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01.11.2012 Kategorie: Andacht

Andacht November 2012

„Wir sind der Tempel des lebendigen Gottes“ (2. Korinther 6, 16 L=E)

Ach, Paulus, wenn Du wüsstest, wie es in 2012 in unseren christlichen Gemeinden zugeht! Ich glaube, Du würdest uns ähnliche Briefe schreiben, wie Du sie an die Korinther gerichtet hast! Sicher, Deine Sprache wäre heute ein wenig anders, und wahrscheinlich würdest Du Deine Briefe per E-Mail schicken, aber die Sorgen um die christlichen Gemeinden in unseren Breiten wären bestimmt genau so groß wie zu Deiner Zeit. Wie war das damals? Paulus sah sich in Korinth selbst ernannten Aposteln gegenüber, die gegen ihn zu Felde zogen und die die von ihm gegründete, junge, christliche Gemeinde massiv negativ beeinflussten. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Paulus und den Korinthern. Schließlich erreichte ihn aber die Nachricht, dass sich die Gemeinde besonnen hatte und es bedauerte, ihm Unrecht angetan zu haben. Daraufhin schreibt Paulus den Brief, aus dem der Monatsspruch für November 2012 kommt. Er richtet erleichtert versöhnliche Worte an die Gemeinde, aber gleichzeitig warnt er eindringlich davor, wieder vom rechten Wege abzukommen, mit vielen anschaulichen Vergleichen bis zu den beschwörenden Worten: „Wir sind der Tempel des lebendigen Gottes“. Dazu muss man wissen, welche Bedeutung der Tempel zu Paulus Zeiten hatte: Nach jüdischem Glauben barg der Tempel in seinem Inneren das „Allerheiligste“. Das war ein zehn Kubikmeter großer, fensterloser Raum, zu dem niemand Zutritt hatte, außer, einmal im Jahr, der Hohepriester. Hier befand sich die Bundeslade als sichtbares Zeichen des unsichtbaren Gottes – so kann man nachlesen. Paulus hält dagegen. Er ermahnt die wankelmütigen Korinther: „Wir sind der Tempel des lebendigen Gottes“, oder anders ausgedrückt: Wir Menschen sind der Ort, an dem Gottes Gnade wirkt, wenn wir bereit sind an die Menschwerdung Gottes durch Jesus und an dessen Auferstehung zu glauben.  Ja, und? Was haben wir heute damit zu tun? Der Tempel von damals hat nur bedingt etwas mit unseren schönen Kirchen gemein. Warum die Ermahnung für uns heute? Brauchen wir sie etwa genauso wie die zweifelnden Korinther vor ca. 2000 Jahren? Wir nennen unsere Kirchen gerne Gotteshäuser, weil wir davon ausgehen, dort Gott zu begegnen. In der Regel gehen wir zum Gottesdienst in unsere Kirchen hinein. Wir hören dort Gottes Wort, wir singen, beten und empfangen den Segen. Wir haben ein besonderes Verhalten gelernt, schließlich sind wir in der Kirche. Und danach? Lassen wir etwa unseren Glauben an den auferstandenen Christus in der Kirche zurück, wenn wir anschließend wieder unserer Wege gehen? Diese heikle Frage möge sich jede und jeder selber beantworten. Ich weiß nur eins: Es ist „höllisch“ schwer, das eigene Leben rund um die Uhr in die Hände des lebendigen Gottes zu legen.

Herr, bewahre mich davor, im Alltag den Verlockungen Beliars (anderer jüdischer Name für Satan) zu erliegen. Hilf mir! „Zieh in meinem Herzen ein und lass es deinen Tempel sein.“

Friederike, evangelisch, neun Jahre: Natürlich sagen manche, Gottes Haus ist die Kirche. Ich stelle mir vor, dass in Gottes Haus Frieden, Freude und Liebe herrschen. Ich möchte schon gerne im Haus Gottes wohnen. Aber ich denke, wenn ich nicht im Hause Gottes wohne, dann ist Gott in meinem Hause dabei. Und manchmal denke ich, Gott ist in jeder Situation dabei. Nun, ich möchte schon wissen, wie es in Gottes Haus aussieht.

Lieder
EG 166 Tut mir auf die schöne Pforte (besonders Vers 2)
EG 389 Ein reines Herz, Herr, schaff in mir
EG 428 Komm in unsre stolze Welt

Segen

Er ist überall da
Gott, unser Herr, der dich überall und zu jeder Zeit sieht und hört, schütze dich, wende Sorge und Not von dir ab und lasse dich in seinem Frieden leben.

Es segne dich Gott, der Vater; Er sei der Raum, in dem du lebst. Es segne dich Jesus Christus, der Sohn; Er sei der Weg, auf dem du gehst. Es segne dich Gott, der Heilige Geist; er sei das Licht, das dich zur Wahrheit führt.

Mündlich überliefert

Beitrag von Annakatrin Kynast, Eitzum