel 5-7), ist die deutlich kürzere „Feldrede“ bei Lukas in Kapitel 6, Verse 17-49. Es sind
Sätze, die Jesu großen Anspruch an unser Verhalten deutlich werden lassen. Sie fordern Gewaltverzicht und Feindesliebe statt Rache, Hass und Vergeltung.
Im Anschluss an unseren Monatsspruch heißt es:
„Wer dich auf die eine Backe schlägt, dem biete die andere auch dar: und wer dir den Mantel nimmt, dem verweigere auch den Rock nicht. Wer dich bittet, dem gib; und wer dir das Deine nimmt, von dem fordere es nicht zurück. Und wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch!“
(Lukas 6,29-31; Lutherübersetzung)
Das Gebot der Feindesliebe fordert uns heraus. Wenn uns Unrecht geschieht, sind Gedanken der „Rache“ nicht weit. Dabei gibt es zwei Arten von Rache. Eine, die wir nur in der Phantasie ausleben, und die tatsächlich durchgeführte Rache. Wenn wir uns wirklich rächen, besteht die Gefahr, dass man sich im Gegenzug wirklich an uns rächt, und so entsteht ein Teufelskreis.
Jesus will, wenn wir geschlagen werden, dass wir auch noch die andere Wange hinhalten. Wird uns etwas genommen, so sollen wir es dem Anderen überlassen, ohne es zurückzufordern. Haben seine Werte eine Chance? – Eine gewisse Ratlosigkeit macht sich in uns breit, wenn wir sehen, wie es in der Welt läuft, wie die Menschen miteinander umgehen. Hass und Gewalt gehören zum Alltag. Jesu Ansprüche haben kaum Aussichten, in die Herzen der Menschen einzudringen, um in praktische Taten umgesetzt zu werden.
Sicher, es gibt leuchtende Beispiele, wo Menschen das Wechselspiel von Gewalt und Gegengewalt gestoppt haben. Sie verzichten auf Rache und Vergeltung. Diese Menschen nennen wir auch „Heilige“. Aber die Frage ist doch: Bin ich zu so etwas auch in der Lage? Wenn mich jemand verletzt hat, mir böse Worte gesagt hat, mir nicht wohlgesonnen ist, mich bedroht? Jesus kennt keinen Hass und keine Gewalt. Jesus weiß sich von seinem himmlischen Vater geliebt und das zählt mehr als Hass und Gewalt. So predigt er die Liebe zu den Nächsten, auch wenn sie sich als Feinde aufführen.
Als Frauenhilfsschwester bin ich bei der Nächstenliebe in jedem Fall „nah dran“ so wie an der Feindesliebe: durch die Liebe, von der ich lebe und die ich liebend an andere weitergeben kann. Bei all den Forderungen, die wir bei der Feindesliebe erfüllen sollen, hat Jesus zum Schluss einen Satz eingefügt, der es uns leichter machen will. Zwischen all den großen Forderungen sagt Jesus und nennt damit die goldene Regel für unser Verhalten: „Und wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch“ (Lukas 6,31). Das heißt hinausdenken über die Feindschaft.
Einem anderen Menschen freundlich zugewandt begegnen, noch bevor dieser Mensch mir gegenüber erneut unfreundlich wird. Er muss nicht mein bester Freund werden. Mit dem Vertrauen auf Gottes Liebe, die der tragende Grund meines Lebens ist, kann ich es schaffen, wo mir böse mitgespielt wird, nicht böse zurückzuspielen.
Der Volksmund hat diese „goldene Regel“ übrigens verändert: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg’ auch keinem andern zu!“ ‒ Das wär’ schon mal ein Anfang.
Gebet
Jesus, du möchtest, dass ich mich für einen Menschen öffne,
der mir nicht liebenswert erscheint.
Jesus, du möchtest, dass ich einem Menschen entgegengehe,
der mir Unrecht getan hat.
Aber meine Gedanken an meinen Widersacher lassen dies nicht zu.
Meine Gedanken kreisen immer wieder um unseren Konflikt
und blockieren mich.
Jesus, gib mir die Kraft, auch in meinem Feind
einen von dir geliebten Menschen zu sehen.
Denn auch mein Widersacher ist ein Mensch, den du siehst
und der dir in der Gemeinschaft wichtig ist.
Jesus, so bitte ich dich um einen geweiteten Blick auf meinen Gegner,
für eine neue Sicht auf seine Situation.
Jesus, ich danke dir, dass du mir hilfst, mir Kraft und Zuversicht schenkst,
so dass ich meine Denk- und Verhaltensweisen ändere.
Amen.
Lasst euch segnen
Geht mit der Aussicht, dass Jesu Liebe euch hält,
jeden Tage bis ans Ende der Welt.
Es segne und begleite euch der dreieinige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Lieder
EG 413,1.3-5 Ein wahrer Glaube Gotts Zorn stillt
EG 416 O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens
EG 612 Herr, gib mir Mut zum Brückenbauen
EG 613 Liebe ist nicht nur ein Wort