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15.12.2015 Kategorie: Andacht

Jahreslosung 2016

Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. Jes 66,13 (L)

            T  RÄNEN
ST       R  EICHELN
LIEBK O  SEN
            S  CHOSS
SANF  T

oder auch WUT, ZORN, OHNMACHT, FRUST und TOBEN – was fällt Ihnen ein, wenn sie die Buchstaben des Wortes TROST wie in einem  Kreuzworträtsel mit Worten umgeben? Was assoziieren Sie, wenn Sie das Wort Trost hören?

Denken Sie eher an das, was Sie Trost-bedürftig macht? Oder  daran, wie es sich anfühlt, getröstet zu werden? Denn das sind zwei verschiedene Sichtweisen auf dasselbe; die zwei Seiten einer  Medaille.

Wenn ich mir klar mache, wann ich Trost nötig habe, fallen mir  sofort Situationen eigener Hilflosigkeit ein. Mir ist etwas zugestoßen,  das mich unglücklich macht. Etwas, das ich nicht von  alleine oder sofort beheben kann. Vielleicht habe ich eine schwierige Diagnose von meinem Arzt erhalten. Oder einen lieben Menschen  verloren. Mag sein, ich habe nicht bekommen, was ich mir so  sehnlichst gewünscht habe. Mag auch sein, ich bin kläglich an einem Projekt gescheitert. Da reicht das Gefühlsspektrum schnell von Zorn über Eifersucht auf denjenigen, der es geschafft hat, bis  hin zur Ohnmacht, weil ich nichts ändern kann. Wenn ich des  Trostes bedarf, bin ich unten angekommen im Leben.

Auf der anderen Seite haben wir alle schon Trost im Leben  empfangen und gespendet. Trost hat zwar mit Tränen zu tun, denn  wo ich fröhlich bin, brauche ich keinen Trost. Aber auf diese Tränen  folgt so etwas wie Geborgenheit. Ob als kleines Kind oder  Erwachsener: getröstet werden hat etwas damit zu tun, in den Arm  genommen zu Werden. Trost ist oft Hand-greiflich; zu beruhigenden  Worten gesellen sich Gesten des Geborgenseins. Ein  kleines Kind nimmt man auf den Schoß, wiegt es sanft hin und her, spricht in beruhigendem Singsang auf es ein. Einem Erwachsenen  legt man die Hand auf die Schulter, ergreift eine Hand, streichelt  zart den Rücken. Und hört zu. Und ist einfach da.

Trost heißt nicht ungeschehen machen. Diejenige, die tröstet, kann  mir nicht geben, was ich nicht bekommen habe, kann mein  Scheitern nicht zurücknehmen. Aber sie kann bei mir sein, mit mir  aushalten, mich nicht meinen Gefühlen der Hilflosigkeit und  vielleicht auch Ausweglosigkeit überlassen. Trost ist das, was ein  Sprichwort so auszudrücken versucht: „Geteiltes Leid ist halbes  Leid." Trost ist Mit-Aushalten. Auch da, wo alles verloren scheint. Am  Krankenlager vielleicht. Oder in Trauerphasen.

Dem dritten Propheten, der sich Jesaja nennt, reicht ein Wort aus,  um uns allen sofort Bilder vor Augen zu zaubern: „Ich will euch  trösten, wie einen seine Mutter tröstet". Und wir alle sehen eine Frau vor uns, die sich hingebungsvoll ihrem Nachwuchs zuwendet. Die Verheißung, die in diesem Bild verborgen liegt, ist bezogen auf  Gott. Er ist es, der als Tröster bereitsteht – oder müsste es nicht  vielmehr heißen: Gott ist es, die als Trösterin bereitsteht? Nicht  umsonst wird hier die weibliche Seite Gottes angesprochen. Gott  geht nicht auf in unseren geschlechtsspezifischen Vorstellungen; nur können wir Menschen von Gott nicht anders reden als mit  menschlichen Bildern. Und so sagen wir zwar Gott Vater. Aber wir  beschreiben Gott zugleich mit mütterlichen Bildern. Gott will uns  alles sein, was wir von guten Eltern erwarten. Fürsorglich und  behütend auf der einen Seite. Auf der anderen Freiheit gewährend  und Rücken stärkend. Und zugleich unser Rückzugsort, unsere  Heimat.

Gott tröstet, wie eine Mutter tröstet. Mit diesem Bild gehen wir in ein  Jahr; ja, mit diesem Bild gehen wir durch ein Jahr. Eine Jahreslosung will immer wieder bedacht sein; sie ist ein Begleitwort für 365 Tage, in diesem Schaltjahr sogar für 366! 366 Tage, an denen die feste  Zusage über meiner Zeit steht: Was auch immer dir im Leben  geschieht, du bist nicht allein.

Lieder
EG 65 Von guten Mächten
EG 171 Bewahre uns Gott

Gebet
Gott, du Vater und Mutter zugleich,
sei uns unsere zuverlässige Lebensbegleiterin.
Trag uns durch unser Leben,
in guten wie in schwierigen Zeiten.
Halt unser Nest bereitet,
auch dann, wenn wir in die Ferne schweifen.
Um dein Mitgehen bitten wir,
für dein Treu-Sein danken wir,
dein Erbarmen preisen wir. Amen.

Segen
Gott, der Vater, sei dir die Burg, da du dich birgst.
Gott, die Mutter, breite ihre Flügel aus und nehme dich unter
ihre Fittiche.
Gott, unser Ursprung und Ziel, segne und behüte dich auf
deinem Weg durch das Leben.
Amen.

Beitrag von Antje Gottwald, Vorsitzende der Ev. Frauenhilfe, Landesverband BS e.V.