Die Eltern einer angesehenen Familie riefen bei uns an. Ihr Sohn lag nach einem fehlgeschlagenen Selbstmordversuch im Krankenhaus.
Ich werd's wieder tun", waren die ersten Worte, die er meinem Mann und mir bei unserem Besuch sagte. Warum?" Ich bin ein Irrtum, ein Fehler. Ich sollte eigentlich gar nicht da sein."
Wir verstanden ihn nicht.
Allmählich rückte er mit seiner Geschichte heraus. Er hatte ein hässliches Gespräch seiner Eltern mit angehört und dabei er-fahren, dass er ein unerwünschtes Kind war. Seine Mutter hatte vergessen, die Pille zu nehmen und bei einer Auseinanderset-zung hatte sein Vater sie daran erinnert und ihr deshalb Vor-würfe gemacht. Dieses Wissen hatte er nicht verkraftet. Es hat-te ihn zerstört. Was sollte sein Leben für einen Sinn und Zweck haben, wenn er eigentlich gar nicht da sein sollte? Wenn seine Eltern ihn schon nicht wollten, wer dann?
Gott? Will Gott, dass alle Kinder geboren werden?
Selbst wenn deren Eltern sie nicht wollen?
Gott will dich", versicherten wir ihm.
Woher wollt ihr das wissen?" In seinem Gesicht waren Zweifel und Hoffnung gleichzeitig.
Gott selbst war ein ungewolltes Kind", antwortete ich. Er kam unerwartet und ungeplant und stürzte seine Eltern in die größte Verlegenheit. Er kam zur Welt, ohne dass sie etwas dazu getan hätten, geschweige denn, dass sie ihn sich gewünscht hätten. Ja, er blieb sein Leben lang eine unerwünschte Person - bis man versuchte, ihn aus der Welt zu bringen, indem man ihn kreuzigte."
Und ich fügte hinzu: Und dennoch hat es nie ein erwünschte-res Kind gegeben, ein Kind, dass Gott mehr geliebt hätte, nie einen Menschen, durch den mehr Menschen gesegnet worden sind, als Jesus."
Das Gesicht des Jungen drückte ungläubiges Staunen aus.
Ich - ein Segen?"
Ja, ein besonderer Segen.
Ich glaube, jeder von uns hat schon mehr oder weniger intensiv solche Zeiten erlebt, in denen man sich von keinem geliebt und verlassen fühlte. Doch wir sollten uns der Liebe Gottes stets bewusst sein und uns selbst (und natürlich auch andere) immer wieder ermutigen, uns der Liebe Gottes bedingungslos anzuvertrauen.
Ergreife die Liebe, mit der Gott dich liebt! Liebe das Leben, das Gott dir schenkt! Fange an, dich selbst von ganzem Herzen zu lieben, weil Gott dich so sehr liebt.
Wer du auch bist und wie schwer deine Tage und wie dunkel deine Nächte auch sein mögen, weil Sorgen und Ängste dich niederdrücken, du bist für Gott unendlich wichtig!
Gib die Fehler und Irrtümer, gib alle Schuld deines Lebens an den, der dir seine Liebe schenkt ohne jeden Vorbehalt. Ein wunderbarer Tausch! In Jesus Christus hat das Zerstörende und Lähmende alle seine Macht verloren und das neue Leben, das wir mit Christus beginnen, kann uns keine Macht der Welt rauben, weder das Urteil anderer Menschen noch der Zweifel des eigenen Herzens. Gott wird mit dir sein an diesem und an jedem neuen Tag. Amen, das ist wahr!
Gebet
Herr, mein Gott, mein Vater im Himmel,
wie gut, dass du mich siehst! Du kennst mich.
Du siehst mich, wenn ich allein bin
Und von großen Dingen träume
Und von dem Leben, das vor mir liegt.
Du siehst mich, wenn ich Angst habe,
du siehst mich, wenn ich mich verstecke und nicht zugebe,
was ich getan habe.
Wie gut, dass du mich siehst!
Ich kann ja keinen Schritt tun,
bei dem du mich nicht begleitest.
Ich kann kein Wort denken,
dass du nicht hörst, bevor ich es ausspreche.
Wie in zwei großen Händen hältst du mich,
ich bin darin geborgen wie ein Vogel im Nest. Amen.
Lieder
EG 603 Ins Wasser fällt ein Stein
EG 401 Liebe, die du mich zum Bilde
EG 305 Singt das Lied der Freude über Gott
Segen
Wir geben uns jetzt die Hände.
Wir halten einander.
Wir spüren die Kraft
und bitten Gott um seinen Segen.
Gott, deinen mütterlichen Segen erbitten wir.
Deine Zärtlichkeit und Liebe umfange und halte uns.
Deine Kraft stachle uns an, neue Wege zu gehen.
Dein Segen sei mit uns allen. Amen