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17.04.2009 Kategorie: Andacht

Andacht April 2009

Gott hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben. Kol 2,14 (E)

Als ich diese Zeilen, die Paulus an die Kolosser schrieb, las, fielen mir als Erstes die Menschen ein, die von finanziellen Schulden belastet sind. Frauen, die nach der Trennung die Schulden ihres Ex-Mannes zurück zahlen müssen, oder Familien, die immer neue Kredite aufnehmen, um ihren Kindern und sich selbst vieles ermögli-chen zu können, was die Werbung, die Gesellschaft vorgibt. - Auch sie wollen dazu gehören und mitreden können.
Ein Schuldenreport von Caritas, Diakonie, Roten Kreuz und Verbraucherzentralen meldet, dass 3, 1 Millionen deutsche Haushalte überschuldet sind, d. h. jeder zwölfte Haushalt. Si-cher kennen Sie auch Betroffene und wissen, wie sehr diese Schulden einen Menschen niederdrücken und zur ständigen Belastung werden können. Dann aber fallen mir auch noch die gegenseitigen Beschuldigungen ein. Manchmal sogar in Form von Schuldbriefen, die, so sagt der Volksmund: „Man sich hinter den Spiegel stecken kann." Eltern schreiben ihre Erwartungen an ihre Kinder, mit der Vorhaltung, was sie alles für ihre Kinder getan haben, z. B. Verzicht geübt, immer nur gearbeitet, alles in Ausbildung und Nachhilfe investiert, nie an sich selbst gedacht...
Kinder ihrerseits zählen auf, was Eltern an ihnen versäumt haben, z. B. keine Zeit gehabt, alles mit Geld geregelt, nur an ihre Karriere gedacht und nicht gemerkt, wie schlecht es mir zeit-weise ging und usw.. Viele Dinge könnte ich aufzählen.
Gegenseitige Schuldzuweisungen zerstören Vertrauen, machen Familien kaputt. Wie schön wäre es, wenn wir sagen könnten: „Es tat weh, du hast mich verletzt, aber ich verzeihe dir!"
Verzeihen können heißt für mich, einen Neuanfang beginnen. Ewig wegen erlittenen Unrechts grollen? Damit tut man sich nichts Gutes.
„Wer verzeihen kann, lebt offenbar gesünder", so belegen es zwei Studien aus den USA, wie ich neulich gelesen habe. Auch ein Forscherteam aus den Niederlanden kam zu ähnlichen Re-sultaten. Aber woher nehmen wir die Kraft, anderen verzeihen zu können?! Eine Erfahrung, die Mahatma Gandhi mit seinem Vater gemacht hat, ist eine meiner Lieblingsgeschichten. Die Tränen der Liebe
Mahatma Gandhi, der indische Freiheitskämpfer, stahl als Fünf-zehnjähriger seinem Bruder ein Stück von dessen Goldarm-band. Gandhi geriet in eine große innere Auseinandersetzung.
Aber das war mehr, als ich tragen konnte. Ich beschloss, nie wieder zu stehlen. Ich bereitete mich auch darauf vor, die Tat meinem Vater zu gestehen. Doch ich wagte nicht zu sprechen. Nicht dass ich gefürchtet hätte, mein Vater werde mich schla-gen. Ich kann mich nicht erinnern, dass er je einen von uns ge-schlagen hätte. Was ich fürchtete, war, ihm Kummer machen zu müssen. Doch ich fühlte, es müsse riskiert werden; es konnte keine Klärung geben ohne klares Geständnis.
Schließlich beschloss ich, das Geständnis niederzuschreiben, es meinem Vater zu geben und ihm um Verzeihung zu bitten. Ich schrieb es auf einen bogen Papier und überreichte es ihm selber. In dieser Niederschrift bekannte ich nicht nur meine Schuld, sondern erbat für mich angemessene Bestrafung und schloss mit der Aufforderung an ihn, nicht sich selbst für meinen Fehltritt zu strafen. Ich gelobte auch, hinfort nie mehr zu stehlen. Ich zitterte, als ich dieses Geständnis meinem Vater aushändig-te. Er litt damals an einer Fistel und war ans Bett gefesselt. Sein Bett war ein glattes Holzbrett. Ich händigte ihm die Niederschrift aus und setzte mich dem Brett gegenüber.
Er las sie durch. Tränen liefen über seine Wangen und be-netzten das Papier. Einen Augenblick schloss er die Au-gen im Nachdenken, dann zerriss er die Notiz. Wir können unsere Schuldbriefe auf den Tisch legen, auch wenn es uns schwer fällt. Wir können sie vor Gott bringen, „denn Gott hat den Schuldschein, der gegen uns sprach durch-gestrichen und seine Forderungen, die uns anklagen, aufgeho-ben." Kol. 2, 14 Er schenkt uns durch seine Liebe die Kraft, dass wir auch unse-ren Mitmenschen verzeihen können. Trotz allem, was uns und anderen misslungen ist, können wir glücklich werden. ...und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unse-ren Schuldigern. Amen Lieder
Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen
EG 604 Wo ein Mensch Vertrauen gibt
EG 612 Herr, gib mir Mut zum Brückenbauen
EG 365, 1-4 Von Gott will ich nicht lassen
EG 324, 1-4, 7-13 Ich singe dir mit Herz und Mund
Gebet
Christus, wie macht man das: Schuld bekennen?
Die ganze Woche über habe ich versucht, mich zu rechtferti-gen, gut dazustehen vor mir selbst und vor anderen.
Schuld habe ich höchstens bei anderen entdeckt.
Aber du, mein Gott, weißt,
wie oft ich mir selbst in die Tasche lüge.
Du kennst mich besser, als ich mich selber kenne.
Darum brauche ich dir´s eigentlich nicht zu sagen,
und doch will ich es bekennen
such vor meinen Mitmenschen:
dass ich oft eine Rolle spiele, eine Maske trage,
dass ich oft nicht wage, meine wahren Gefühle zu zeigen,
weil ich Angst habe, missverstanden oder verletzt zu werden,
dass ich oft zu feige bin, die Wahrheit zu sagen,
weil ich Auseinandersetzungen scheue
und es mit meiner Umwelt nicht verderben will,
dass ich oft zu bequem bin, mich auf Menschen einzulassen,
die mich brauchen und lieber „ich habe keine Zeit" sage. Vielleicht könnte das alles anders sein, wenn ich dich,
Christus,
nicht immer wieder am Sonntag in der Kirche
zurückließe.
Vergib mir,
dass du in meinem Alltag nur eine Nebenrolle spielst
und dass ich so selten wage, ganz ich selbst zu sein,
wie du mich gemeint hast.
Mach mich frei von meiner Vergangenheit,
nimm alles weg von mir, was falsch war,
und schenke mir und allen,
die wir heute gemeinsam an deinen Tisch treten,
die Chance und die Gnade eines neuen Anfangs.
Gott, erbarme dich!
Chr.Kr.  
Beitrag von Christiane Müller, Braunschweig