Man wäre ja manchmal schon froh, wenn der erste Teil des Gebotes aufmerksamer
befolgt würde ... Klatsch und Tratsch sind Gift. Doch eins nach dem Anderen.
Eigentlich ist die Fähigkeit, reden zu können, etwas ganz Besonderes. Es kommt
aber eben auf die Qualität der Worte an. Die Gabe reden zu können, fällt uns ganz
besonders da auf, wo ein Mensch nicht mehr reden kann, weil eine schwere Krankheit
ihn dieser Fähigkeit beraubt hat. Wie schwierig ist es da, sich zu verständigen, ja
herauszufinden, was der Andere eigentlich sagen möchte.
Im Allgemeinen reden Menschen gern und viel. Leider kommt es auch häufig vor,
dass sie aneinander vorbeireden, sich missverstehen und verletzen. So schnell ist mit
dem Geredeten Unheil angerichtet. Wie leicht ist etwas gesagt, das dem andern wehtut.
Wie rasch ist etwas ausgesprochen, das vielleicht gar nicht wahr ist. Vielleicht ist
es Ihnen auch schon so ergangen wie mir: Ich habe Worte gesagt, die ich eigentlich
nicht sagen wollte, aber da war es schon zu spät und ich konnte das Gesagte nicht
ungeschehen machen. Oder ich habe mich beim Reden über Abwesende ertappt. Ja,
das Reden ist zum einen eine wunderbare Gabe, zum anderen aber eine gefährliche
Gabe, mit der wir behutsam umgehen sollten.
Auch bei Matthäus im 15. Kapitel ist zu lesen: Nicht das, was in den Mund hineinkommt,
verunreinigt den Menschen, sondern was aus dem Mund herauskommt, das
verunreinigt den Menschen. Wer gemeine und ungerechte Dinge sagt, kann kein
gütiger, liebevoller Mensch sein. Was ein Mensch sagt, zeigt seine innere Haltung.
Manches sagt man aber auch aus einer Gedankenlosigkeit heraus, weil zuerst gesprochen
und dann überlegt wird. Dagegen können wir etwas tun – wir müssen nur unser
Reden filtern. Genau wir beim Kaffeekochen. Filtern entfernt Bitterstoffe – beim
Kaffeekochen wie beim Reden. Und ich denke, es gibt verschiedene Filtersysteme,
die wir beim Reden einsetzen können.
1. Der Wahrheitsfilter
Erst reden, wenn wir uns sicher sind: das, was wir sagen wollen, ist wirklich wahr.
2. Der Sprichwortfilter
Das lässt sich am einfachsten so verdeutlichen:
‚Zur rechten Zeit das rechte Wort‘, und daneben die Fähigkeit, ohne Worte
auszuharren; frei nach dem Motto ‚Reden ist Silber, Schweigen ist Gold‘.
3. Der Wichtigste – der Herzlichkeitsfilter
Ist das, was wir sagen, gut gemeint? Wenn nicht, verzichten wir lieber darauf, es zu
sagen. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass es offenbar viel einfacher ist, etwas
Negatives über Jemanden zu erzählen als etwas Gutes. Worte des Lobes, ein Kompliment,
ein Wort der Anerkennung – das alles sind Worte, die Freude bereiten, die
aufrichten, trösten, ermutigen, motivieren, ja, die sogar eine heilende Wirkung auf
andere haben können.
Und 4. Der „Gottesfilter“:
Wie stehen wir vor Gott da? Hätte Gott Freude an uns, wenn er unsere Worte hören
könnte? Oder müssten wir uns in Grund und Boden schämen?
„Redet, was gut ist, was erbaut und notwendig ist, damit es Segen bringe, denen die
es hören.“, sagt unser Monatsspruch. Das ist wichtig: Wir sollen uns an das halten,
was gut ist, was erbaut, damit es Segen bringt.
Bitten wir Gott, uns auf den rechten Weg zu führen.
Bitten wir ihn, uns schweigen zu lassen, wo Worte fehl am Platz sind.
Und bitten wir Ihn, unsere Lippen vor bösen und unwahren Worten zu bewahren,
damit unser Tun, Reden und Handeln zum Segen werden.
Lieder
EG 607 Vertrauen wagen
EG 236 Ohren gabst du mir
EG 412,1-4 So jemand spricht
der Kanon: Gib uns Ohren…
Gebet
EG 748 Psalm 119
Wintergebet
Gott, Vater im Himmel,
wie der Schnee im Winter auf den Häusern liegt,
so lege deinen Segen auf alle Menschen,
wie die Kälte uns umfängt, so umgebe uns dein Schutz.
Möge dein Licht in alle Häuser und in alle Herzen scheinen.
Jeder habe es warm in seinem Inneren und in seinem Zuhause.
Öffne uns die Augen für die Nöte der Anderen.
Behüte unsere Schritte und Wege,
damit wir alle gesund und unversehrt an Körper und Seele diesen Winter
und das gesamte, noch vor uns liegende Jahr erleben.
Gemeinsam beten wir: „Vater unser ...“
Segen
Der Segen Gottes, des Schöpfers, komme über dich –
nach seinem Wort entstand die Welt.
Der Segen Gottes, des Sohnes, berge dich –
seine Worte rufen ins Leben.
Der Segen Gottes, des Heiligen Geistes, geleite dich –
sein Wort bringt Trost auf allen Wegen.
Amen.