Was für ein Lied, David, du begnadeter Dichter, Sänger und Tänzer (2. Samuel 6,14)! Dieses Lied zur Einweihung des Tempels in Jerusalem: Wie gerne würde ich nicht nur die Worte lesen, sondern ihren Klang hören! Für mich klingt es nach einem Gospelchor - voller Klatschen und Lachen, mit Freiraum für Improvisation: Die pure Lust am Leben...
Davids Lobgesang ist bis heute nicht verstummt, ja durch die Jahrhunderte zu einem immer größeren Chor angeschwollen: „... so lass uns hören jenen vollen Klang / der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet, / all deiner Kinder hohen Lobgesang." (D. Bonhoeffer, EG 65,6) Dieses Tanzen und Jubeln ist nicht geboren aus Naivität, aus Verdrängung, Beschönigung oder Betäubung; es hat Klagen und Trauern durchgemacht und in Erinnerung behalten. Es zeugt von der Kraft einer Verwandlung, die nicht glücklicher, blinder Zufall ist. Dahinter steckt der Wille eines DU.
DEIN Wille geschehe: vom Dunkel ins Licht, von der Hoffnungslosigkeit zu neuer Hoffnung, aus der Starre zur Bewegung. DU hörst und verwandelst nicht nur mich und mein Klagen, sondern auch das der Anderen. Selbst denen gilt der Vers, die gerade einen nahen Menschen verloren haben, sei es durch Tod, Trennung, Streit, Krankheit, Verletzung oder Unverständnis. Auch wenn sie heute nicht einstimmen können in den Gesang Davids, weil sie das Verwandelt werden noch nicht erfahren haben, ja nicht einmal ahnen, dass es auf sie wartet.
Ein Trauerkleid ziehe ich nicht selber an; es wird mir übergeworfen, ohne dass ich gefragt werde. Ich kann es meist auch nicht mehr selber ausziehen. Dazu brauche ich ein DU, das mir auf verschiedene Weise begegnen kann, vielleicht in einer Freundin, die ein offenes Ohr hat für mein klagendes Herz, eine tröstende Schulter für meine trauernde Seele, einen Blumenstrauß in der Hand oder irgendeinen „Freudengürtel" in der Handtasche. Manchmal umhüllt mich ein Trauerkleid auch schützend. Dass DU es ausziehst, muss ich zulassen, selbst wenn ich danach erst einmal nackt dastehe.
David hat sein Lied nicht im stillen Kämmerlein, sondern öffentlich und laut gesungen. Alle sollten es hören. Ich singe sein Lied heute weiter: „DU hast nichts von DEINER verwandelnden Kraft verloren. DEINE Osterbotschaft gilt für immer, der Stein ist weggerollt und DU bist immer für eine Überraschung gut." Auch wenn die Sternstunden im Leben - wie die Einweihung eines Tempels - vorüber gehen, auch wenn wieder Alltag einkehrt, auch wenn es im Leben neue Anlässe zum Klagen und Trauern geben wird: Unser letztes Gewand wird kein Trauerkleid sein. DU bist und machst lebendig, und ich freue mich darauf, dir im Festtagsfreudekleid zu begegnen.
Die Worte Davids gelten nicht nur für mich und dich persönlich, sondern genauso für unsere Evangelische Frauenhilfe und für unsere Kirche. Die Klage wird nicht das letzte Wort behalten. Wenn Frauenhilfe und Kirche über sinkende Mitgliederzahlen und fehlende Gelder klagen, fehlt ihnen nicht nur "Sexappeal". Sie verfehlen ihre Berufung und DEINE Verheißungen. DEINE verwandelnde Kraft hängt gewiss nicht von finanziellen Zuwendungen oder Kirchensteuern ab. Davon lasst uns reden und gemeinsam singen, wo immer wir uns treffen. Mein Leben und unsere Frauenhilfe sollen Zeugnis ablegen von DEINER verwandelnden Kraft.
Lieder
EG 398 In dir ist Freude
Lobe den Herrn meine Seele, T. u. M. Norbert Kissel , zu finden in Liederheften von Kirchentagen oder in „Singt von Hoffnung. Neue Lieder für die Gemeinde".
Hinweis: Der Refrain ist sehr gut als Tanz geeignet.
Gebet
Herr, höre mein Gebet und lass mich dich hören im Schweigen.
Schenke mir ein offenes Ohr für eine unverhoffte Botschaft.
Weite mein unruhiges Herz für die Menschen an meiner Seite.
Gib mir Kraft Altes zurückzulassen und Neues zu erspüren.
Lass mir ein Lied auf meinen Lippen, damit die Melodie des Lebens nicht verstummt.
Halte mich wach, wenn mir in der Mitte der Nacht ein Licht aufgeht.
Wecke mich mit deiner Fülle, wenn es Zeit ist aufzustehen.
Amen
Segen
Segne uns, dreieiniger Gott,
mit Melodien, die durchs Leben tragen,
mit Kleidern der Freude und Hoffnung,
mit Lust am Leben,
schwinge und singe in uns, Gott,
bei Tag und bei Nacht.