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01.12.2015 Kategorie: Andacht

Andacht Dezember 2015

Jauchzet, ihr Himmel, freue dich Erde! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen! Denn der HERR hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Elenden. Jesaja 49,13


Jauchzet, frohlocket – so beginnt das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Für mich wie für viele andere ist diese Musik der Inbegriff festlicher weihnachtlicher Musik. Ohne das Weihnachtsoratorium einmal gehört zu haben wird für manche gar nicht richtig Weihnachten. In dieser fröhlichen und triumphalen Komposition versammeln sich Freude, Dankbarkeit und Schwung des großen Festes. Jauchzen – das lässt sich vielleicht gar nicht besser ausdrücken als durch solche Musik. Jauchzen ist allerdings auch etwas, das wir Erwachsenen nur noch sehr selten tun.
Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich überhaupt so richtig jauchzen kann. Wir kennen das Jauchzen eher von Kindern, die sich ausgelassen freuen. So jauchzen kleine Kinder am Weihnachtsbaum, wenn die Geschenke ausgepackt werden. Die Freude quillt aus ihnen einfach heraus. Wir hören Laute, die nur schwer zu beschreiben und allenfalls nachzuahmen sind. Freude, Dankbarkeit und Begeisterung brechen sich Bahn und werden in unbestimmbaren Tönen hörbar. Vielleicht gehört für viele Erwachsene auch dieses Jauchzen der Kinder zum Weihnachtsfest und seiner Freude.
Unbeschwerte natürliche Freude – das ist dieses Jauchzen
Wer den Gesang aus dem Weihnachtsoratorium hört und wer dabei ist, wenn die Kinder ihre Geschenke auspacken, gewinnt eine Ahnung von dem, was der Prophet Jesaja verkündigen will. Wie die überwältigende Musik und wie die natürliche, unwillkürliche Freude der Kinder, so soll die ganze Schöpfung jubeln – Himmel, Erde und Berge sollen in das unbändige Lob Gottes einstimmen, spontan, natürlich, unbeschwert.

Für mich ist vor allem bemerkenswert, was der Grund der Freude ist. Es ist nicht das allgemeine Lob der Schöpfung, es ist nicht die Erinnerung an große Taten Gottes oder die besondere Freude an Gottes Kraft. Die ganze Schöpfung in ihren unermesslichen Dimensionen soll gerade deswegen sich freuen, weil Gott sich seinen Menschen in ihrem Leid und mit all ihren Problemen zuwendet.

Und es ist auch des Jubelns wert, dass der Schöpfer des Universums für seine Geschöpfe, für uns Menschen eintritt. Derjenige, der die Berge gegründet und die Bahnen der Sterne festgelegt hat, ist nicht so erhaben, dass er seine Menschen vergisst. Er ist für jede und jeden einzelnen da. Meine Probleme und Schwierigkeiten, unser Kummer und unsere Ängste sind ihm nicht zu gering, als dass er sie nicht beachten würde. Im Gegenteil: mit der gleichen Kraft, mit der er die Welt erschaffen hat, widmet er sich jedem seiner Geschöpfe. Darüber soll auch die unermesslich große Schöpfung jubeln, dafür soll sie Gott preisen, spontan, natürlich, unbeschwert.
Dass Gott für die Elenden, die Verachteten, die Benachteiligten eintritt, sie tröstet und sich ihrer erbarmt – vielleicht ist dies überhaupt der Kern des Weihnachtsfestes. In allen Zügen der Weihnachtsgeschichte wird dies deutlich: Gottes Sohn kommt in einem entlegenen Winkel des Römischen Reiches zur Welt. Ein junges Mädchen mit angetastetem Ruf wird seine Mutter. Sein erstes Bett ist eine Krippe für Vieh und die ersten Besucher sind verachtete Hirten. Der Unendliche begibt sich voll und ganz in unsere schäbige Welt! Nichts ist ihm zu klein oder zu gering.

Dies ist auch der tiefe Grund unserer Weihnachtsfreude: Wir erfahren, wir sind Gott bei weitem nicht gleichgültig. Auch wenn wir uns angesichts der Größe des Weltalls verschwindend klein erscheinen, wenn uns die Berge kilometerweit überragen, wenn wir im Getriebe der Weltgeschichte unbedeutend sind – für Gott sind wir unermesslich wertvoll. Wie ihm Bethlehem und die Krippe nicht zu klein waren, so sind wir es auch nicht. Wie ihm die Hirten nicht zu gering waren, bin ich für ihn auch keinesfalls wertlos.

Gott tröstet uns, wenn wir uns einsam fühlen. Wenn wir glauben, dass uns keiner mehr lieben kann, schenkt er uns seine Liebe. Wenn wir glauben, zu wenig zu leisten oder zu verdienen, dann misst er uns unseren unermesslichen Wert zu. Er ist an unserer Seite, wenn die Aufgaben überhand nehmen oder die Lasten uns zu erdrücken drohen. Wer dies erfahren hat und täglich neu erfährt, hat allen Grund zu zum Jubeln und zur Freude. Wer sich auf Gottes Geleit verlässt, kann jauchzen und fröhlich sein¸ spontan, natürlich, unbeschwert.

So wünsche ich uns allen, dass wir die Weihnachtsfreude spüren und feiern können - voll Jauchzen und Fröhlichkeit, wie es im Weihnachtsoratorium heißt.

Lieder
EG 7 O Heiland, reiß die Himmel auf
EG 41 Jauchzet, ihr Himmel
EG 47 Freu dich, Erd und Sternenzelt
EG 511 Weißt du, wieviel Sternlein stehen

Gebet
Barmherziger Gott,
dir sind wir nicht gering. Du gibst jedem Menschen seinen
Wert. Selbst in die verstecktesten Winkel der Welt und unserer
Seele dringt dein Licht.
Öffne unsere Herzen und Augen für deine Liebe. Nimm Zweifel
und Verzagtheit von uns, dass wir spüren, wie unermesslich
wichtig wir alle dir sind. Lass uns neuen Mut und neue Kraft
aus deiner Nähe schöpfen.
Auch wir möchten in dein Lob in der Schöpfung einstimmen.
Lass uns die Weihnachtsfreude erleben. Mach uns unbeschwert,
dass wir jauchzen können wie die Kinder und uns immer wieder
neu freuen können an dir. Amen.

Segen
Gott, den Himmel und Erde preisen,
begleite dich mit seinem Segen.
Jeus Christus, dem alle Engel singen,
erfülle dich mit seiner Kraft und Liebe.
Der Heilige Geist, der uns alle zur Liebe befähigt,
lasse dich jauchzen

Beitrag von Dr. Christopfer Kumitz-Brennecke, Ansprechpartner der FH im Landeskirchenamt