Was für eine Zusage steckt hinter diesen Worten Jesu. Wird hier doch ausgedrückt, dass er bei uns sein will, wann immer wir in seinem Namen zusammen kommen. Dass er uns nicht alleine lässt, wo auch immer wir christliche Gemeinschaft leben. Die Zusage gilt, ohne Wenn und ohne Aber:
Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
Aber entspricht das unseren Erfahrungen? Empfinden wir das auch so in unseren Kirchen, bei den zufälligen Begegnungen auf der Straße und in unseren Gemeinschaften?
Ich möchte Ihnen von einer Begegnung erzählen, in der für mich diese Zusage Jesu spürbar wurde:
Ich erinnere mich an den Beginn einer Freundschaft. Ich befand mich in der Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch und musste dazu an einer Schulung in einer Behörde teilnehmen. Ich fühlte mich angespannt und aufmerksam zugleich. Keiner der anderen anwesenden Personen war mir bekannt. Allerdings fiel mir eine Frau auf, die die Wartezeit mit einem Blick in unser örtliches Telefonbuch überbrückte. Meine Schlussfolgerung daraus war, dass sie hier nicht heimisch war, sondern von außerhalb kommen musste. Im Gegensatz zu mir, als Ortsansässige. Dies empfand ich für mich als Vorteil.
Nach Ende der Unterweisung, auf dem Weg zurück zum Auto, sprach mich diese unbekannte Frau plötzlich an. Meine Reaktion war zunächst erschrocken und überrascht, konnte ich noch nicht einordnen, wohin diese Begegnung führen würde.
Sie teilte mir ganz offen mit, wo sie jetzt hinfahren müsste, und dass sie auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch sei. Es stellte sich heraus, dass wir beide die gleiche Berufsausbildung hatten und auf dem Weg zum Vorstellungsgespräch beim gleichen Arbeitgeber waren...
In dieser kurzen Begegnung hat sich herausgestellt, dass uns mehr vereint, als uns zunächst bewusst war. Wir beide empfinden das so: Gott, zu dem wir beide auf dem Wege sind, hat uns hier zusammengeführt. Das erleben wir in dieser Freundschaft immer wieder neu.
Nicht immer erfahren wir die Zusage, dass Gott auch in unseren alltäglichen Begegnungen dabei ist, in solch positiver Weise. Oft haben wir schwierige Situationen mit unseren Mitmenschen zu durchleben, es gibt Meinungsverschiedenheiten, weil jeder der Partner die Situation anders beurteilt. Gelingt es uns aber auch hier möglichst mutig, offen und vertrauensvoll diese Differenzen anzusprechen, und sind wir uns bewusst, dass wir diese Meinungsverschiedenheit auf der Grundlage unseres gemeinsamen Glaubens an Gott klären wollen, dann wird auch unser Streiten und Zanken gesegnet sein.
Wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott uns so annimmt, wie wir sind. Wir dürfen Fehler machen und hinfallen – und daraus lernen!
Wenn es uns gelingt, uns bewusst zu machen, dass Gottes Geist der Liebe und des Vertrauens wie ein unsichtbares Zelt über uns gespannt ist und wir unseren Mitmenschen mit Wertschätzung und Aufmerksamkeit begegnen, werden unsere Beziehungen und damit unser Leben zufriedener und ausgefüllt – das wünsche ich allen meinen Mitschwestern und Mitbrüdern.
Text
Lass niemals von Gott, liebe ihn!
Wenn du das im Augenblick nicht kannst,
dann streite mit ihm,
klage ihn an und rechte mit ihm wie Hiob;
ja, wenn du das kannst, lästere ihn,
aber – lass ihn nie!
sonst wirst du zum lächerlichsten Lappen und,
das schrecklichste,
du wirst es selber gar nicht merken.
Theodor Haecker
Segen (aus dem Andachtsheft Juni 2002)
Gott, segne mein Herz,
dass Wohnung ist für deinen Geist,
dass es liebevoll anderen Raum gibt
und Wärme schenkt.
Amen
Lieder
EG 564 Wo zwei oder drei
EG 209 Ich möcht', daß einer mit mir geht
EG 170 Komm, Herr segne uns