Wenn die Adventszeit beginnt, dann wird das Licht greifbar. Die vier Kerzen des Adventskranzes zeigen uns an, dass wir dem „großen Licht“ Jesus Christus immer näher kommen. Gerade in der Dunkelheit der Jahreszeit sehnen sich die Menschen besonders nach Trost und Nähe, Gemütlichkeit und Gesellschaft.
Ähnlich war es auch zu Zeiten des Propheten Jesaja. In düsteren Zeiten macht er den Menschen Hoffnung auf einen Neuanfang und führt ihnen Zions künftige Herrlichkeit vor Augen. In Kapitel 60 beschreibt er die Wallfahrt der Völker zum gesegneten Jerusalem, den Anbruch des Lichtes und der Herrlichkeit des Herrn. Er spricht von den Völkern, die dem Licht entgegeneilen. Er erwähnt Kamele und Dromedare aus Midian und Efa. Er zählt wundersame Gaben auf, Gold und Weihrauch. Er verweist auf die Schiffe aus Tarsisch und fremde Könige... Adventsstimmung liegt in der Luft, Erwartung, Vorfreude.
Mit dem Advent beginnt das göttliche Licht wie in der Vision des Jesaja neu zu strahlen. Und wir sind dazu eingeladen, selber licht zu werden, ein Fluss aus Licht, oder, wie Edith Stein es formuliert hat, Fenster zu sein, „durch das Gottes Licht in die Welt hineinleuchten will“.
Lied: Mache dich auf und werde licht (Kanon)
Wenn ich diesen Vers „Mache dich auf, werde licht“ aus dem Buch des Jesaja höre, denke ich zuerst, ich soll ein Licht werden wie die Sonne, wie eine Lampe, wie eine Lichtquelle. Wenn ich diesen Vers dann lese, merke ich, dass “licht“ klein geschrieben wird. „Werde licht“ – was bedeutet das?
Schließen Sie mal die Augen und stellen Sie sich das Schriftbild vor: l i c h t.
Egal, ob das Wort groß oder klein geschrieben wird: In „licht“ steckt ein „ich“. Das klingt fast wie eine Aufforderung: Werde licht – sei Licht: I c h soll l i c h t sein.
Wie macht man das? Was bedeutet das für mich?
Ich höre da so etwas heraus wie: „Verschließ dich nicht! Werde durchlässig!“ Und ich fange an zu überlegen: Kann ich auf gewohntes Tun, auf mir lieb gewordene Beschäftigung mal für einige Zeit verzichten und die frei gewordene Zeit an andere verschenken? Kann – muss – ich meinen Tages- oder Wochenplan so leben wie gewohnt?
Ich erinnere mich an die Kindheit meiner Kinder. Im Advent haben wir das Abendgebet immer in eine Adventsstunde eingebettet. Vielleicht sogar so, dass der Papa auch dabei sein konnte. Eins meiner Kinder hat mal gesagt: Mama, schade, dass nicht immer Advent ist.
Denken Sie mal darüber nach, was Ihr gutes Verhältnis zu Freunden, Arbeitskollegen, ja selbst Ehegatten auszeichnet. Haben Sie diese Menschen das irgendwie spüren lassen? Haben Sie es ihnen mal gesagt? Ein gutes Wort, zuhören können, ein Lächeln, Wärme verschenken, jemanden beruhigen, gut zureden, das ist „hellen Schein in die Welt tragen“.
Im Advent glitzert und leuchtet es überall. Es gibt viele schöne Advents- und Weihnachtsbräuche. Haben Sie sich schon mal bewusst gemacht, dass all dies aus Freude darüber geschieht, dass Gott durch seinen Sohn Jesus Christus in die Welt gekommen ist?
Im Psalm-Vers heißt es: denn dein L i c h t kommt.
Lasst auch uns Licht sein! Gott, lass auch mich „L ich t“ sein. Amen.
Lieder
EG 17 Wir sagen euch an den lieben Advent
Mache dich auf und werde licht (Kanon)
Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit
Gebet
Wenn wir uns aufmachen,
lass uns nicht nur alte Wege gehen
und bekannte Hände schütteln.
Gib uns Mut, dem Fremden zu begegnen
und Neues zu wagen.
Wenn wir uns anschauen,
lass uns nicht wegsehen von Not,
Kummer und Einsamkeit.
Gib uns offene Augen und Herzen,
um zu erkennen, wohin wir uns wenden sollen.
Wenn wir unterwegs sind,
behüte unsere Schritte,
damit wir uns nicht in den Wüsten der Welt verirren.
Komm zu Hilfe den Geschundenen und Schwachen,
den Opfern von Missbrauch, Gewalt und Willkür.
Wenn wir unsere Tage planen,
lass uns Zeit freihalten,
Zeit für den überraschenden Besuch,
Zeit für Menschen am Rande unseres Gesichtskreises,
für Glückliche und Traurige,
für Zuversichtliche und Ungetröstete,
für Starke und Schwache…
Weise uns den Weg,
leuchte uns mit deinem Stern.
(Hildegard Nies) aus „Auf dem Weg zum Licht – 2006“ Benno-Verlag