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04.11.2008 Kategorie: Andacht

Andacht November 2008

Wenn du den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen. Jes 58,10 (L)

 

Licht ins Dunkel bringen – wer wünscht sich das nicht? Doch, was heißt das: „den Hungrigen dein Herz finden lassen“ – „den Elenden sättigen“... Welcher Hunger, welches Elend begegnet uns denn heute in unserer Lebenssituation? Es ist ja nicht so, dass die Menschen, die uns in unserem Alltag, die uns auf unserem Lebensweg begleiten, zu den wörtlich „Hungrigen“ gehören. Kennen wir Hunger? Würden Sie Ihre FreundInnen oder gar sich selbst als „Elende“ bezeichnen? Nun, selbst, wenn wir als Hartz IV-EmpfängerInnen sehr genau rechnen müssen – Hunger leiden und darum elend sein, müssen wir nicht.

 

Und dennoch: in einer Gesellschaft, die sich immer mehr individualisiert, wo Solidargemein­schaften die Ausnahme bilden und jede/r immer erst einmal an sich und seine Rechte denkt, da entsteht ein neuer Hunger, da gibt es neues Elend. Kinder aller Gesellschaftsschichten, die mit Fernseher und Computerspielen groß werden – denen aber persönliche, wertschätzende Zuwendung weitgehend vorenthalten wird. Ältere und alte Menschen, die entweder im „Seniorenstift“ oder – je nach finanziellen Möglichkeiten - letztlich im Mehrbettzimmer eines Altenheimes leben, ohne Familienbezug und ebenfalls ohne persönliche Wertschätzung. Verwahrt, wenn es gut geht, betreut, versorgt.

 

Und ich stelle fest, immer mehr Menschen leben ohne wirkliche Freunde und Freundinnen. Welcher Hunger entsteht hier? Kennen Sie das? Sie begegnen einem Menschen auf einer Feier und der schüttet plötzlich sein Herz aus? Sie sind irritiert, nicht darauf eingestellt, eigentlich wollten Sie doch eine fröhliche Party feiern? Bitte, lächeln Sie jetzt nicht höflich und wünschen alles Gute. Sie haben doch gefragt: „Na, wie geht es denn dir?“ Und Sie sind es, die jetzt, wenn nicht Heilung ermöglichen, so doch einen ersten Salbenverband anlegen können.

Sie hören zu. Sie nehmen (An-)teil. Sie erzählen von Ihren Erfahrungen. Ihren Lebenserfahrungen – und somit Ihren Erfahrungen mit Gott auf Ihren Lebensweg. Das ist ungewohnt. Aber erhellend. Auch für Menschen, die sich nicht gewiss sind, dass es Gott in ihrem Leben gibt.

 

Und: Sie begegnen Menschen, deren Art Ihnen widerstrebt, die Sie nicht zu Ihren Freuden/Freundinnen zählen möchten. Diese Unangenehmen zum Beispiel, die immer alles im Griff haben. Diese „Was brauch ich Gott, mir geht’s doch gut“- Mentalität. Wissen Sie noch, dass Jesus gerade diese Leute angesprochen, sie auf ihr „Eigentliches“ hingewiesen hat? Wir können da heute nur mit uns antworten. Aber: aus dieser Verantwortung werden wir auch nicht entlassen. Der Elende, die Hungrige heute, begegnet uns in sehr unterschiedlichen Gesichtern – das bedarf einer großen Offenheit und einer großen Weite unseres Herzens. Alle, die uns begegnen, sind Kinder Gottes. Und somit Geschwister. Tja, Familie kann man sich halt nicht aussuchen. Aber, bei aller eigenen Begrenztheit: Wir können dafür Sorge tragen, dass den Mitgliedern dieser Familie, so sie sich uns in/auf den Weg stellen,  ein Licht aufgeht. Deins und meins. Letztlich jedoch, wenn es wirklich gelingt, Jesu Licht. Denn er ist es, der durch uns durchscheinen, durch uns wirken will und der Liebe und Hoffnung für jedes Leben schenkt.

 

Impuls: Zünden Sie eine kleine Kerze (ein Teelicht) an, sagen Sie kurz, wie es Ihnen gerade geht und reichen Sie die Kerze an Ihre Nachbarin weiter. Alles hat seinen Platz. Freude, Dankbarkeit, Leid, Trauer, alle Sorgen. Wenn die Kerze zu Ihnen zurückgekommen ist, sprechen Sie ein kurzes Gebet.

 

Gebet: Guter Gott, du hast uns gehört. Sei uns nahe, lass in uns das Licht deines Sohnes aufscheinen. Hilf uns, dass wir einander Hilfe sein können. Begleite uns und stärke uns. Schenke uns Kraft, füreinander da zu sein: uns miteinander zu freuen, aber auch, uns gegenseitig zu tragen, wo Trauer und Sorgen überwiegen. Amen

 

Immer wieder bin ich neu erstaunt, wie viel Licht eine einzige Kerze geben kann, gerade, wenn es so richtig dunkel ist in unseren Zimmern. Gerade im November, gerade in dieser grauen, trüben Zeit, dürfen wir uns von einer kleinen Kerze Mut machen lassen, dass auch ein kleines Licht das Dunkel erhellen kann. Und so kann unser kleines Licht ein Strahl sein, der von Jesus erzählt und so kann Gott erfahrbar werden für Menschen, die Hoffnung und Angenommensein neu buchstabieren. So kann Jesus heute wirken – mitten unter uns, durch uns. Das wünsch ich Ihnen! Amen.

 

Impuls: Ich möchte Sie nun einladen, Menschen zu nennen, für die Sie vor Gott um Hilfe und Unterstützung bitten möchten. Für jede genannte Person wird eine Kerze an dem brennenden Teelicht angezündet und dazu gestellt. Bitten Sie auch für Menschen, mit denen es Ihnen schwer fällt. Das ist nicht leicht. Aber so können wir einüben, nicht den Menschen abzulehnen, sondern sein Tun.

 

Segen

Der Gott allen Lebens segne dich und stärke dich zur Gemeinschaft untereinander.

Er schenke dir Mut, Neues zu wagen und einen hoffnungsvollen Blick nach vorn.

In Frieden leite er dich auf deinen Wegen und lasse dich für die zum Segen werden, die dir begegnen. AMEN

 

Lieder

Christus, dein Licht, verklärt unsre Schatten... (Taizé)

Brich mit den Hungrigen dein Brot (EG 420)

Mache dich auf und werde Licht (Kanon)

 
Beitrag von Elke Brückner, Braunschweig