Suche

Details Monatsandacht

02.01.2012 Kategorie: Andacht

Andacht Februar 2012

Alles ist erlaubt - aber nicht alles nützt. Alles ist erlaubt – aber nicht alles baut auf. Denkt dabei nicht an euch selbst, sondern an die anderen. 1.Kor 10,23-24 (E)

Dieser Text hat mich sofort angesprochen und er hat mich lange beschäftigt. Ich bin mit ihm eingeschlafen und am Morgen mit Ideen zur Auslegung erwacht, und sogar im Urlaub lief er mir in einer anderen Übersetzung über den Weg, in dem Roman „Der Gott der kleinen Dinge“ der Inderin Arundhati Roy (Alles ist erlaubt - aber nicht alles frommt). Ich sammelte Ideen für diese Andacht und es kam mir natürlich auch der Gedanke „Was hat eigentlich Paulus bewegt, diese Sätze so zu formulieren?“ Also habe ich den 1. Korintherbrief gelesen, dazu die Apostelgeschichte.

Paulus treibt die Sorge, die junge Gemeinde in Korinth könne auseinanderbrechen. Die Menschen dort ringen um Regeln für ein gelingendes Gemeindeleben. Eine bunte Mischung von Menschen mit unterschiedlichem religiösem Hintergrund, Arme und Reiche, Ungebildete und Gebildete, Unfreie und Freie, Alte und Junge. Das Korinth dieser Zeit wird als „quirlige“ Hafenstadt und Handelsmetropole geschildert, 44 vor Christus von Julius Cäsar als römische Kolonialstadt gegründet. Wahrscheinlich wurde sie gerade deshalb als christliche Keimzelle gewählt, um die neue Religion schnell zu verbreiten. Aber genau dieses Klima bereitet der jungen Gemeinde Schwierigkeiten.

Innerhalb der Gemeinde gibt es Richtungsstreitigkeiten zwischen den Anhängern verschiedener Lehrer (Petrus, Apollos und Paulus). Vertrauensvoll stellt die Gemeinde Paulus Fragen nach gelingendem Gemeindeleben und christlicher Lebensführung. Paulus vermittelt der Gemeinde, dass die Lehrer keinesfalls Rivalen, sondern vielmehr Partner im gemeinsamen Gemeindeaufbau sind. Er möchte vermitteln, dass die Verantwortung für das eigene, christliche Fundament und den Aufbau der Gemeinde bei jedem und jeder Einzelnen liegt. Paulus schreibt (Kor. 3,10): Seht zu, dass das, was ihr baut, Bestand hat. In Kor. 6,12 steht ein sehr ähnlicher Satz wie der der Monatslosung: Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist nützlich. Alles ist mir erlaubt, aber ich will mich von nichts beherrschen lassen. Alle drei Textstellen heben die Verantwortung des Einzelnen für die Entwicklung und Umsetzung des Glaubens in das gelebte Leben hervor.

An dieser Stelle berührt dieser jahrtausendealte Text unser Leben. Wir werden in die Freiheit geboren, um Verantwortung zu übernehmen, unsere Lebensgewohnheiten zu überdenken und am Vorbild Christi zu messen. Nehmen wir uns einen Moment Zeit, um darüber nachzudenken:

Dient mein Verhalten dem Zusammenhalt in Familie und Gemeinde, der Einheit der Christinnen und Christen? Wo habe ich zu sehr auf mein Recht gepocht, statt friedens- und gemeinschaftsstiftend zu wirken? Wo lasse ich mich zu schnell von der Liebe  zu meinen Nächsten abbringen?

Bei aller Freiheit, die wir haben, sollen wir die Gefühle unserer Mitmenschen in den Blick nehmen und vielleicht auch einmal Verzicht üben, wenn es der Gemeinschaft und dem Frieden nützt. Sie merken schon, wir haben alle noch viel zu tun. An dieser Stelle fällt mir das Lutherzitat ein, das die Gedanken von Paulus wunderbar auf den Punkt bringt:

Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan.“

„Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“

Eine große Anforderung, der wir sicher nicht immer genügen können und der auch Paulus und Luther nicht immer genügt haben. Ich wünsche allen, dass sie ihre Freiheit ausleben können, ohne andere einzuschränken, und wir den Blick für das Wohl unseres Nächsten und der Gemeinschaft nicht aus den Augen verlieren. Ganz lebensnah und bodenständig mit Besuch, Trost, Bestärkung in unserer unmittelbaren Umgebung und mit Blick auf die Welt im guten und respektvollen Umgang mit Gläubigen anderer Religionen. Sie finden sicher noch vieles, was an dieser Stelle aufzuzählen wäre.

Lassen sie uns Lied  EG  613 singen, beginnen  sie mit Vers 2 und danach die Verse 1+3.

Wenn Sie mögen, können sie mit Ihren Frauen ein Glaubensbekenntnis des Offenen Frauentreffs, St. Christophorus, Helmstedt, sprechen

Wir glauben an Gott,

den Schöpfer,

der uns geschaffen hat,

der uns erhält und versorgt und bewahrt

wie eine Mutter und ein Vater.

Wir glauben an Gott,

der uns in dem Menschen Jesus ganz nahe gekommen ist.

Jesus Christus, von Gott gewollt,

von Maria geboren.

Sein Wirken lehrte uns Liebe und Verständnis für seine Mitmenschen.

In Gleichnissen zeigte er,

wie wir miteinander umgehen sollten.

Er lebte uns vor, was Barmherzigkeit ist

und dass die Liebe Gottes uns Freude, Trost, Geborgenheit und

und Wärme gibt.

Er ist am Kreuz gestorben,

damit wir die Wahrheit über Gott glauben können.

Er ist, wie seine Freunde und Freundinnen bezeugen,

am dritten Tage auferstanden,

und mit Gott, seinem Vater wartet er auf uns,

dass wir zu ihm kommen und ganz zu ihm gehören.

Er begegnet uns in unserem Leben täglich

in dem Menschen neben uns.

Wir glauben an den Geist Gottes,

an den Geist der Liebe,

der uns in Bewegung setzt und uns verändern kann.

Der uns zu anderen Menschen finden lässt,

mit denen wir in seinem Namen tätig sein und leben können.

Wir glauben daran, dass Vergebung frei macht

und ein Schritt auf dem Weg des Friedens ist,

und an die Kraft der Behutsamkeit zwischen allen Geschöpfen.

Dass wir aber Gottes Frieden erfahren werden erst dann,

wenn wir wieder bei ihm sind in Ewigkeit.

Amen.

 

Weitere Liedervorschläge:

EG 265 – Nun singe Lob, du Christenheit

Ich empfehle Ihnen einen Segen ohne Worte angelehnt an einen Text von Heidemarie Langer. Dazu stellen sich die Frauen im Kreis auf (Segenskette) und schließen, wenn sie mögen, die Augen. Eine steht in der Mitte und liest den Text, die anderen folgen der Anweisung.

 

Segen ohne Worte

 

Ich stehe hinter Dir

Und klopfe leicht wie in warmer Frühlingsregen

Von oben bis unten

die Spannungen aus deinen Schultern, deinen Armen.

Weich streiche ich über deinen Kopf, deinen Rücken, deine Arme.

Spürst du, wie du jetzt bist?

Ich stehe hinter dir und lege meine Hände einstrahlend

hinter deinen Herzraum.

Um Segen bitte ich innerlich für dich.

Segen möge durch meine Hände  zu Dir kommen,

in Dir wirken, sich in dir ausbreiten.

Ein Segen mögest du Sein.

 

Ich lasse dich deinen Weg gehen-

Und gehe meinen

mit durchströmten Händen.

 

 

 

Beitrag von Birgit Schrader, Helmstedt