Ein Monatsspruch voller Befehle! Gegen Forderungen sind wir oft allergisch, wir wehren uns! Das soll ich tun? Ich allein? Unmöglich! Was kann ich schon ausrichten?
Recht schaffen? Das ist wohl auch nicht meine Aufgabe! Dafür gibt es Fachleute! Witwen und Waise bekommen ihre Rente! Unterdrückte können sich organisieren. Wir haben für alles Ämter. Wir leben in einer anderen Zeit!
Wirklich?
Fragen wir uns erst einmal: In welchem Zusammenhang steht diese Aufforderung des Propheten Jesaja, der im Namen Gottes spricht? Äußerlich scheint alles in Ordnung zu sein: Man geht in den Tempel, hält Festgottesdienste, singt Psalmen, musiziert, opfert ...
„Man“ tut es, so ist das eben! Aber Gottes Anspruch ist anders: ER sagt diesen Menschen, die so „schöne“ Gottesdienste feiern: Ihr habt mich, euren Herrn verlassen, wie die Leute in Sodom und Gomorra!
Warum dieses harte Urteil? Sagen wir es in einem Bild. Wie jede Tür zwei Angeln (Scharniere) braucht, um sie zu öffnen, so gilt das auch für die Tür zu Gott. Sie ist nicht verschlossen, sondern für jeden zugänglich. Aber denken wir dabei an die Forderung Gottes, die schon im Alten Testament steht: Gott lieben (Martin Luther erklärt jedes Gebot mit – Gott lieben, fürchten und vertrauen –) verknüpft mit der tätigen Liebe zum Nächsten.
Wer sich Gott zum Maßstab seines Lebens macht, übersieht auch den Nächsten nicht, er liebt ihn wie sich selbst. Weil er sich selbst lieben kann, weiß er auch, was dem Nächsten fehlt, was ihm Not bereitet.
Ganz praktisch umreißt Jesaja Gottes Forderungen an uns. ‚Tut was‘, ruft er den Israeliten zu, und das gilt auch für uns heute. Lernt Gutes zu tun!
Lernen kann ich nur, wenn ich einen Lehrmeister habe und aus Erfahrungen Vorbilder gewinnen kann. Wenn Gott mir die Augen öffnet, kann ich erkennen, wer rechtlos, einsam, ausgegrenzt und niedergedrückt ist; ich übersehe den Benachteiligten nicht.
Dieses Lernen hört nie auf. Leider überdenken wir schnell, welche Nachteile uns das Helfen bringen kann, z. B.: was denken die Anderen? Manchmal haben wir Ausreden, z. B.: Hilfe ist ein Fass ohne Boden!
Was heißt nun: Gutes tun!?
Da wird etwas verändert in uns und beim Nächsten.
Er lernt vielleicht, zu danken. Für uns gilt: es sind oft nur kleine Schritte, die schon etwas bewirken.
Sorgt für das Recht. Erkennt den Ausgegrenzten, der oft übersehen wird, für den keiner einen Platz aufhebt und der doch seine Würde hat. Und nicht nur der Mensch, auch die Tiere und unsere Umwelt haben ein Recht auf Leben, Schutz und Hilfe. Durch unsere Ansprüche beuten wir die Erde aus. Wir müssen umdenken lernen, doch das kann Einschnitte in unsere Bequemlichkeit bedeuten. Sind wir dazu bereit?
Helft den Unterdrückten, den am Boden Liegenden. Das bedeutet Mut!
Jesaja will uns die Augen öffnen: Gott liebt uns, er hat uns viele Talente gegeben.
Lasst uns Danken lernen für alles, was wir empfangen haben. Und lernen, es weiterzugeben.
Denken wir daran: nur leere Hände, die loslassen, können neue Gaben halten.
Das wollen wir fröhlich lernen.
Lieder
EKG 418 Brich dem Hungrigen dein Brot
EGK 419 Hilf, Herr meines Lebens
EKG 412,1-3 So jemand spricht
Gebet
Herr,
lehr uns bedenken, dass wir nicht allein sind auf dieser Welt.
Lass uns unseren Mitmenschen ein guter Nächster sein.
Mach uns zu guten Hütern deiner ganzen Schöpfung.
Herr,
stärk in mir die Einsatzbereitschaft für unser Frauenhilfsmotto:
Das will ich mir schreiben in Herz und Sinn:
Dass ich nicht für mich hier auf Erden bin,
dass ich die Liebe, von der ich lebe,
liebend an andere weitergebe.
oder EKG 416 (O Herr, mache mich zum Werkzeug), gesprochen
Segen
Es segne dich der barmherzige Gott,
er gehe mit dir durch deine Ängste und Zweifel
und lasse dich, durch sie gereift,
mutig und zuversichtlich,
barmherziger Begleiter
für Zweifelnde und Angsterfüllte sein. Amen.
(Angelika Büchelin)