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01.12.2011 Kategorie: Andacht

Andacht Dezember 2011

Gott spricht: Nur für eine kleine Weile habe ich dich verlassen, doch mit großem Erbarmen hole ich dich heim. Jes 54,7 (E)

Der Monatsspruch für Dezember 2011 stammt aus dem Buch des Propheten Jesaja, Kapitel 54. Meine erste Reaktion auf diesen Bibeltext ist Erschrecken: Kommt es tatsächlich vor, dass der allmächtige Gott (, über den wir seit unserer Kindheit gelernt haben, dass er allgegenwärtig ist,) den Menschen verlässt? Und was bedeutet „eine kleine Weile“? Ich denke, jede von uns kennt Situation, in denen sie sich von Gott verlassen fühlt. Für den oder die  Betroffene kann dieses Gefühl wie eine Ewigkeit sein / dauern. Und auch Gott selbst kennt dieses Gefühl: Durch Jesus ist er Mensch geworden, am Kreuz hat er geschrien: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27, 46) Der erste Teil dieses Monatsspruchs scheint so gar nicht passend für den Dezember mit seiner Vorweihnachtsfreude, der gemütlichen Kerzenlichtatmosphäre, dem leckeren Duft nach frisch gebackenen Keksen und der fröhlichen Festtagsstimmung. Oder doch? Heiligabend ist ein Fest, an das oft große Erwartungen gestellt werden. Jeder hat seine eigenen Vorstellungen davon, wie ein vollkommenes Weihnachten auszusehen hat. Dabei spielen die Kindheitserinnerungen eine große Rolle. Oder die Zeit, als die eigenen Kinder noch klein waren. Meistens erinnert man sich eher an die schönen Dinge. Aber manchmal sagen einem die Erinnerungen auch, wie man es in diesem Jahr auf keinen Fall machen will. Eins aber trifft sicher auf jede von uns zu: Wir haben alle den Wunsch, uns an diesem Tag besonders wohl zu fühlen, geborgen und heimisch. Schauen wir uns einmal an, in welchem Kontext der Monatsspruch in dem Buch des Propheten Jesaja steht. Auch bei Jesaja geht es um Heimat. Ein großer Teil des Volkes Israel befand sich im babylonischen Exil. Vor allem die Mitglieder der Königsfamilie und der gesamte Tempelschatz wurden nach Babylon verschleppt. Es vergehen ungefähr fünfzig Jahre, bis die Israeliten die Erlaubnis bekommen, wieder zurückzukehren. In dieser Zeit integrieren sich die Exilanten immer mehr in die babylonische Gesellschaft. Es werden Generationen geboren, die sich an keine alte Heimat mehr erinnern können. Aber trotzdem stirbt die jüdische Kultur nicht, weil es Menschen gibt, die das Erbe wach halten und an die Verheißung Gottes erinnern, eines Tages in die Heimat zurückkehren zu dürfen. Einer davon ist der Prophet Jesaja.

 Gott spricht:

Nur für eine kleine Weile habe ich dich verlassen, doch mit großem Erbarmen hole ich dich heim.  Jes 54,7 (E)

Gott hatte das Volk Israel für Schuld und Untreue bestraft. Er ließ zu, dass es die Heimat verlor und in Fremdherrschaft geriet. Viele fühlten sich von Gott verraten und allein gelassen. Einige Israeliten begannen sogar, sich den fremden Göttern der Babylonier zuzuwenden, die Macht und Einfluss zu verkörpern schienen. In dieser Situation macht Jesaja den Menschen Hoffnung. Er sagt, dass Gott sich ihnen neu zuwenden wird, dass er sich über sie erbarmen und sie heim holen wird. In der Advents- und Weihnachtszeit sind unsere Sehnsüchte und Wünsche, nach einer heilen Welt, nach einem Neuanfang besonders groß. Alles soll wieder gut sein. Dass dieses einmal so sein wird, davon berichten die Propheten im Alten Testament, allem voran Jesaja, dessen Verkündigungen in der Vorweihnachtszeit fester Bestandteil unserer Gottesdienste sind. Und auch die weihnachtlichen Bilder vom Kind, Maria und Josef, den Hirten mit ihren Tieren und dem Glanz der Engel, der über allem liegt: Sie sind eine Ahnung und ein allererster Anfang von dem Frieden, der herrschen wird, wenn sich die Verheißungen Gottes erfüllen. Es ist wie in dem schönen Weihnachtslied „Lobt Gott, ihr Christen alle gleich“. Dort heißt es in der letzten Strophe:

 „Heut schleußt er wieder auf die Tür 

zum schönen Paradeis;

der Cherub steht nicht mehr dafür.

Gott sei Lob Ehr und Preis.“

  Lieder EG 27   Lobt Gott, ihr Christen alle gleich EG 19   O komm, o komm, du Morgenstern EG 20   Das Volk, das noch im Finstern wandelt (Jesaja 9, 1-6) EG 30   Es ist ein Ros entsprungen (Jesaja 11,1)   Gebet und Segen (aus „Du bist da. Texte, Bilder, Gedanken zur Andacht“) Eine:   Lasst uns beten: Alle:    Gott, du hast uns zusammengeführt            und belebst unsere Gedanken.            Wir danken dir für diesen Tag.            Lass uns dein Geschenk            und deine Verheißung bewahren            während dieser Tage,            in unserem Leben und Tun,            in unseren Gemeinden,            in unserer Kirche.   Segen (gesprochen im Wechsel) Eine:   In unseren Herzen und Häusern Alle:     sei Gottes Segen. Eine:    In unserm Kommen und Gehen Alle:     sei Gottes Frieden. Eine:   In unserem Leben und Glauben Alle:     sei Gottes Liebe. Eine:    An unserem Ende und neuem Anfang Alle:     mögen uns Gottes Arme umfangen             und nach Hause bringen.                                                            Amen

Beitrag von Yasmin Rautenberg-Anton, Wendeburg