An welchen Worten bleiben Sie „hängen", wenn Sie diesen Monatsspruch lesen? Welche Grundstimmung nehmen Sie wahr in diesem Satz? Nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, darüber nachzudenken.
Wenn ich Mitglied der Gemeinde in Kolossä gewesen wäre, hätte ich mich sicher an dem letzten Teil der Formulierung gestoßen, in dem mir „reichliche Dankbarkeit" verordnet wird. Ich frage mich, was treibt den Verfasser des Briefes an, seine Worte so eindringlich zu wählen? Was stimmt nicht in der Gemeinde von Kolossä, einer kleinen Stadt, etwa 150 bis 180 km von Ephesus entfernt, landeinwärts in der Nähe der heutigen Stadt Denizli gelegen. Es scheint ein so brisantes Thema zu sein, dass er schreibt, obwohl er die Gemeinde gar nicht persönlich kennt, ihr Gründer ist der Paulusschüler Epaphras.
Um das herauszufinden, muss man den ganzen Brief lesen, von dem die Forschung nicht sicher ist, ob der Verfasser tatsächlich Paulus oder einer seiner Schüler ist. Paulus schreibt den Brief aus dem Gefängnis, es gibt aber keinen Hinweis darauf, wo er in Gefangenschaft ist. Die Forscher sagen, wenn es Ephesus gewesen sein sollte, könnte der Brief um 50 nach Christus geschrieben worden sein; falls er in Rom auf seine Verhandlung gewartet haben sollte, wäre der Brief auf 61 nach Christus zu datieren.
Vielleicht langweile ich Sie mit diesen Forschungsergebnissen, aber ich finde das immer wieder spannend nachzuspüren, wie das damals war in dieser Zeit, unter welchen Umständen die Menschen gelebt und gearbeitet und Briefe geschrieben haben.
Aber nun zurück zum Zankapfel der Kolosser. Das Thema, das die Gemeinde zu spalten droht, beschäftigt die Amtskirche auch heute.
Die christliche Botschaft rückte wieder in den Hintergrund, während andere Strömungen mehr Gewicht erhielten.
Die Judenchristen hielten zum Beispiel an ihren Speisegeboten fest, andere stellten mystische Engelsverehrung und Visionen als wichtig und erstrebenswert dar. Diese Strömungen in der Gemeinde mit Ausgrenzungscharakter waren der Sprengstoff. Paulus hatte nichts dagegen, dass unterschiedliche Traditionen gelebt wurden, jedoch auf dem Fundament der Teilhabe und des friedlichen Miteinanders, so wie es Christus vorgelebt hatte. An anderer Stelle sagt er zu ähnlichen Fragen: „Prüft alles und behaltet das Gute." (1Thess 5,19-21)
Auch heute wird der Einfluss der Esoterik unter Christen kontrovers diskutiert. Kann man Erkenntnisse aus anderen Religionen oder Philosophien mit der christlichen Lehre verbinden? Bringt uns die Beschäftigung mit Horoskopen, esoterischen Strömungen oder Yoga in Gefahr, das Fundament unseres christlichen Glaubens zu verlieren? Oder die Beschäftigung mit Berichten über Nahtoderfahrungen? Was ist davon zu halten, wenn Menschen Engeln ein so großes Gewicht in ihrem Leben einräumen? - Fragen über Fragen.
Die Kolosser, Sie und ich müssen uns besinnen – stehen wir in der Nachfolge Jesu? Lassen Sie sich noch das Glaubensbekenntnis des Paulus mit auf ihren Weg geben, der in zwei Sätzen den Kern des christlichen Glaubens zusammenfasst.
„Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn."( Römer 8,38-39)
Im Vertrauen darauf, dass Gott uns liebt und an unserer Seite ist, erinnert uns der Monatsspruch an den befreienden Charakter unseres Glaubens.
Lieder
EG 346, 1-3 Such, wer da will ein ander Ziel
EG 66, 1+2 Jesus ist kommen
EG 607 Vertrauen wagen
EG 395 Vertraut den neuen Wegen
Segen
Gott,
wende Dich uns zu,
sprich uns das Gute zu,
lass Deine segnende Kraft spürbar werden,
wenn wir uns Segenszeichen weiterschenken,
einander erzählen, wie gut Du es mit uns meinst.
Christus,
Du bist die segnende Kraft in allen Menschen,
verbindest Kulturen und Völker untereinander
im Tanz des Lebens ohne Ende.
Heilige Geistkraft,
bewege und segne uns.