Suche

Details Monatsandacht

01.11.2015 Kategorie: Andacht

Andacht November 2015

Erbarmt euch derer, die zweifeln. Judas Vers 22 (L=E)

Beim Lesen dieses Textes fällt mir der ungläubige Thomas ein. Der Zweifler. Er wollte erst sehen und dann glauben. Jesus nimmt ihn ernst. Thomas darf mit seinen Händen die Wundmale Jesu berühren. So zeigt Jesus ihm seine große Liebe. Er sagt nicht: „Du musst um jeden Preis glauben“, sondern hilft Thomas, seine Zweifel zu zerstreuen und nimmt ihn an, wie er ist – mit seinen Zweifeln. Das macht mir Mut, denn ich denke, Zweifel kennt sicherlich jede von uns. Wir zweifeln z.B. an Zusagen oder Versprechen, an der Ehrlichkeit von Mitmenschen, an der Aufrichtigkeit von
Politikern. Oder wir zweifeln an der Verbesserung von sozialen Problemen, ja selbst an Freundschaften. Manchmal sind wir auch verzweifelt angesichts der vielen weltweiten Probleme. Man möchte ja so gerne glauben, dass Gott ein Einsehen hat und irgendwie eingreift. Aber dann kommen unsere Anfragen, ob Gott uns wirklich nahe ist und sich um uns kümmert oder ob er unsere Gebete nicht hört.
Und man kann schon manchmal ins Grübeln geraten angesichts so vieler schrecklicher Ereignisse auf unserer Erde wie Kriege oder die vielen religiösen Konflikte. Auch ich gerate manchmal ins Zweifeln darüber und frage mich oft angesichts von so viel Gewaltbereitschaft unter den Menschen, ob Gott wirklich da ist und unsere Gebete hört – oder ob er sich wohl von seinen Menschen abgewendet hat? Aber das möchte ich natürlich nicht wirklich glauben und rufe mir die eine oder andere Gelegenheit ins Gedächtnis, von der ich denke, Gottes Wirken gespürt zu haben.

Gerade im November, meistens ein trüber, dunkler und grauer Monat mit seinen traurigen Gedenktagen, überkommen uns oft traurige und dunkle Gedanken. Viele, die Schweres erlebt haben – sei es, dass sie schwer krank waren oder dass sie einen lieben Menschen verloren haben – spüren gerade jetzt besonders Einsamkeit oder Verzweiflung. Manche Menschen zweifeln am Sinn ihres Lebens oder verzweifeln am Leben selbst.

Der Text unseres Monatsspruches aus dem Judasbrief ruft dazu auf, uns um zweifelnde oder verzweifelte Menschen zu kümmern. Dafür dürfen wir zu Gott beten und ihn darum bitten, uns mit dem Heiligen Geist zu erfüllen, um zu erkennen, wo wir helfen können und wer unseren Zuspruch nötig hat. Auch und gerade wenn es uns im Leben schlecht geht, wenn Gott uns ferner denn je erscheint, können und dürfen wir mit seiner Barmherzigkeit rechnen. Wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott bei uns ist und uns wie Thomas auf unser Angenommen-Sein verlassen. Manchmal übersehen wir Gottes Zuwendung oder erkennen sie nicht als solche. Ich denke, dass Gott uns gern gebrauchen möchte, um anderen Menschen wieder Freude am Leben zu geben. Das kann durch ein nettes
Wort, einen kurzen Überraschungsbesuch oder durch ein gutes Gespräch geschehen. Sich anderen Menschen zuzuwenden kann dazu beitragen, Zweifel und Verzweiflung aufzulösen. Es kann ihnen helfen, wieder ein positives Lebensgefühl zu bekommen und ihnen zeigen, dass sie nicht alleine sind, dass sich Menschen für sie interessieren.

„Erbarmt euch derer, die zweifeln“, dazu will uns dieser Monatsspruch aus dem Judasbrief ermutigen. Wir dürfen uns angesprochen fühlen, nach unseren Gaben und Begabungen zu helfen, zu trösten und Zweifel zu zerstreuen. Jeder kennt sich und die eigenen Möglichkeiten am besten. Und so wünsche ich uns den guten Geist Gottes, der uns erkennen lässt, wo wir gebraucht werden.
Danke, Gott, dass du auch durch uns handelst und wir uns in allen Situationen an dich wenden und auf dich verlassen können, auch und gerade wenn wir zweifeln: du bist da für uns.

Lieder
EG 604 Wo ein Mensch Vertrauen gibt
EG 607 Vertrauen wagen dürfen wir getrost
EG 565 Mein Schöpfer, steh mir bei

Gebet
Guter Gott, manchmal fühlen wir uns verlassen oder ratlos.
Wir bitten dich für uns und alle Menschen, die traurig sind oder
am Leben verzweifeln.
Sei du bei uns allen und schenke uns Trost und Zuversicht.
Lass uns spüren, dass du da bist und wir uns auf dich verlassen
können. Immer. Amen

Segen
EG 561 Herr, wir bitten: Komm und segne uns

Beitrag von Marita Rutter