Na prima, Jesus. Genau das richtige Wort für meine Andacht: Im ersten Satzteil eine steile moralische Forderung und - gewissermaßen zum Nachdruck - eine massive Drohung hinterher.
Damit ist sie gleich auf dem Tablett, die alte und doch so entscheidende Frage: Ist die Bibel eigentlich ein Mut-mach-Buch oder ein Angst-mach-Buch? Mit einzelnen Bibelversen lässt sich mühelos die eine wie die andere Sicht untermauern. So kommt man zu keiner Antwort. Wollen Bibelworte vielleicht beides sein? Mal ermutigend, versöhnend und hoffnungsweckend, dann wieder fordernd, erschreckend, in Frage stellend? Das bekannte Lied „Amazing grace“ formuliert in der zweiten Strophe ein Paradox: „It was grace that taught my heart to fear, and grace my fears relieved.“
(Gnade war´s, die mein Herz fürchten lehrte, und Gnade, die mein Fürchten überwand.) Wenn ich an einen lebendigen Gott glaube, kann es nicht ausbleiben, dass er mich auch in Frage stellt. Dass aber Infragestellung, Erschrecken und Ängste nicht das letzte Wort behalten, das sind meine Erfahrung und meine Hoffnung als Christin. Ist unser Monatsspruch also nun ein Mut-mach- oder Angst-mach-Wort? Ich gebe zu, dass es Worte und Menschen und Entwicklungen auf unserer Erde gibt, bei denen mir angst und bange wird. Aber, Jesus, Bergprediger, ich lasse mir nicht
gerne Angst machen, schon gar nicht von Worten aus deinem Munde. Immer vermute ich Mut in dem, was du sagst, - selbst wenn es mir Fragen stellt. Ja, ich höre deine Fragen: ‚Wie ist es mit meiner Rede, mit meinen Worten? Wissen die, mit denen ich rede, woran sie bei mir sind? Verbreiten meine Worte und meine Gegenwart Klarheit, Mut und Hoffnung - oder das Gegenteil? Rede ich verständlich und verlässlich oder heimlich und hinterrücks? Meine Worte haben Bedeutung und Gewicht. Meine Worte spiegeln nicht weniger als mich selbst.‘
Willst du mich und uns als Frauenhilfe daran erinnern?
Schnell wird manchmal dahergeredet, und bei Leibe nicht immer gedeihlich. Du aber verleihst den Menschen, die dir begegnen, eine besondere Würde - im Zuspruch wie im Widerspruch. Deine Würde ist schon immer auch Frauenwürde gewesen. Unser Monatsspruch macht uns Mut, auf unsere Worte zu achten. Er erinnert uns an die Menschen-Freiheit, zwischen Ja und Nein entscheiden zu können. Ich höre dich: „Entwertet euch und andere nicht durch das, was ihr sagt! Ihr seid berufen, Gerede und Geschwätz, auch frommes Geschwätz, zu unterlassen. Ihr seid befähigt, klare Ansagen zu machen, in schlichten Worten verständlich und verlässlich zu reden. In dieser Weise zu reden entspricht der Würde, die ich euch verleihe und die euch niemand nehmen kann.“
Immer wieder habe ich es selbst erlebt: In der Gegenwart Jesu werde ich nicht verklagt, sondern vorbehaltlos geliebt. Diese vorbehaltlose Liebe erinnert mich stets an meine Würde, die sich heute und jeden Tag mehr in meinen Worten – und Taten - spiegeln will. Im Lichte seiner Gegenwart wandelt sich unser spröde klingender Monatsspruch in eine Zu“Mut“ung zum Leben.
Lieder
EG 603 Liebe ist nicht nur ein Wort
vgl. ‚Amazing grace’ von J. Newton
Gebet
Herr, wir danken dir für dein Ja zu uns.
Wir danken dir für die Freiheit, Ja oder Nein zu sagen.
Schenke uns Weisheit für unsere Entscheidungen im Ja oder Nein.
Schenke uns den Mut, dann auch dafür einzustehen.
Schenke uns Klarheit für einen guten Umgang mit Worten und
eine Sprache, die alle verstehen.
Halte uns wach in unseren Sinnen und im Ja zu dir.
Segen
Gott stärke Dich zu einem Ja oder auch Nein.
Gott behüte Dich mit deinen Entscheidungen.
Gott segne Dich, wo immer du gehst oder stehst.
So segne dich Gott Vater, Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Details Monatsandacht
01.07.2015
Kategorie: Andacht