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01.10.2016 Kategorie: Andacht

Andacht Oktober 2016

Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. 2. Kor. 3,17 (E)

Als ich den Spruch zum ersten Mal durchlas, dachte ich, dass das Thema einfach sei; da fällt mir doch viel ein: aber weit gefehlt! Je länger ich mich mit den Worten „Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit" befasst habe, desto mehr gingen meine Gedanken zu den täglichen Schlagzeilen der Nachrichten. Freiheit – wie oft ist dieses Wort in den Diskussionen und Gesprächen. Immer wieder in den
Nachrichten und Berichten – Menschen auf der Flucht; Flucht vor Diktatur, Krieg, Gefangenschaft, Folter. Flucht in die Freiheit. Nicht nur in die Freiheit körperlicher Unversehrtheit, nein! Vor allen Dingen in die Freiheit der Gedanken, des Handelns, des Lebens, des Glaubens.

Viele Menschen geben alles auf – ihre Heimat, Hab und Gut –, verlassen Freunde und Verwandte, um frei zu sein, um Freiheit leben zu können. Für uns ist diese kostbare Freiheit schon selbstverständlich geworden. Wir leben und erleben diese Freiheit tagtäglich. Wenn ich meinen Gedanken weiter nachgehe, merke ich immer mehr, dass Freiheit eine Gabe, ja ein Geschenk ist! Sie ist ein Geschenk Gottes und des Heiligen Geistes.

Die Gewissheit der Gegenwart Gottes und des Heiligen Geistes bedeutet Freiheit – Freiheit des Glaubens. Dieses Geschenk der Freiheit gab schon den ersten Christen Kraft, die wegen ihres Glaubens verfolgt wurde. Soviel Kraft, dass sie sich in Rom in Katakomben zurückzogen, um ihren Glauben zu leben. Denken wir auch an Menschen in unserer jüngeren Vergangenheit, die sich diese
Freiheit nie haben nehmen lassen und dafür mit ihrem Leben bezahlten. Einer der bekanntesten ist wohl Dietrich Bonhoeffer. Eine Episode aus seinen letzten Lebensmonaten im Gefängnis veranschaulicht uns den Spruch „Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit": wenn Dietrich Bonhoeffer von den Wärtern aus seiner Gefängniszelle geholt wurde, kam er nicht gebückt und gedemütigt wie ein Gefangener aus seiner Zelle, sondern in gerader Haltung. Zeugen berichteten, er habe die Haltung eines Gutsherrn gehabt – gerade und aufrecht. Die Kraft, seine aufrechte Haltung im wahrsten Sinne des Wortes zu bewahren, war ihm durch die Freiheit des Denkens und des Glaubens gegeben durch den Geist des Herrn.

Frei sein bedeutet nicht nur Freiheit des Glaubens und der Gedanken, sondern auch Freiheit des Redens und Handelns. All diese Rechte der Freiheit sind nicht nur in der Bibel verbrieft, sondern auch Grundrechte unserer Verfassung. Das bedeutet aber nicht, dass Freiheit grenzenlos ist. Denn da, wo meine Freiheit die Freiheit anderer Menschen berührt, da kommt meine Freiheit an ihre Grenzen.

Als Christen, die wir alle Rechte der Freiheit besitzen, sind wir gefordert, in christlicher Nächstenliebe diese Freiheiten durch Worte und Taten weiterzugeben. Auch sind wir gefordert, die Selbstverständlichkeit unserer Freiheit zu überdenken, denn nur „Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit."

Lieder
EG 425 Gib uns Frieden jeden Tag
EG 596 Ich möchte Glauben haben
EG 613 Liebe ist nicht nur ein Wort

Gebet
Danke, Gott, dass ich dir Wohnstatt sein darf.
Du wohnst in mir,
dein Heiliger Geist lässt mich entbrennen
für die Armen und Unterdrückten in dieser Welt.
Danke, Gott, dass du uns Freiheit schenkst,
die weiter reicht als menschengemachte Grenzen.
Mit deinem Geist in uns und an unserer Seite
setzen wir uns ein für das Recht auf Freiheit
und Unversehrtheit jeder Einzelnen.
Gib dazu deine Kraft und deinen Segen. Amen.

Segen
Gott schenke dir Freiheit, das Leben in seiner Fülle zu erfahren.
Er schenke dir die Liebe, deiner Nächsten ihre Freiheit zu lassen.
Er schenke dir Zufriedenheit mit dem, was du hast und bist.
So segne und bewahre dich Gott.

Beitrag von Christina Schunke, Frauenhilfe Heilige Dreifaltigkeit SZ-Bad