Danksagung
„Und die Danksagungen dürfen wir nicht vergessen.“ Die Konfirmation ist schon einige Wochen her, die Mutter erinnert ihre Tochter. Dann werden Bilder gesichtet, ein Foto ausgesucht, ein Text verfasst und der fertige Umschlag schließlich per Post verschickt und im Dorf verteilt.
Ja, die Danksagung gehört dazu. Sie würdigt den Glückwunsch, das Geschenk, die Anteilnahme im Trauerfall. Wer eine Danksagung schreibt, merkt: Es tut gut, noch einmal zu entdecken: Der hat an mich gedacht und die hat meinen großen Tag auch nicht vergessen. Ich freue mich oder fühle mich getröstet.
„Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird.“ (1.Timotheus 4,4)
So lautet unser Monatsspruch jetzt im Mai.
Kurz zum Hintergrund: In der jungen christlichen Gemeinde, an die der erste Timotheusbrief gerichtet ist, gewann eine sektiererische Gruppe an Einfluss. Sie forderten von einem guten Christen Enthaltsamkeit, das heißt den Verzicht auf bestimmte Speisen, und ein zölibatäres Leben, sprich, keine Ehe oder Familie zu gründen. Für einzelne Menschen mochte dies zwar – wie heute – eine mögliche Lebensweise sein, aber diese „besseren“ Christen verunsicherten die Gemeinde. So erging an die Christen und Christinnen so etwas wie ein Hirtenbrief, der klar stellt: Mit diesen strengen, selbst auferlegten Prinzipien verfehlt ihr die christliche Freiheit! Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut und darf genossen werden.
Gerade jetzt im Mai machen mir diese Worte Mut, aufzubrechen in eine neue Lebendigkeit. Diese Welt, in der wir leben als Männer und Frauen, mit ihren Pflanzen und Tieren, mit Wasser, Erde und Luft: wir dürfen in ihr und von ihr leben. Wir sind Teil dieser Schöpfung und dürfen von ihr empfangen, was wir zum Leben brauchen – mit Danksagung.
Danke sagen dafür,
- dass wir täglich satt werden und auch für den besonderen Genuss eines Festmahles
- für den Frieden in unserem Land
- für den Partner / die Partnerin, für die Familie, für Freund und Freundin
- für meinen Körper mit seinen Bedürfnissen, Stärken und Schwächen
- dass die Natur wieder grünt und blüht
- für die großen und die kleinen Augenblicke des Glücks
- für das gute Buch, den Urlaub
- für die Genesung nach einer Krankheit
- für die Hand, die mich tröstet
- für die Zärtlichkeit.
Wäre das nicht eine Idee, Gott eine Danksagung zu schreiben, so wie wir es nach besonderen Ereignissen und Feiern in unserem Leben tun?
Wir kennen viele Formen, Gott zu danken. Lieder (Haben Sie Lieblingsdanklieder?) und Gebete im Gottesdienst oder das Tischgebet – kennen Sie es noch von früher? In meiner Familie gehört es mittags dazu: „Alle guten Gaben, alles, was wir haben, kommt, o Gott, von dir, Dank sei dir dafür.“ Ich lerne dieses kleine Ritual immer mehr schätzen. Oder denken wir an den Dank unseren Mitmenschen gegenüber- außer der offiziellen Danksagung, genügt manchmal ein Händedruck, ein Blick, ein einfaches „Danke“.
[ Möglichkeit für einen kurzen Austausch.]
Gott gönnt uns die Gaben seiner Schöpfung, wir dürfen sie genießen, in aller Freiheit. Wenn wir Danke sagen, wird uns dies besonders bewusst. Danksagung ist die Übersetzung des griechischen „Eucharistia“ und somit wird die Gemeinde in Ephesus gleichzeitig an das Abendmahl erinnert, das sie oft und fröhlich feierten. So möchte ich mich jetzt im Mai gerne zur Eucharistia, zur Danksagung einladen lassen. Sie auch?
Tun wir es, indem wir singen:
Lieder
EG 334 Danke für diesen guten Morgen
EG 321 Nun danket alle Gott
EG 503 Geh aus, mein Herz und suche Freud, Verse 1-3 und 8
EG 449 Die güldne Sonne voll Freud und Wonne, vor allem Vers 3
Vielleicht kennt jemand den Kanon von Rolf Krenzer / Musik Ludger Edelkötter, der auch als Gebet gesprochen werden kann:
Gott, dafür will ich dir danke sagen,
dass du in guten in schlechten Tagen neben mir stehst und mit mir gehst,
Dich selbst mir gibst, weil du mich liebst,
weil du mich liebst, ohne zu fragen
mit meinem Lied will ich Danke sagen.
Als Segenswort schlage ich EG 171,1 vor, einfach und schön auch der einfache Kreistanz:
Bewahre uns Gott, behüte uns Gott --- Wiegen nach rechts und links
sei mit uns auf unsern Wegen --- Hände fassen und nach re. gehen (re. beginnt)
sei Quelle und Brot in Wüstennot --- 4 Schritte zur Mitte, Arme heben
sei um uns mit deinem Segen --- loslassen, Hände erhoben, Drehung um sich selbst
sei Quelle und Brot in Wüstennot --- Hände fassen, 4 Schritte zurück, Hände senken
sei um uns mit deinem Segen --- loslassen, wieder Drehung um re. Schulter.
Details Monatsandacht
01.05.2012
Kategorie: Andacht