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01.01.2016 Kategorie: Andacht

Andacht Januar 2016

Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. 2. Tim 1,7 (E)


In vielen Kirchengemeinden treffen wir immer wieder auf Menschen, bei denen der Geist der Verzagtheit an Übergewicht gewonnen hat. Zu spüren ist eine allgemeine Verunsicherung: Darf man das? Was  sagen denn die anderen? Ich kenne mich ja nicht so aus. Ist das rechtlich abgesichert? Man weiß ja nicht.

Da stellt sich schnell die Frage: „Wessen Geistes Kind sind wir?" Welchen Geist haben wir mitbekommen? Denken wir an unsere Großeltern, unsere Eltern. An unsere Pfarrerin, unseren Pfarrer oder an andere  kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Waren sie mutig, selbstbewusst oder wollten sie Harmonie um jeden Preis? Nicht auffallen, sich immer anpassen, Ruhe bewahren. Niemand hat sich seine Herkunft ausgesucht, aber jede und jeder kann sich weiterentwickeln und sich den Eigenschaften annähern, die Gott uns zugedacht hat. Der Monatsspruch will uns leiten – lassen wir uns von ihm leiten.

Gott hat uns den Geist der Kraft gegeben.
Der Glaube macht nicht blind, sondern tapfer. Denken wir an Christinnen und Christen, die durch Leipzig und Dresden gezogen sind, um sich als freie Menschen in der Welt bewegen zu können. Oder denken  wir an einzelne Persönlichkeiten, wie Hildegard von Bingen und Martin Luther King, Dietrich Bonhoeffer und Freya von Moltke, die Mut aufgebracht und den Mächtigen widerstanden haben. Mich haben aber auch Frauen und Männer, die nicht in der Öffentlichkeit gestanden haben, beeindruckt. Sie haben angstfrei ihre Meinung gesagt und konstruktiv Kritik geübt, um eine Sache voranzubringen. Sie haben es aber auf einer Weise getan, die allen gut getan hat.

Gott hat uns den Geist der Liebe gegeben.
Der Glaube macht uns zu liebenden Menschen. Glaube bleibt nicht bei mir stehen. Glaube beeinflusst meine Begegnungen mit anderen Mitmenschen. Ich sehe in ihnen meine Geschwister. „Liebe deinen  Nächsten, er ist wie du" übersetzt Martin Buber den Bibelvers, der uns in der Lutherübersetzung so vertraut ist: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" (3. Mose 19,18). Ich denke an viele Frauen, die in  Entwicklungsländer gegangen sind und Hilfestationen gegründet haben. Ich denke aber auch an die Arbeit der Frauen und Männer in den Besuchsdienstkreisen der Kirchengemeinden oder den Hospizvereinen, die Menschen besuchen, die ihre Wohnung nicht mehr verlassen können.

Gott hat uns den Geist der Besonnenheit gegeben.
Der Glaube gibt uns Gelassenheit. Wer sich jederzeit von Gott getragen weiß, lässt sich nicht so leicht anstecken von hektischem Aktionismus oder erschreckenden Zukunftsszenarien, Hysterie oder lähmender Zukunftsangst. Vielmehr befähigt uns der Geist der Besonnenheit dazu, mal ein Auge zuzudrücken, Herausforderungen leichter und humorvoll anzugehen und Gottvertrauen auszustrahlen. Er öffnet uns die  Augen für die Schönheit dieser Welt. Für das, wofür wir dankbar sein können. Und für das, was wirklich wichtig ist.

Lieder
EG 295 Wohl denen, die da wandeln
EG 136 O komm, du Geist der Wahrheit
EG 137 Geist des Glaubens, Geist der Stärke
Meine Hoffnung und meine Freude (Taizé)

Gebet
EG 732: Psalm 71
Lied: Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut;
         Text von Irmgard Spiecker

Segen
So segne uns Gott,
der uns den Geist der Kraft,
der Liebe und der Besonnenheit zugesprochen hat,
auf den wir vertrauen können.
Amen.

Beitrag von Hartmut Berger, Frauenhilfe Rühen