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01.05.2013 Kategorie: Andacht

Andacht Mai 2013

Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen! Sprüche 31,8

Als ich die Bibelstellen durchlas, die für die Andachten im Jahr 2013 vorgeschlagen wurden, sprang mir dieser direkt in die Augen. In meinem Beruf habe ich überwiegend mit älteren Menschen zu tun. Sehr oft erlebe ich, dass sie die Ihnen zustehende Unterstützung nicht anfordern oder auch einfach nur nicht nutzen. Spricht man sie an, erhält man Antworten wie „ach, ich möchte keinem zur Last fallen" oder „ach, das brauch ich nicht" und ähnliches.Diese Menschen schämen sich oder haben Angst, etwas zu fordern. Sie sind „stumm" gegenüber Ärzten oder Behörden. Jeder von uns hat bestimmt selber schon Situationen erlebt, in denen er mit wackelnden Knien oder mulmigen Gefühl in der Magengegend Telefonate getätigt oder Termine wahrgenommen hat. Wie schön ist es dann, jemanden zu haben, der einem die Hand hält, oder der ein offenes Ohr für die Probleme hat.

Als ich diese Andacht schrieb, befand ich mich gerade in einer Rehabilitation nach einem Arbeitsunfall. Ich war plötzlich aus meiner Umgebung gerissen, die mir Halt bot. In so einer Situation ist man dann sehr verunsichert und es tauchen Fragen auf, die einen stumm machen: Wie geht es mit dem Beruf und dem Alltag weiter nach der Entlassung? Gehen meinen Handicaps wieder verloren? Ich hatte das Glück eine aufmerksame Therapeutin zu haben, die meine Verunsicherung bemerkte und mich direkt ansprach. Mir reichte dieses Gespräch aus, um mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen. Aber viele Mitpatienten waren weiterhin stumm. Aufgrund meiner Erfahrung und der Kenntnisse, die ich im Beruf erlernt hatte, konnte ich einigen von ihnen im Gespräch helfen. Besonders eine Mitpatientin hatte nie im Leben gelernt, für ihre Bedürfnisse Hilfe einzufordern. Statt zu den Schwestern zu gehen und eine Salbe für ihren Sonnenbrand zu holen, litt sie „stumm" vor sich hin. Sie wollte den Schwestern keine Arbeit machen. Als ich ihr die Salbe geholt hatte, freute sie sich, zugleich aber schämte sie sich.

Dieses Erlebnis öffnete mir die Augen für den Monatsspruch. Wie oft begegnen uns im Alltag Menschen, die nicht wissen, wie sie Hilfe erhalten können. Oder denen der Mut fehlt, diese zu fordern. Oft reicht es aus, die richtige Adresse zu nennen oder auch den Weg zu weisen. Dafür muss man allerdings ein offenes Ohr, ein waches Auges haben. Denn von allein bitten diese Mitmenschen nicht um Hilfe, da sie es nicht können.  Selbst beim Einkaufen sieht man Menschen, die sich nicht trauen eine Verkäuferin zu fragen.

Der Bibelspruch bestärkt mich in meiner Einstellung. Mitunter kann man erleben, dass diese Art des Umganges mit seinen Mitmenschen als „Helfersyndrom" betitelt wird. An dieser Krankheit leide ich sehr gerne. Und ich hoffe, ich kann viele unserer Mitschwestern infizieren mit diesem „Virus", für seine Mitmenschen einzutreten.

Gebet

Gott, unser Vater,
ich bitte Dich um ein offenes Ohr,
das auch die stummen Hilfeschreie vernimmt,
um ein offenes Auge,
das auch das Unsichtbare sieht.
Gib meinen Mitmenschen den Mut,
Hilfe zu suchen und anzunehmen.
Erweitere meine Kenntnisse,
damit ich Hilfe geben kann, wo sie nötig ist.
Gib mir eine Hand,
die verschlossene Türen öffnen kann,
die Trost spendet und Gefallene wieder aufrichten kann.
In deiner Liebe erhalte mich, damit ich diese weitergeben kann.
Herr, darum bitte ich Dich mit den Worten deines Sohnes:
Vater unser ...

Lieder

EG  669          Herr, gib mir Mut zum Brücken bauen
EG  334          Danke für diesen guten Morgen
EG  170          Komm Herr segne uns.

Segen

Herr, segne uns, damit wir immer in deiner Liebe bleiben.
Segne unser Miteinander, damit es erhalten bleibt.
Segne jeden neuen Tag, damit wir Gutes tun können.
Der Segen unseres Herrn sei mit uns allen.
Amen

 

Beitrag von Eva Bormann, Sickte