Hos 12,7 (L)
Es waren schwierige Zeiten als der Prophet Hosea ca. 750 - 722 vor Christi Geburt seine Botschaft verkündete:
„So bekehre dich nun zu deinem Gott, halte fest an Barmherzigkeit und Recht und hoffe stets auf deinen Gott!"
Hosea klagte im Namen Gottes das Volk im Nordreich Israels und insbesondere dessen führende gesellschaftliche Kreise an, sich von ihrer Religion entfernt zu haben und kanaanitische Fruchtbarkeitsgötter anzubeten.
Daher fordert er jene Kreise auf, sich erneut zu Gott zu bekehren und seinen Willen zu tun. Dazu vermittelt er den Zuspruch, dass Gott sein Volk trotz allem liebt und es nicht fertig bringt, dieses zu verstoßen.
Und doch ging es damals um einen existentiellen Sachverhalt, der bis heute virulent ist: Das Volk Gottes versagt seinem Gott die Gefolgschaft. In einer Volkskirche ist heute natürlich zu fragen, ob denn alles Volk dieser Kirche Gott tatsächlich folgt oder sich nicht selten in säkularen Gewohnheiten verfängt. Im Harz etwa kennen wir einen zunehmenden „Hexenkult", der okkultistisch-esoterische Züge trägt und allen Ernstes öffentlich und selbstbewusst verbreitet und praktiziert wird. Menschen verlassen sich offensichtlich weniger auf ihren Gott, sondern wenden sich anderem und anderen zu, auch Menschen, die sich bewusst als „Hexen" bezeichnen.
Der Glaube an Gott in Christus mit seiner tiefen, wohltuenden Gnade, Wärme, Gelassenheit, Barmherzigkeit und Hoffnung wird längst nicht mehr von allen erfahren, wenn es denn jemals so gewesen ist. Nun ist es aber alles andere als hilfreich, auf die anderen zu zeigen, die von Kirche und Glauben nichts mehr wissen wollen. Besser ist es, sich selbst seiner Zeugenschaft zu vergewissern und Zeugnis zu geben vom eigenen Glauben. Zu benennen, warum uns Glaube an Gott wertvoll ist, was der Glaube mit unserem Alltag zu tun hat und was er uns für die Zukunft bedeutet.
Wir brauchen Gott nicht zu verteidigen, wir sind nicht seine Anwälte. Aber wir sind seine Zeugen, die Zeugnis geben sollen von seiner Güte.
Vor kurzem wurde im Fernsehen ein Interview mit der schwedischen Königin Silvia ausgestrahlt. Sie erzählte über ihr Leben, ihre Familie und ihre Aktivitäten und betonte, wie wichtig für sie das Gebet ist, das Gespräch mit Gott. Anschließend schilderte sie folgende Begebenheit: Auf einer ihrer Reisen besuchte sie ein russisches Gefängnis und betrat mit ihrer Delegation - nicht ohne Zögern, wie sie gestand - die Zelle eines dort inhaftierten Mörders. Dieser Mann kam auf sie zu und sprach sie an. Der Dolmetscher übersetzte seinen Wunsch, mit ihr das Vaterunser auf Schwedisch zu beten. Königin Silvia faltete die Hände und schon beteten sie. Der Mörder hatte im Vorfeld dieses Besuches dieses Gebet auf Schwedisch gelernt und gehofft, dass die Königin gerade seine Zelle betreten möge.
„So bekehre dich nun zu deinem Gott..."
Gott sei Dank bleibt Gott immer unser Gott; er vergibt uns sogar unsere Schuld, wenn wir ihn darum bitten, er liebt, liebt und liebt. Und so lesen wir auch bei Hosea: „Ich will ihre Abtrünnigkeit wieder heilen; gerne will ich sie lieben; denn mein Zorn soll sich von ihnen wenden. Ich will für Israel wie Tau sein, dass es blühen soll wie eine Lilie... Und sie sollen wieder unter meinem Schatten sitzen... und blühen wie ein Weinstock." Amen