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22.09.2010 Kategorie: Andacht

Andacht Oktober 2010

Jesus Christus spricht: Ihr urteilt, wie Menschen urteilen, ich urteile über keinen. Joh 8,15 (E)

„Wer war das denn eben? Der sieht ja „verboten" aus. Kennst du den etwa? Das ist bestimmt auch so einer. Das sieht man dem doch schon an, dass der nur rumlungert. Wenn der sich in dieser Aufmachung vorstellt, bekommt er nie einen Job."
Zufällig habe ich eine Bekannte getroffen, mit der es zu diesem Gespräch kommt. Lukas, über den so geurteilt wird, hat bunte Haare, trägt schwarze Lederkleidung und fährt Motorrad. Urtei-len wir so nach äußerem Aussehen, nach Garderobe?
Bei Lukas, der fröhlich winkend an uns vorbei fährt, handelt es sich um einen jungen Mann mit Realschulabschluss, sozial und kirchlich engagiert. Das über ihn gefällte Urteil stimmt also in keiner Weise. Schon immer war das so. Versetzen wir uns in die Zeit Jesu und hören, was sich im Tempel von Jerusalem ereignet hat.
Lesung von Johannes 8, 1-11 Eigentlich waren die Männer, die die Frau mitschleppten, an ihr nicht sehr interessiert; sie sollte nur dazu dienen, Jesu eine Fal-le zu stellen, damit man ihn endlich beseitigen konnte. Dazu war sie gut genug.
Sie war beim Ehebruch ertappt worden. Nach dem Gesetz konnte die Ehebrecherin durch Steinigen getötet werden.
Wie würde Jesus urteilen? Bestätigte er das Gebot, so würden sie die Frau steinigen. Widerrief er aber die Steinigung, so war allen klar, dass er das göttliche Gebot, durch Mose gegeben, nicht ernst nahm. Wie konnte er dann aber von Gott kommen?
Jesus ließ ihnen Zeit zur Besinnung und malte in den Sand. Dann antwortete er: „Natürlich könnt ihr die Frau steinigen; ihr könnt doch Gottes Gebot nicht außer Kraft setzen. Wer von euch noch kein Gebot übertreten hat, der soll den ersten Stein werfen - wir anderen werfen danach." Jetzt geht es um die eigene Schuld: Wie steht es mit mir? Kann ich den ersten Stein werfen? Bin ich denn frei von Schuld, von Versagen?
Wie schnell sind wir im Urteil über andere und vergessen dabei, in den Spiegel zu schauen und uns an die eigene Nase zu fas-sen. In der biblischen Geschichte wagte keiner den ersten Stein zu werfen. Heimlich verdrückte sich einer nach dem anderen.
Nun waren Jesus und die Ehebrecherin alleine. „Keiner hat dich verurteilt! Ich verurteile dich auch nicht. Geh hin und führe ein neues Leben!" Das ist es, was Jesus uns beibringt, nicht das vernichtende En-de, sondern den
erlösenden Neuanfang. Jesus spricht: Ihr urteilt, wie Menschen urteilen,
ich urteile über keinen. Joh 8,15
Gebet Gott, du bist Barmherzigkeit und Liebe,
wie Jesus es uns gezeigt hat.
Hilf uns, dass auch wir barmherzig sind,
nicht kleinlich und engstirnig,
nicht verletzend durch hartes und voreiliges Urteil.
Gib, dass wir andere verstehen lernen,
sie aufrichten und miteinander Wege zum Frieden finden. Fürbitten
Jede Teilnehmerin kann benennen, wann sie vorschnell geurteilt hat, dazu zündet sie ein Teelicht an einer großen Kerze an und stellt es in der Mitte ab
Alle bitten: Herr, erbarme dich Im Anschluss daran:
Gott, du gehst weit mit deiner Güte.
Führe uns in die Weite deiner Liebe!
Wir möchten großzügig werden in unserem Urteil über andere,
auch wenn wir uns ärgern.
Wir spüren, wie gut es tut, wenn wir in Schutz
genommen und aufgerichtet werden.
Bring uns dahin, selbst hilfreich und gütig zu werden.
Trotz aller Kritik den anderen als Menschen zu achten,
das möchten wir erleben, bei uns selbst und von anderen. Überleitung zum Vaterunser:
Vater im Himmel, zu dir dürfen wir mit unseren Verfehlungen kommen und so beten wir: Vater unser ... Amen Segen
Der Herr, der dich erschaffen hat, segne dich
und behüte dich vor schnellem Urteil.
Er lasse sein Angesicht leuchten über dir,
erhelle deinen Weg und sei dir gnädig bei deinem Versagen.
Er erhebe sein Angesicht auf dich,
helfe dir bei deinem Neuanfang
und schenke dir Frieden,
damit du fröhlich auf deinen Nächsten zugehen kannst. Amen Lieder
604, 1-3 Wo ein Mensch Vertrauen gibt
346, 1-3 Such, wer da will, ein ander Ziel
355, 1,2,5 Mir ist Erbarmung widerfahren
369, 1,2,4 Wer nur den lieben Gott lässt walten  
Beitrag von Gerlinde Mennecke, Bad Gandersheim